Trix Solier - Odysee im Orient - Lukianenko, S: Trix Solier - Odysee im Orient - xx
entkommt, wenn sich diese in derselben Stadt aufhalten. Diese beiden waren also niemand anders als der Co-Herzog Sator Gris und sein Sohn Derrick. Sie trugen Samarschaner Tracht, weite Pumphosen, lockere, weiße Hemden und flache, runde Kappen. Die Sonne hatte ihre Gesichter gebräunt, der Kummer sie erschreckend ausgezehrt. Trotzdem bestand kein Zweifel: Sie waren es!
Diese unangenehme Begegnung an sich hätte genügt, Trix die Stimmung zu vermiesen. Zu allem Überfluss befand sich in ihrer Begleitung aber noch ein dritter Mann.
Und der stapfte, ungeachtet der Hitze, in einer funkelnden Rüstung aus schwarzem Metall durch die Straßen. Ein Helm mit heruntergeklapptem Visier bedeckte sein Gesicht, an seinem Gürtel hing ein gewaltiges Schwert. Als Trix diesen Herrn das letzte Mal gesehen hatte, war er gerade über Bord gegangen: der Ritter und Magier Gavar. Trix hatte die Fürstin Tiana den Klauen dieses Vitamanten entrissen und damit sämtliche Pläne dieser Schurken vereitelt, ihrem Einfall ins Königreich durch eine Ehe einen rechtmäßigen Anstrich zu geben.
»Karim!«, flüsterte Trix. »Da drüben sind meine Feinde! Wenn die mich entdecken, geht diese Geschichte übel aus!«
Sofort schirmte Karim Trix ab und setzte die unschuldigste Miene auf. Möglicherweise waren die drei Fremden ja durch ihr Gespräch abgelenkt oder erwarteten einfach nicht, ihrem Erzfeind in Dachrian zu begegnen – jedenfalls liefen sie unbekümmert an ihnen vorbei. Trix fing einen Gesprächsfetzen auf.
»… glaube ich einfach nicht. Evykait ist der Gebieter über Leben und Tod! Er ist stärker als jeder Magier!«, stieß Sator aus – und seine Stimme klang, als wolle er dem Anführer der Vitamanten nicht nur schmeicheln, sondern als sei er von dessen Größe wirklich überzeugt.
»Kein Magier kann sich mit Evykait messen«, ließ sich Gavar mit kalter Stimme vernehmen. »Nur ist der Mineralisierte Prophet eben weit mehr als ein Magier.«
»Du willst uns doch wohl nicht weismachen, dass er tatsächlich ein Prophet ist, verehrter Gavar!«, höhnte Sator.
»Das will ich nicht«, entgegnete Gavar. »Trotzdem muss man …« Mit einem Mal erstarrte er. Ein leises metallisches Knirschen war zu hören, sein eines Bein hing starr in der Luft. »Aah!«, brüllte er. »Der verfluchte Bengel!«
Trix hielt entsetzt die Luft an.
»Trix?«, fragte Sator.
Der verfluchte Bengel vergaß völlig, dass er ein mächtiger Magier war, der Gavar bereits in einem Duell bezwungen hatte, und hielt sich nur bereit, Fersengeld zu geben.
»Mein Knie!«, stöhnte Gavar. »Hau mir aufs Knie! Die Rüstung ist eingerostet, ich krieg das Bein kaum noch gekrümmt!«
»Verstehe«, sagte Sator und rammte Gavar mit offenkundigem Vergnügen die Stiefelspitze vors Knie. Quietschend bog sich das Bein des Vitamanten.
»Du machst dir keine Vorstellung, wie einsam und allein ich war, als ich über den Meeresgrund zum Ufer trottete!«, lamentierte Gavar. »Schlamm, Algen, Schiffwracks und Kraken! Und Garnelen! Scharenweise haben die sich bei mir eingenistet! Dabei hasse ich die Viecher!«
Nur dass Garnelen faules Fleisch lieben, dachte Trix gehässig und entspannte sich wieder.
Seine Feinde gingen zum Turm der Samarschaner Zauberer und Gavar klopfte mit der in einem Panzerhandschuh steckenden Hand an die Tür. Die wurde sofort geöffnet, anscheinend hatte man auf sie gewartet.
»Glück gehabt«, murmelte Trix. »Ich danke dir, Karim. Du hast ja selbst gehört, wie die mich hassen.«
»Hab ich nicht«, widersprach Karim. »Ich verstehe doch eure Sprache überhaupt nicht. Mehr als bis zehn zählen und ein paar Brocken wie Tzüser Virsig! Tzüs! oder Tolliges Eletzir, mackt dick wie Junge! kann ich nicht.«
»Und wie unterhalten wir beide uns dann?!«
»Ja wohl nicht in eurer Sprache!«
»Aber ich kann kein Samarschanisch!«, rief Trix.
»Vielleicht bist du ein Genie, oh großer Zauberer!«
»Äh … also …«, stammelte Trix, »dumm bin ich nicht. Aber Sprachen sind nicht meine starke Seite, da bin ich echt kein Genie.«
Mit einem Mal lachte Karim. »Aber natürlich, großer Zauberer, du hast doch mit den Drachen gesprochen!«
»Ja, und?«
»Drachen sind mächtige Zauberer. Da sie jedoch keine Begabung für Fremdsprachen haben, bringen sie ihrem Gegenüber mit einem Zauber ihre Sprache bei. Sie haben mit dir doch Samarschanisch gesprochen, oder?«
Trix sah ihn ratlos an.
»Ganz bestimmt haben sie das«, sagte Karim. »Die Drachen haben, glaube ich, auch
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