Troja
abgeschnitten bleiben. Als getreue Diener und Verbündete hindert uns das daran, Botschafter zu schicken… Dank gewisser Hilfen wissen wir nun, daß Ashur uns nicht angreifen wird, wenn wir etwa dem edlen Shupiluliuma helfen müssen. Aber was sind die wahren Absichten von Prijamadu?«
»Was wäre denn dir und dem König, dem die Götter wuchtige Schwingen gewähren mögen, eine lange Reise eines harmlosen Händlers wert?«
Rap’anu preßte die Lippen zu einem runzligen Doppelstrich.
»Darüber sollten wir morgen abend reden. Der Herr der Schätze und des Handels wird ebenfalls teilnehmen. Und« – er machte eine kleine Pause – »es könnte sein, daß bis zum Abend eine Botschaft aus Hattusha hier eintrifft, so daß wir vielleicht mehr wissen als jetzt.«
Zaqarbal sprach als erster, nachdem Ninurta geendet hatte.
»Sieht böse aus, o holder Knabe. Allein gegen den König, den Listigen und den shakinu ? Sie werden… ah, zwei von ihnen werden dich festhalten, und der dritte klemmt deine Lustkiesel in einen Schraubstock und dreht so lange, bis du zu allem bereit bist.«
Djoser knurrte etwas Unverständliches. Ninurta richtete den Blick auf Lamashtu.
»Du siehst, man sorgt sich um mich. Deine Besorgnis endete vor dem Palasttor, bei einem Messer; ich weiß nicht, ob ich nicht deine Sorge der von Zaqarbal vorzöge.«
»Vergiß nicht«, sagte Djoser, »daß es nicht mit dem Schraubstock getan ist.«
»Wie meinst du das?« Zaqarbal blinzelte schnell. »Und welch eine freudige Überraschung, überhaupt – Djoser denkt! Daß ich das noch erleben durfte.«
»Ich meine«, sagte Djoser ungerührt, »weitere Zwangsmittel. Schraubstock, nun ja, lieber nicht; aber wie wollen sie sicher sein, daß du hinterher deine Versprechungen einlöst?«
»Du meinst, er könnte ja an Bord des Schiffs die Binden vom Gemächt wickeln und, der Pein trotzend, die Segelfläche vergrößern, um nie nach Ugarit zurückzukehren?« Zaqarbal klatschte laut und anhaltend. »Ei, die Tücke deines Inneren. So etwas würde doch der edle Assyrer nimmer tun.«
»Ich meine, daß kein preßbarer Kiesel in Ugarit zurückbleiben darf.«
Ninurta schnalzte mehrmals. »Ich finde, ihr übertreibt beide maßlos. Was soll denn schon geschehen? Immerhin, ein paar Vorkehrungen sind ja getroffen.«
»Das reicht noch nicht«, sagte Djoser.
Adapa hatte die Augen geschlossen; er lächelte sanft, wie in einem angenehmen Traum. Lamashtu lauschte aufmerksam, Tsanghar grinste leicht und räusperte sich.
»Verzeiht, wenn ich unterbreche, aber was wird mit uns , Herr?«
Ohne die Augen zu öffnen sagte Adapa: »Er meint, ihr solltet erst die unwichtigen Kleinigkeiten wegräumen, ehe ihr euch der großen Gefahren annehmt.«
Ninurta stand vom Schemel auf und begann, zwischen der Türöffnung zum Hof und der gegenüberliegenden Wand hin und her zu gehen. »Ihr seid frei«, sagte er. »Und in Ugarit seid ihr vermutlich verloren. Hamurapi wird früher oder später Gold, Getreide, Tiere, Sklaven und Krieger liefern müssen. Ratet mal, wer in Ugarit als erster verschwindet.«
»Was sollen wir denn mit der Freiheit anfangen, für die wir dir selbstverständlich dankbar sind, Herr?« Ein Hauch von Spott – Lamashtu verzog das Gesicht und sah Adapa mißbilligend an.
»Ihr könnt mit uns nach Yalussu fahren. Als bezahlte Arbeiter, nicht als Sklaven.« Ninurta faltete die Hände hinter dem Rücken. »Eure besonderen Fähigkeiten… Tsanghar hat geschickte Finger; das habe ich unterwegs gesehen. Es gibt immer genug zu tun; mal sehen, wozu ihr beide euch eignet. Wenn ihr wollt.«
»Vielleicht möchten sie einfach heimkehren«, sagte Djoser.
»Wohin?« Zaqarbal kicherte schrill. »Und auf welchem Weg? Die Handelsstraßen entlang, wo ihnen Hatti-Krieger begegnen, die immer Sklaven für den Troß brauchen? Durch die Steppe, damit die Arami etwas zu metzeln haben? Durchs Land der Amurru, die am liebsten alle Abgaben, die sie zu den Pyramiden schicken müssen, in Form von fremden Sklaven entrichten? Viel Vergnügen.«
»Eine Seereise…«, sagte Tsanghar gedehnt. »Und sinnvolle Arbeit ohne peitscheschwingende Aufseher?«
»Genug zu essen.« Ninurta streifte Adapas Bauch mit einem Seitenblick. »Überlegt es euch. Wir haben aber noch ein paar andere Dinge zu klären, und dazu bitte ich euch, uns allein zu lassen.«
BRIEF DES KORINNOS (II)
Nun will ich dir aber nicht vorenthalten, was jener Knabe schrieb, der damals Korinnos Ilieus genannt wurde, Sohn und Enkel von
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