Trixie Belden 05 - Trixie Belden und das Geheimnis im Wald
gut nachfühlen. Mir geht es genauso“, erwiderte Herr Kramer, während er seine Brille putzte. „Immer wenn ich schwitze, läuft meine Brille an, und ich sehe nichts mehr.“ Mit kurzsichtigen Augen blinzelte er Uli an. „Sie sehen Ihrer Schwester aber nicht besonders ähnlich, was?“
„Nein, wir sehen uns überhaupt nicht ähnlich“, versicherte Brigitte wahrheitsgetreu. Trixie gab ein kurzes, nervöses Lachen von sich. Als sich Uli schweigend auf Jupiter schwang, war sein Gesicht beinahe genauso rot wie sein Haar. „Ich glaube, wir sollten uns auf den Heimweg machen“, murmelte er unsicher.
„Sie haben recht“, pflichtete ihm Herr Kramer bei. „Für mich ist es auch höchste Zeit. Ich muß zum Zug, die Zeitungen aus der Stadt abholen. Ich werde die Abkürzung nehmen. Ihr junges Volk haltet euch aber besser an den Reitweg.“
Sie sahen ihm noch eine Weile nach, wie er zwischen den Bäumen verschwand. Trixie atmete erleichtert auf. „Puh! Wie kann ein Mensch bloß so neugierig sein. Sehr schlau von dir, Brigitte, daß du ihn in dem Glauben gelassen hast, Uli wäre dein Bruder.“
Ulis Gesicht war sehr ernst. „Und das war erst der Anfang“, murmelte er vor sich hin. Kummer verdunkelte seine grünen Augen. „Ich werde eine Lüge nach der anderen erfinden müssen, wenn ich mich nicht fangen lassen will.“ Er sank sichtlich in sich zusammen. „Ich glaube nicht, daß ich das aushalte.“
Trixie empfand Mitleid mit ihm. Auch sie haßte Lügen und fühlte sich jedesmal ganz elend, wenn sie die Wahrheit aus irgendeinem Grund umgehen mußte. „Du hast ja gar nicht richtig gelogen, Uli“, versuchte sie ihn zu trösten. „Und Brigitte auch nicht. Außerdem braucht der neugierige alte Kerl seine Nase nicht in deine Angelegenheiten zu stecken.“
In niedergeschlagener Stimmung ritten sie zum alten Landhaus zurück.
„Vielen Dank“, sagte Uli, als er Brigitte Jupiters Zügel übergab. „Falls ich euch zwei nicht mehr wiedersehen sollte, möchte ich euch noch sagen, wie dankbar ich für alles bin, was ihr für mich getan habt.“
„Bitte, Uli!“ Brigittes Augen füllten sich mit Tränen. „Versprich uns, daß du nicht fortgehst, ohne uns vorher Bescheid zu sagen.“
„Versprechen kann ich euch überhaupt nichts“, stieß er heftig hervor und kletterte übers Fensterbrett.
Reger erwartete die Mädchen schon im Stall. Er warf Trixie einen prüfenden Blick zu. „Du siehst mir ziemlich mitgenommen aus“, lächelte er. „Ich versorge Lady schon. Lauf nur nach Hause, geh!“
„Danke“, murmelte Trixie und stolperte müde den Weg hinunter. Sie war so erschöpft, daß sie sich nicht vorstellen konnte, wie sie noch die Hühner füttern sollte. Aber irgendwie schaffte sie es dann doch, Futter zu streuen und die Eier einzusammeln. Als sie aus dem Hühnerstall kam, sah sie ihren Vater den Wagen in die Garage fahren.
„Gibt es etwas Neues von Herrn Frank?“ rief sie ihm entgegen.
Herr Belden schloß umständlich das Garagentor, bevor er antwortete.
„Ja“, sagte er dann ernst, „leider. Er ist heute nachmittag gestorben.“
„Oh, Paps!“ Trixie blickte zum alten Landhaus hinauf und dachte: Armer Uli! Nun ist er ganz allein auf der Welt. Auch wenn Herr Frank ein gemeiner alter Geizhals war, so war er doch der einzige Mensch, den Uli gehabt hat. Laut erkundigte sie sich bei ihrem Vater: „Hat er noch etwas gesagt, bevor er gestorben ist? Wegen seines Testaments, meine ich.“
„Nein.“ Herr Belden sah sehr ernst aus. „Er hat das Bewußtsein nicht mehr wiedererlangt. Wir versuchen noch immer, irgendwelche Angehörigen ausfindig zu machen, aber bisher ohne Erfolg. Er hatte einen Neffen, das weiß ich. Aber der ist vor fünf Jahren gestorben, und niemand weiß, was aus seiner Witwe geworden ist.“ Langsam ging er mit Trixie zum Haus. „Wirklich zu dumm, denn das Grundstück ist völlig schuldenfrei und recht wertvoll. Die Witwe und ihre Kinder, falls sie welche hat, würden das alles erben.“
Trixie wollte schon bemerken, es sei ja immerhin möglich, daß die Witwe noch einmal geheiratet hatte, aber sie hielt es für klüger, den Mund zu halten. Diese Spur würde geradewegs zu Hansen führen, und gerade das war ja nicht in Ulis Sinn.
Am nächsten Morgen erledigte Trixie in aller Eile ihre alltäglichen Arbeiten. Endlich konnte sie zu Uli hinauflaufen, ihm die traurige Botschaft zu überbringen.
„Er ist tot, Uli“, teilte sie ihm traurig mit. „Es tut mir furchtbar leid. Ich
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