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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Gefechten gegen Hatti am Gestade zurückgeblieben. Alashier, die heimkehren wollten auf ihre Insel, sobald die Hatti vertrieben wären, und die dann ihre Dörfer von den Leuten des Madduwattas und den Seeräubern besetzt fanden. Seeräuber, deren Schiffe gesunken waren – ah, bisweilen sinken Schiffe nah an der Küste, und einige können schwimmen und überleben. Unruhige aus den Städten, die das allzu geordnete Leben in Ephesos und Miletos nicht mehr ertrugen. Dann kam Mukussu, der sich nur noch Mopsos nannte, mit vielen harten Kriegern, und zeigte uns Wege – Wege, die zu Städten führten, in die die Krieger von Madduwattas, Amphilochos und Mopsos nicht hatten eindringen können, weil zu viele Hatti-Kämpfer sie schützten. Aber gegen uns konnten sie sie nicht schützen – hungrige Horden, heimatlose Wölfe, die alles reißen und fressen. Tausende sind gestorben, aber es waren immer zu viele, die noch weiterziehen konnten. Und nach uns kamen die Truppen des Mopsos und taten, was noch zu tun blieb. An Land hatten wir Wagen, Ochsenkarren, Esel, manchmal auch Pferde; auf dem Wasser begleiteten uns Schiffe. Immer zusammen: Schiffshorden und Landhorden. Pamphylien. Kilikien. Das innere Land, das die Hatti das Untere Land nennen. Das Untere Land nannten, denn sie sagen es nicht mehr. Ich war bei denen, die der Küste den Rücken wandten und landeinwärts zogen, und in den Ruinen von Hattusha haben wir gezecht mit den Azzi-Frauen und den Männern aus Kashka, die von Norden gekommen waren, um die Jahrhunderte der Unterdrückung durch die Hethiter zu beenden. Ich war auch bei denen, die in wenigen Stunden das blühende Ugarit auslöschten. Deine Heimat, Fürstin des Handels. Du wirst mir nicht vergeben, oder vielleicht doch, aber es war der seelenlose Vernichter Niemand, der mit den Horden zog; wer bin ich, der frischgeborene Odysseus, daß ich deiner Vergebung Labsal erbäte?
    Überall, wo wir entlangzogen, schlossen sich andere uns an. Überall gibt es Unterdrückung, und überall standen die Geknechteten auf, um zu knechten und sich zu rächen. Und wo wir gewesen waren, reißende tolle Wölfe, folgten die kampftüchtigen Geier des Mopsos, der neue Städte baute, um besser unterdrücken zu können. Einen guten Feldherrn hatte er, hat ihn wohl noch immer. Amphilochos. Sie werden einander an die Kehle gehen, demnächst, wenn keine anderen Kehlen mehr zu schlitzen bleiben.
    Ugarit. Suru, das wir Tyros nennen. Byblos. Sidon. Andere Städte, davor und dazwischen, Arados, Beryttos… Überall, sagte ich, schlossen sich uns andere an. Arami-Stämme, oder zuletzt hier die Pelestai, die Rache wollen, Rache am Herrn des Binsenlandes Tameri.
    Und sie war dabei, seit etwa drei Jahren. Lamashtu, die Herbe. Lamashtu, Gefäß der Fieberdämonin. Heilerin der Harten und Erlöserin der Weichen. Nach dem Kampf ging sie mit dem langen Messer über das Feld und schickte jene weit fort, die nicht mehr aufstehen konnten. Die Harten, die Führer, hat sie geheilt mit Kräutern und Zauber und Tränken, ganz so, wie die Lieblichen in der Grotte, Kirke mit dem kleinen zahmen Löwen und Kalypso die wundersam Fleischige.
    Sie hat… geredet, Ninurta. Immer wieder: von einem, den sie für hart hielt, der aber weich war. Von Flucht und Gefangenschaft, Sklaverei und Begnadigung, Warnungen vor dem Tempel und – ah, so vieles. Sie hat sich nie vergeben, daß der weiche Mann ihr das Leben schenkte und sie ihm seines nicht ausgleichend retten konnte. Er hat überlebt, ohne sie. Und weil sie ihm nicht das Leben geben konnte, wollte sie es ihm schließlich nehmen, damit die Schalen der Waage im Gleichstand schweben. Vielleicht war es die Fieberdämonin, die sie behauste. Sie fühlte sich zurückgestoßen von allem, was heil oder schön war, und weil sie glaubte, niemals Teil davon sein zu können, mußte sie all das vernichten, was sie so sehr anzog, daß es sie abstieß. Sie war in den Tod verliebt, Freund; es ist daher nur geziemend, daß der Tod sie aufsuchte, als sie zum letzten Mal geliebt hatte.
    Außerhalb von Arados… Dort haben wir unter einem Feigenbaum gelegen, und als sie satt und erschöpft war, hat sie von der Grotte berichtet, vom endlich gestillten Haß auf die Sanften der Insel. Nicht viel, aber sie hat sich verraten; ich habe sie erwürgt, mit diesen Händen hat Niemand sie erwürgt, und seitdem… seitdem ist Odysseus langsam erwacht, als ob Niemand die Waage gerichtet, die Schalen gefüllt und geleert hätte. Hier, in Ashqelon,

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