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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Kashkäer an.
    »Was willst du? Sollen die hellen und dunklen Mächte die Welt neu einrichten, damit sie dir gefällt?«
    Zaqarbal hüstelte. »Der Mann aus dem uralten Binsenland sagt kluge und, wie immer, seßhafte Dinge. Ach ja. Wo wären wir, vor allem wir, Händler und Reisende, wenn wir die Welt so hingenommen hätten, wie sie dort war, wo wir geboren wurden?«
    Djosers erwartete Antwort, etwas über leichtfertige Chanani und ihre Unerträglichkeit, blieb aus. Der Rome war in diesem Winter nicht besonders gesprächig; immer wieder sichtete er alte Rollen, vergrub sich in alte Geschichten aus seiner Heimat, führte Selbstgespräche in seiner Heimatzunge. Er wartete auf den Frühling, auf das erste Schiff, das Nachrichten aus dem Binsenland bringen würde, Land seiner Ahnen, Quell allen Wissens und Ziel der Horden, die die Länder von Arzawa bis zu den Chanani-Küsten verwüstet hatten.
    »He, ich rede mit dir!« sagte Zaqarbal. »Weinst du schon wieder, weil vielleicht ein paar Weitgereiste drei oder vier Leichen vor die spitzen Totenhäuser legen statt hinein? Hast du mich weinen hören, als Sidunu bedroht war?«
    »Deine Leute haben sich freigekauft«, sagte Molione. »Sie waren reiche Orte neben dem Weg. Die Romet können sich nicht freikaufen, denn in ihrem Land endet der Weg; aller Haß mündet für die Horden in Tameri. Kein Ausweg.«
    Tashmetu faltete die Hände auf dem Tisch. Ohne jemanden anzusehen, sagte sie: »Habt ihr euch denn schon einmal klargemacht, ihr Reisenden und Händler und Werker, daß unser aller Leben verändert ist? Beendet, nicht nur schal?«
    »Beendet?« Korinnos blickte Tsanghar an, dann Tashmetu, Deianeira, Aspasia, Ninurta. »Einige hier sind älter und damit dem Hades näher als andere, aber beendet?« Er hob eine Holzfigur, mit der er gespielt hatte: ein Mann, an einen Felsen gekettet, mit einem Adler, der sich in den Bauch des Mannes krallte. »Sind wir das ? Wo sind unsere Ketten?«
    »Wovon sollen Händler leben«, sagte Tashmetu, »wenn sie mit niemandem mehr handeln können? Welche Ware, die keiner herstellt, sollen wir zu Häfen bringen, die zerstört sind, oder zu Menschen, die sie weder brauchen noch bezahlen können?«
    Zaqarbal stand auf, eine Hand ausgestreckt, als ob er den Mond vom Himmel pflücken wollte, die andere auf Kynaras linker Schulter. »Ruhe«, sagte er laut, um das aufbrodelnde Gerede zu übertönen. »Ihr könnt gleich weiterschwätzen, hört nur kurz zu. Diese edle und kluge, wiewohl schöne Frau zu meiner Rechten hat vor langer Zeit das Große Grüne, auf dem wir segeln und an dessen Gestaden wir Geschäfte machen, mit einem Napf oder Becken oder derlei verglichen. In der Mitte, wo sich alle Handelswege kreuzen, läge Troja, und wenn Troja ausfiele, fiele der Boden aus dem Gefäß; war es so? Wilusa, Ilios, Troja… die Stadt ist nicht der Nabel oder die Leber der Welt gewesen, aber irgendwie mündete dort alles, was die Welt und die Jahrhunderte und den Handel ausmacht. Der Gipfel des Berges, der Stöpsel im Becken, der Knoten in der Hüftschärpe. Kynara hat es gesagt, nun ist es geschehen, Tashmetu hat recht. Ich schlage vor, daß wir auf die klugen und schönen Frauen trinken, die das Ende der Welt gesehen haben und es uns durch ihr Weiterleben erträglich machen!«
    Kaum jemand hob den Becher, als Zaqarbal trank. Er grinste, drückte Kynaras Schulter und setzte sich.
    Ninurta wartete, bis es etwas leiser wurde. Dann räusperte er sich. Als alle ihn ansahen, sagte er: »Laßt uns abwarten, Freunde. Das Salz ist schal, aber vielleicht gibt es neues Salz. Nicht alles ist zerstört. Wenn Tameri überlebt, bleibt einiges im Süden. Und im Westen. Tameri, Kefti, Muqannu, Tyrsa, die Libu-Länder. Ein paar Arzawa-Städte – Abasa, Milawatna…« Und während er die Namen sagte, die nicht mehr stimmten (denn das reiche Abasa war heute das karge Ephesos, das wohlhabende Milawatna das darbende Miletos, und Idomeneus erschlagen, als er heimkehrte nach Knossos auf Kefti, das nur noch Kreta hieß, und Menelaos verschollen – wer wärmte Spartas Thron? – und Aigisthos mit Klytaimnestra in bedrohter Herrschaft über Mykene, bedroht von den erstarkenden Achaiern, und Kilikien verwüstet und Ugarit zerstört und kleine Könige ohne Gold und Macht, wo einst die Haiti und Mitanni saßen, und die Chanani-Städte zerstört, bis auf wenige, die sich freigekauft hatten…); während er dies sagte, wußte er, daß er sich und den anderen heitere Lügen erzählte.

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