Trixie Belden 16 - Der Fall Heuschrecke
den Menschen, die sie benutzt hatten. Dann begann sie über die Ausgrabung der römischen Stadt Pompeji zu berichten.
Trixie hörte nicht einmal den Gong, der das Ende des Unterrichts ankündigte, so versunken war sie in ihre Vorstellung von pompejanischen Gärten und Palästen, Theatern und Bädern.
Brigitte stieß sie an und sagte: „Du, wach auf, der Unterricht ist vorbei!“
„Oh!“ Trixie blinzelte und sah auf. Die anderen Schüler verließen bereits den Saal. „Mann, das war wirklich spannend!“ sagte sie.
„Wir fragen Fräulein Höfer gleich, ob wir die Münzen abzeichnen dürfen“, schlug Brigitte vor. „Sie sitzt noch am Pult und liest einen Brief. Die Gelegenheit ist so günstig wie nie.“
Trixie nickte. Sie nahm ihre Bücher und ging mit Brigitte zwischen den Tischen durch nach vorn.
„Fräulein Höfer“, sagte sie bittend, „wir wollten Sie etwas fragen.“
Die junge Lehrerin sah rasch auf. In ihren Augen stand ein Lächeln. „Oh, Trixie und Brigitte! Ich dachte, ihr wärt schon alle gegangen.“ Sie steckte den Brief, den sie eben gelesen hatte, in den Umschlag zurück. „Kann ich euch helfen?“
Brigitte erklärte ihr, was sie vorhatten. „Könnten wir vielleicht jetzt noch ein bißchen hierbleiben und ein paar der Münzen abzeichnen?“ fragte sie schüchtern. „Natürlich nur, wenn Sie Zeit haben.“
„Sicher, das ist eine gute Idee“, erwiderte Fräulein Höfer. „Ich habe jetzt Mittagspause und kann hier ein paar Hefte korrigieren, während ihr zeichnet. Den Schaukasten können wir leider nicht öffnen. Am besten setzt ihr euch dicht davor, damit ihr die Münzen genau ansehen könnt.“
„Prima!“ rief Trixie. „Dann fahren wir erst mit dem Nachmittagsbus nach Hause. Wir sagen nur noch schnell Uli und Klaus Bescheid, damit sie sich zu Hause keine Sorgen um uns machen.“
„Gut.“ Die junge Lehrerin stand auf. „Ich hole inzwischen die Hefte aus dem Lehrerzimmer. Wir treffen uns dann in fünf Minuten wieder hier.“
Kurze Zeit später rückte Fräulein Höfer mit Hilfe der Mädchen den Tisch mit dem Schaukasten ans Fenster, und Trixie und Brigitte setzten sich mit ihren Zeichenmappen davor. Trixie fing nicht sofort zu zeichnen an. Sie betrachtete zuerst minutenlang die Münzen auf dem schwarzen Samt, kaute an ihrem Bleistift und las die Hinweise auf den Schildchen.
Inzwischen hatte sich Brigitte schon an die Arbeit gemacht. Neben ihre erste Zeichnung schrieb sie: „Diese römische Münze wurde in Indien gefunden. Das beweist, daß zwischen dem römischen Kaiserreich und Indien Handelsverbindungen bestanden.“
Nun fing auch Trixie zu zeichnen an — einen Fisch, ein Messer und eine kleine Jacke. „Die ersten chinesischen Münzen waren wie die Gegenstände geformt, mit denen man Handel trieb“, schrieb sie daneben.
Als sie wieder in den Schaukasten sah, bemerkte sie eine kleine, dreieckige Münze mit einem winzigen, glockenähnlichen Gegenstand, der in der Mitte baumelte.
„Ist das nicht eine hübsche Münze?“ sagte sie unwillkürlich und deutete darauf. „Sieh mal, Brigitte, eine Art Glöckchen hängt daran!“
Fräulein Höfer hatte ihre Bemerkung gehört. Sie stand auf und kam zu ihnen. „Das ist eine meiner Lieblingsmünzen“, sagte sie. „Die Chinesen benutzten sie nicht nur als Zahlungsmittel, sondern auch als Musikinstrument. Manchmal hängten sie diese Münzen auch als musikalische Mobiles auf, die im Wind klingelten.“
„Schön!“ sagte Trixie begeistert. „Mein kleiner Bruder Bobby hätte bestimmt Spaß daran!“
Plötzlich begann Fräulein Höfer leicht zu zittern. Ihr Gesicht wurde kreidebleich, und sie setzte sich hastig auf einen Stuhl.
„Ist Ihnen nicht gut?“ fragte Brigitte erschrocken.
Die junge Lehrerin preßte die Hand gegen die Stirn. „Ach, es ist weiter nichts“, sagte sie. „Ich... ich bin nur etwas müde. Der Unterricht war heute ziemlich anstrengend.“ Trixie machte ein schuldbewußtes Gesicht. „Und jetzt können Sie nicht mal in Ihrer Mittagspause ausspannen! Wir zeichnen ganz schnell weiter, nicht, Brigitte? Dann haben wir’s bald geschafft.“
Fräulein Höfers Gesicht bekam wieder etwas Farbe. Sie lächelte schwach. „Unsinn, laßt euch nur Zeit!“ sagte sie. „Ich war vor einiger Zeit krank, wißt ihr, und werde sehr rasch müde. Aber bitte, sagt niemandem etwas davon.“ Trixie sah sie an. Sie glaubte einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen der jungen Lehrerin zu entdecken. War es Furcht?
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