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Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx

Titel: Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Stellplätzen für die Fuhrwerke; das Viertel der Mystiker, die in Samarschan eine Kreuzung zwischen Zauberern, Alchimisten und Priestern darstellten, weshalb die drei letztgenannten Gruppen – sonst stets uneins – sämtliche Mystiker einmütig hassten; den Palast des Sultans Abnuwas mit all seinen blühenden Gärten, in die das einfache Volk drei Mal im Jahr eingelassen wurde: am Geburtstag von Abnuwas, am Geburtstag des Stammesvaters Guram und am Geburtstag des Großwesirs Akhsogud; die Akademie der Künste und des Handwerks, die unter dem Patronat des Großwesirs stand, sowie selbstverständlich die allerneueste Sehenswürdigkeit: den Turm der Zauberer, der kürzlich bis unters Dach mit Matsch aus den Salzsümpfen angefüllt gewesen war. Inzwischen war der eingetrocknete Schlamm fast vollständig wieder herausgetragen worden, hatte der weise Großwesir doch allen Helfern versichert, sie dürften die Hälfte der im Dreck entdeckten Kostbarkeiten behalten (entsprechend groß war der Andrang von Freiwilligen). Die überlebenden Zauberer Dachrians weigerten sich indes strikt, in den Turm zurückzukehren, und hatten bereits einen neuen gebaut, gleich neben dem alten, der noch höher und noch prachtvoller war und aus – gezaubertem, versteht sich – Marmor, Onyx und Malachit bestand.
    In der Nähe ebendieses Turms ruhten Trix und Karim nun auf einer steinernen Bank aus. Sie hatten bei einem Händler in Honig getränktes Gebäck und eine Schale frischen Datteltees erstanden. Trotz der Hitze wimmelte es hier von Menschen, denn vor allem Kinder drückten sich nur zu gern in der Nähe der Magier herum. Zuweilen erteilten diese ihnen nämlich kleine Aufträge, Gerüchten zufolge waren einige Glückspilze sogar als Zauberlehrlinge angenommen worden. Und natürlich hofften alle auf den einen oder anderen schönen Zauber.
    »Wenn ich doch auch ein Magier wäre!«, stieß Karim aus und verschlang den in der Sonne funkelnden Turm förmlich mit seinen Blicken. »Dann würde ich mir einen Palast zaubern!«
    »Der würde nicht lange stehen«, entgegnete Trix. »Kleine Dinge mögen hundert Jahre halten, wenn sie gut gemacht sind. Aber ein großes Gebäude … das braucht ständig frische Magie, damit es nicht einstürzt.«
    »Dann sieh dir doch mal den Turm an! Der steht!«
    »In dem versammeln sich ja auch ständig ganze Horden von Magiern. Aber warum verlassen Zauberer ihren Turm denn so ungern für längere Zeit? Die wollen nämlich nicht zurückkommen – und dann keinen Turm mehr vorfinden!«
    Karim sah Trix entsetzt an.
    »Der Magie sind viele Grenzen gesetzt«, erklärte dieser weiter. »Du kannst nichts Neues schaffen, sondern nur etwas Vorhandenes umzaubern. Das musst du dir in allen Einzelheiten vorstellen. Ich wollte mal ein Kleid zaubern … und herausgekommen ist eher eine Art Kartoffelsack.«
    »Könntest du auch dieses Gebäck zaubern?«, fragte Karim, während er sich den Honig von den Fingern leckte.
    »Ja«, sagte Trix. »Aber es würde nicht sättigen.«
    »Als ob es das soll! Für den Hunger gibt’s schließlich Linsensuppe. Naschwerk soll nur schmecken!«
    »Es würde dir also nichts ausmachen, wenn das Gebäck keinen Nährwert hat?«
    »Mein Papa nascht gern Halva«, erwiderte Karim lachend, »und dann sagt Mama immer: ›Demnächst passt du nicht mal mehr in die neuen Hosen!‹ Was glaubst du wohl, was er zu Halva sagen würde, die nicht dick macht?«
    Sprachlos malte sich Trix aus, welche Horizonte sich ihm hier eröffneten. Kein Magier hatte je versucht, Essen zu zaubern. Wozu auch, wenn es den Hunger nicht stillt? Dabei: Die Armen aßen, um zu leben, die Reichen jedoch, die lebten, um zu essen.
    Ganz mühelos wäre das Vorhaben natürlich nicht. Sich einen Zauberspruch für ein leckeres Essen einfallen zu lassen, dürfte recht schwierig sein. Obendrein würde sich der Zauber binnen Kurzem abnutzen, dann müsste er sich erneut ans Werk machen …
    Und dennoch! Was für Möglichkeiten!
    »Ich danke dir, Karim«, sagte Trix. »Seit heute bin ich ein Zauberer mit Zukunft!«
    Karim blinzelte Trix nur verständnislos an. Gerade als dieser ihm die neue, nämlich diätetische Anwendungsmöglichkeit der Magie erläutern wollte, fiel sein Blick auf eine vorbeigehende Gruppe. Rasch drehte er sich weg.
    An den beiden gingen drei Gestalten vorbei. Mit zweien von ihnen hätte Trix unbedingt rechnen müssen, verbieten es die frappierenden Gesetze einer Abenteuergeschichte doch regelrecht, dass jemand alten Feinden

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