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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Es ist schrecklich wahr, was er da sagt. Das Salz ist schal geworden, und wenn man erwacht, irgendwo, an irgendeinem Morgen, und feststellt, es ist einfach nur ein weiterer Morgen, nichts Besonderes daran, und man ist einfach irgendwo und tut, was man immer getan hat, aber für jemanden, bei dem es sich nicht einmal lohnt, den Namen zu lernen…« Er zuckte mit den Schultern.
    »Könnte es sein«, sagte Tashmetu mit einem sanften Lächeln, »daß die Menge der gefüllten Beutel etwas damit zu tun hat?«
    »Ha.« Tushir, der Libu-Mann, klatschte laut und lange. Dann nahm er den Becher wieder vom Tisch und schnüffelte daran.
    »Bier riecht gut, wenn lange keines zu riechen war. Kämpfen für Silber ist gut, wenn wenig Silber da ist. Du und du, ihr zwei« – er reckte die lange Nase, wies mit ihr auf Tashmetu und Ninurta – »habt uns reich gemacht. Wozu kämpfen, wenn man mehr Gold hat, als man je an Silber ausgeben kann?«
    »Wir haben es versucht, bei allen Göttern«, sagte Khanussu; er grinste. »O ihr Götter, wie sehr wir uns bemüht haben, das Gold, das Madduwattas seinen Untertanen abgenommen hat, in den Schänken und bei den Dirnen und in den Garküchen wieder dem Volk zurückzugeben! Bis zur Erschöpfung haben wir uns bemüht.«
    »Es ist ja auch gelungen.« Pireddu, einer der alten Shardanier, lachte leise.
    »Eben!« Khanussu trampelte auf die Fliesen, als ob dort Widerworte auszumerzen seien. »Und als es gelungen war, sind wir wieder auf den Berg gestiegen und haben mehr geholt. Lag alles unberührt da; keiner hat sich bisher getraut, dorthin zu gehen, wo, wie sie sagen, der Geist des Madduwattas mit den Zähnen knirscht, und weil er nicht genug Zähne zum Knirschen hat, reißt er sie allen aus, die zu nah an dieses Kaff herankommen.«
    »Also: Ihr seid reich und wollt nach Hause. Ist es das?« Langsam, einer nach dem anderen, nickten sie; bis auf Kaidu , der auf seine verrenkten Beine blickte und mit den Ohren wackelte.
    »Du sagst es, Assyrer.« Khanussu blinzelte. »Hast du einen hilfreichen Einfall, wie ferne Heimstätten erreicht werden könnten?«
    »Mögt ihr auf dem Heimweg noch ein letztes Mal kämpfen?« sagte Odysseus; er und Keleos hatten bisher schweigend gelauscht.
    »Kämpfen? Was ist das?« Khanussu grinste; dann sagte er, fast in einer Art feierlichen Singsangs: »Wo ich herkomme, kann ein anspruchsvoller Mann drei oder vier Tage lang herrlich leben von dem, was er für einen shiqlu Silber kauft. Ein Talent wiegt dreitausendsechshundert shiqlu . Ein Talent Gold hat den Wert von etwa zehn Talenten Silber. Sechsunddreißigtausend shiqlu also, genug für…« Er runzelte die Stirn, verknotete die Finger, sagte schließlich staunend: »Ungefähr hundertzehntausend Tage, ja? Das sind wieviele Jahre? Dreihundert? Für ein Talent in Gold? Ich habe fünfzig. Wozu soll ich noch einmal kämpfen? Wer will mir etwas bieten?«
    »Ich«, sagte Odysseus.
    »Der edle Odysseus, Fürst von Ithaka? Was, Herr? Was willst du einem Shardanier bieten, der genug Gold hat, seine halbe Heimatinsel zu kaufen, und dem zu seinen siebenundvierzig Jahren vielleicht noch einmal zwanzig vergönnt sein werden, um seine Reichtümer zu vergeuden?«
    »Ruhm«, sagte Tashmetu. »Den unsterblichen Ruhm, Odysseus nach Ithaka begleitet und sein Haus von Feinden gesäubert zu haben.«
    Ninurta hob die Brauen. »Ist es das?«
    Keleos betrachtete Tashmetu mit Staunen und Anerkennung in den Augen.
    Odysseus lächelte und nickte.
    Khanussu setzte den Becher ab. »Odysseus heimbringen? Das liegt fast am Weg, nicht wahr? Und… Ruhm? Wer hätte davon je genug?«
     
    Das Salz ist schal geworden. Oft wurde Tashmetus Satz wiederholt in diesem Winter. Bei einer der Beratungen von Händlern und Werkern wiederholte Tsanghar ihn und sagte dann:
    »Reitschlaufen für die Füße von Männern auf einer Insel, wo es kaum Pferde gibt. Zeichenstempel, mit denen man auf Binsenmarkrollen tausendfach die gleiche Geschichte drücken kann, die schon in einfacher Ausfertigung keiner lesen will. Geräte zum Heben von Lasten, die fehlen, weil in keinem Hafen genug hergestellt wird, um Last zu sein. Wellenfurcher, die es einem Schiff erlauben, schneller und weiter und sicherer auch ohne allzu günstigen Wind zu segeln, zu Häfen, die so seicht sind, daß das Schiff mit Wellenfurcher nicht hineinfahren kann. Es ist schal geworden, fürwahr.«
    Djoser schob die Rolle, auf die er unleserliche Geheimnisse gekritzelt hatte, weiter von sich und sah den

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