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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Aufständen komme, würden unsere Soldaten im Handumdrehen Ordnung schaffen. Gestern Abend sind aus allen Himmelsrichtungen Drachen eingeflogen und haben sich auf den Feldern vor den Stadtmauern niedergelassen, dort, wo früher die Schafe weideten.«
    »Früher?«, hakte Wasab nach.
    »Ja«, bestätigte seine Frau. »Es waren viele Drachen und sie hatten Hunger. Den Hirten haben sie übrigens nicht ein Härchen gekrümmt, die sind alle mit einem Schrecken davongekommen.«
    »Wir leben in schweren Zeiten«, seuzfte Wasab. »Aber … vielleicht schaffen ja die großen Zauberer Abhilfe?«
    Trix blickte möglichst konzentriert und selbstgewiss drein.
    Wasab seufzte erneut. »Ich werde mich jetzt wohl ein wenig hinlegen. Die Reise hat mich erschöpft. Was ist mit dir, Trix? Willst du auch etwas ausruhen?«
    »Ich? Nein, nicht unbedingt«, erwiderte Trix. »Ich würde mir gern die Stadt ansehen.«
    »Karim!«, rief der Kaufmann seinen ältesten Sohn. »Du wirst den Magier aus dem Norden durch die Stadt führen. Zeige ihm alles, was er sehen will. Sei so gastfreundlich, wie es sich für einen wohlerzogenen Jüngling ziemt!«
    Der Junge nickte begeistert. Seine Brüder sahen ihn neidisch an.
    »Du hast doch nichts dagegen, wenn mein Sohn dich begleitet?«, wandte sich Wasab an Trix. »Ich will ganz offen sein, eigentlich müsste ich das machen …«
    »Ganz bestimmt nicht!«, beteuerte Trix. »Das ist überhaupt kein Problem. Karim wird mir sicher alles zeigen! Ist doch so, oder, Karim?«
    »Oh Freund meines Vaters, Gast unseres Hauses …«
    »Das Oh ist nicht nötig«, bat Trix. »Und auch die anderen Ausschmückungen nicht. Nenn mich einfach großer Zauberer!«
    »Großer Zauberer, ich werde dir alles zeigen, was unsere prächtige Stadt zu bieten hat!«
    Der Junge stürzte ins Haus, um sich umzukleiden, Trix ging ebenfalls in sein Zimmer, um den Stock dort zu deponieren. Wenn er mit der Stadt Bekanntschaft schloss, wollte er ihr nicht gleich unter die Nase reiben: Hier kommt ein großer Zauberer!

4. Kapitel
    In jeder Stadt gibt es einerseits Teile für die Einwohner, andererseits Ecken, zu denen sie die Touristen bringen, die sie selbst aber meiden – auch wenn sie noch so stolz auf sie sind.
    Eine Stadt rühmt sich beispielsweise ihrer alten Pyramide. Früher einmal stieg jeden Morgen ein Priester in vergoldetem Lendenschurz auf sie, um mit nörgelnder Stimme die Sonne zu bitten aufzugehen. Sobald der Priester befand, die Sonne weigere sich, wurde ihm ein wunderschönes Mädchen gebracht, das er mit einem Fußtritt in einen endlos tiefen Brunnen beförderte. Litt er an übler Laune, Schlaflosigkeit oder Heiserkeit, bedurfte es enorm vieler schöner Mädchen. Diese traurige Geschichte berührt noch heute, die Pyramide ist zwar alt, aber noch immer schön, wen würde es also erstaunen, dass jeder Besucher sie aufsucht, sie manchmal gar unter ordentlichem Geächze und viel Schweiß erklimmt, was wiederum sofort Mitgefühl mit dem Priester in ihm aufkeimen lässt, der doch allmorgendlich diese Kraxelei bewältigen musste. Letzten Endes bleibt die Pyramide aber etwas für Touristen! Ein Städter wird für sie nie mehr als den flüchtigen Gedanken übrig haben: Ich müsste mal da rauf!
    Dafür wird ein Tourist wiederum nie den Lieblingsmarkt der Einheimischen besuchen. Da ist es schmutzig und stinkt, da lümmelt sich ein räudiger Hund unterm Stand des Fleischers im Schatten, da spuckt der Gemüsehändler immer mal wieder auf die Tomaten und poliert sie mit seinem dreckigen Hemdsärmel auf Hochglanz. Nein, ein Tourist geht in die große Markthalle, die auf Geheiß des Stadtgouverneurs im Zentrum erbaut worden ist und mit Marmorsäulen sowie unterirdischen Stellplätzen für die Fuhrwerke aufwartet. Die Waren sind dort die gleichen wie auf dem kleinen Markt, kosten allerdings das Doppelte oder Dreifache. Dafür tragen die Verkäufer aber auch die farbenprächtige Nationaltracht.
    Als kluger und wohlerzogener Junge zeigte Karim Trix als Erstes die Sehenswürdigkeiten Dachrians, die da wären: jener Felsen, auf dem der Sultan Guram vor tausend Jahren das Gelübde ablegte, eine Stadt zu erbauen, sofern er den Biss eines Skorpions, der ihm gerade zusetzte, überlebte; das Grab des Sultans Guram mit den legendären Flachreliefs und Mosaiken; die Grabstätten der drei Frauen des Sultans Guram, die berühmt dafür waren, dass niemand mehr wusste, wer wo lag; die große Markthalle mit den Marmorsäulen und den unterirdischen

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