Trixie Belden 04 - Trixie Belden entlarvt den falschen Onkel
herauszufinden, warum Dinah sich am Samstag geweigert hatte, ans Telefon zu kommen.
Es gab keine Erklärung dafür — es sei denn, Harrison, der sie nicht leiden mochte, hatte gelogen. Vielleicht ist er der Meinung, daß ich nicht der richtige Umgang für Dinah bin, weil er mich dabei ertappt hat, wie ich die Kerze aus dem Halter nahm, überlegte Trixie immer wieder.
Am Montag saß Dinah nicht mit im Schulbus, aber das war nicht weiter ungewöhnlich, denn sie wurde sehr oft mit dem Wagen zur Schule gebracht.
Trixie rannte als erste in die Garderobe und fand Dinah wirklich dort, wie sie gehofft hatte. Doch plötzlich war ihre Zunge wie gelähmt. Das ganze Wochenende über hatte sie sich überlegt, was sie Dinah sagen wollte; nun aber brachte sie nur ein paar konfuse Worte heraus: „Oh, hallo, Dinah!“
„Mit dir rede ich nicht mehr“, antwortete Dinah laut und rauschte davon.
Trixie starrte ihr verständnislos nach. Harrison hatte also doch nicht gelogen. Als Brigitte durch die Tür kam, sagte sie: „Dinah redet nicht mehr mit mir. Ich habe dir noch nichts davon erzählt, Brigitte, aber als ich sie am Samstag anrufen wollte, ging sie nicht ans Telefon. Und ich weiß nicht, warum.“ Brigitte stöhnte. „Du liebe Zeit, Trixie, du hast sie beleidigt! Sie weiß bestimmt, daß du ihren Onkel für einen Schwindler und einen Dieb hältst.“
Trixie schüttelte den Kopf. „Das kann sie gar nicht wissen, es sei denn, jemand von uns hätte es ihr erzählt — und das ist unmöglich!“
In diesem Augenblick erklang die Schulglocke, und die beiden Freundinnen liefen in ihr Klassenzimmer. Den ganzen Vormittag lang saß Trixie wie betäubt in ihrer Bank und beteiligte sich nicht am Unterricht. Als sie einmal aufgerufen wurde, stotterte sie erbärmlich und brachte kein vernünftiges Wort heraus.
Die Klassenlehrerin sagte kurz: „Trixie, tut mir leid, aber ich muß nach dem Unterricht mit dir sprechen. Rufe am besten deine Mutter an und sage ihr Bescheid, daß du später nach Hause kommst. Der Bus wird heute ohne dich fahren müssen.“
Trixie nickte, aber sie hörte kaum zu. Während der Pause vergaß sie vollkommen, ihre Mutter anzurufen, und hätte Brigitte sie nicht daran erinnert, daß sie noch zur Lehrerin mußte, dann wäre Trixie wie jeden Tag in den Bus gestiegen.
„Uff!“ schrie sie und packte Martin gerade noch rechtzeitig am Ärmel, als er in den Bus verschwinden wollte. „Ich nehme später ein Taxi, wenn noch etwas von mir übrig ist.“ Dann rannte sie zur Schule zurück, ohne seine Antwort abzuwarten.
Fräulein Golden, die Lehrerin, war nicht böse, nur verwundert. „Du bist eine gute Schülerin, Trixie“, sagte sie, „aber nur, wenn du aufpaßt. Hast du irgend etwas auf dem Herzen?“
„Ja“, erwiderte Trixie. „Eine meiner besten Freundinnen ist böse auf mich.“
Fräulein Golden lachte. „Na ja, versöhne dich wieder mit ihr, und versuche morgen im Unterricht besser aufzupassen.“ Trixie versprach, ihr Bestes zu tun, und ging dann langsam in die Garderobe. Plötzlich wurde ihr alles klar. Onkel Tony steckte hinter dieser Sache — ganz bestimmt! Er hatte Dinah gegen sie aufgehetzt. Und der Grund dafür lag auf der Hand: Er wollte verhindern, daß Trixie noch einmal von den Links eingeladen wurde. Sie sollte keine Gelegenheit bekommen, sich die Familienporträts in der Galerie anzusehen. Er war schlau vorgegangen — denn wenn Dinah nicht mehr mit ihr sprach, konnte Trixie ihr auch keine Fragen stellen, die unangenehm für Onkel Tony werden konnten, wenn er ein Betrüger war...
Doch das stand für Trixie inzwischen völlig fest. Sie schlüpfte in ihre Jacke und verließ die Schule, ohne nach einem Taxi zu telefonieren. Wenn sie eine Stunde später nach Flause kam, würde kein Mensch sich Sorgen machen. Sie mußte jetzt etwas unternehmen!
Am Sonntag abend hatte Trixie heimlich den Stadtplan studiert, der im Handschuhfach des Wagens lag. Sie hatte sich den Weg genau eingeprägt, den sie gehen mußte. Rasch durchquerte sie nun die Stadt, verließ die Hauptstraße und bog in eine schmale, schmutzige Straße ein. Sie war gesäumt von windschiefen, zweistöckigen Häusern, die so heruntergekommen aussahen, daß Trixie jede Minute erwartete, von einem fallenden Dachziegel getroffen zu werden.
Hier gibt es nichts, wovor man sich fürchten müßte, sagte sie sich immer wieder. Früher war das einmal eine Dorfstraße. Ich wünschte bloß, hier würden nicht so viele komische Leute
Weitere Kostenlose Bücher