Trixie Belden udn das Geheimnis im Wald
entsetztes Gesicht. „Mein Vater wird einen Wutanfall bekommen, wenn er erfährt, daß ihm jemand seine kostbaren Rebhühner wegfängt!“ Dann sah sie sich schaudernd um und flüsterte: „Schnell weg von hier, Trixie. Der Wilderer ist wahrscheinlich bewaffnet.“
Im gleichen Augenblick bestätigte sich ihre Vermutung: Kurz hintereinander fielen zwei Schüsse! Der Krach war so ohrenbetäubend, daß Susie heftig scheute. Während die Mädchen miteinander sprachen, hatten sie die Zügel hängen lassen, und ehe sie nun richtig wußten, was geschah, gingen beide Pferde durch und stürmten den schmalen Pfad entlang.
Susie raste voraus; als es Trixie endlich gelang, die Zügel aufzunehmen, war das Pferd bereits nicht mehr zu bändigen. Tannenzweige schlugen Trixie ins Gesicht und trieben ihr die Tränen in die Augen. Sie zerrte am Zügel, so stark sie konnte, aber Susie stürmte weiter, als seien tausend Teufel hinter ihr her. Dabei folgte ihr eigentlich nur Fortuna, die vor Schreck ebenfalls außer sich war. Fortuna war so dicht hinter Susie, daß Trixie einen schlimmen Zusammenstoß befürchtete, falls ihr Pferd plötzlich anhielt. Augenblicklich machte Susie allerdings keinerlei Anstalten, auch nur etwas langsamer zu laufen, aber wenn sie über einen Felsbrocken stolperte, war es unvermeidlich, daß die beiden Mädchen vom Pferd stürzten. Außerdem wand sich der Pfad in Schlangenlinien durch den Wald, und Susie kurvte im Höllentempo abwechselnd nach rechts und links, so daß Trixie die größte Mühe hatte, sich im Sattel zu halten.
Aber schließlich war Susie doch zu erschöpft, um ihr Tempo beizubehalten. Sie fiel langsam in leichten Galopp und zuletzt in Trab.
Als der schmale Pfad sich verbreiterte, schob sich Fortuna neben Susie, so daß die beiden Mädchen nun Seite an Seite ritten.
„Jetzt haben wir sie wieder unter Kontrolle“, keuchte Brigitte. Sie war sehr blaß. „Aber wo sind wir bloß gelandet?“
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung“, brachte Trixie nach einer Weile heraus. „Laß uns anhalten und auf Bobbys Kompaß schauen. Vielleicht nützt uns das etwas.“
In diesem Moment bogen die Pferde um eine Kurve, und die Freundinnen befanden sich am Eingang zu einer weiten Waldlichtung. Und zu ihrer größten Überraschung bemerkten sie mitten auf der Lichtung eine einfache kleine Hütte. Die schweißbedeckten Pferde blieben nun ganz von selbst stehen, und Trixie und Brigitte sahen sich scheu um.
Nicht weit von der Hütte entfernt war eine kleine Vertiefung im Boden, wo die Reste eines Holzfeuers glommen. Darüber hing ein schwarzer Kessel, aus dem leckere Düfte emporstiegen.
Die Mädchen starrten sich an. „Glaubst du, daß der Wilderer hier lebt?“ flüsterte Brigitte.
Trixie nickte. „Höchstwahrscheinlich. Aber dann wildert er hier bestimmt schon seit langer Zeit, denn so eine Hütte läßt sich doch nicht von heute auf morgen aufstellen und wieder abbauen. Komm, wir sehen uns das Haus einmal näher an.“
„Und wenn er uns dabei erwischt?“ fragte Brigitte ängstlich.
„Wenn er hier wäre, hätte er uns schon längst gesehen oder gehört“, erwiderte Trixie kaltblütig. Dann schwang sie sich vom Pferd und wartete, bis Brigitte ebenfalls abgestiegen war. Langsam gingen sie auf die Hütte zu und führten die Pferde am Zügel hinter sich her.
Durch eines der Fenster sahen sie, daß die Hütte sparsam, aber sauber eingerichtet war. In einer Ecke stand eine Schlafstelle, und in der Mitte des Raumes sahen sie einen rohen, selbstgezimmerten Tisch und zwei Stühle. In der Nähe der beiden Fenster hingen mehrere dicke Streifen von der Zimmerdecke herab, die fast wie Leder aussahen.
„Das ist getrocknetes, in Streifen geschnittenes Wildbret“, flüsterte Trixie plötzlich. „So hält sich das Fleisch monatelang und muß überhaupt nicht gekocht werden.“
Als sie hinter das Haus kamen, rief Trixie aufgeregt: „Schau, hier ist sogar ein Gemüsegarten! Das meiste ist schon abgeerntet, aber hier wachsen noch ein paar Rüben.“
„Ein Wilderer, der Gemüse anbaut“, murmelte Brigitte verblüfft. „Das paßt doch irgendwie nicht zusammen, Trixie.“
„Warum nicht?“ wetterte Trixie. „Wer auch immer hier lebt, befindet sich widerrechtlich auf diesem Grund und tötet Wild, das deinem Vater gehört. Und das bedeutet, daß er ein Wilderer ist.“
„Vielleicht sind wir aus unserem Gebiet herausgeritten“, vermutete Brigitte. „Die Pferde sind doch wie die Wahnsinnigen
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