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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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mächtig, bauten große schnelle Schiffe und hatten Umgang mit den Seefahrern von Kreta, Untertanen des Minos, und den Mykeniern, zweifellos auch den Romet und allen anderen am Meer.
    Nördlich der Stadt, die wir nun einfach Troja nennen wollen, befindet sich die Meerenge des Dardanos, von ihnen so benannt nach einem alten König; zeitweilig sagten ja auch die Hatti und die Romet Dardaner , wenn sie von Trojanern sprachen. Nördlich dieser Meerengen beginnt das Land der Thraker, und da die Engen oft kaum dreitausend Schritte breit sind, war es für ärmere Völker aus dem Norden zweifellos immer reizvoll, Boote zu bauen und die Engen zu überschreiten, um am Reichtum des Südens teilzuhaben.
    Aber wer teilt schon gern? Sobald sie stark genug dazu waren, richteten die Trojaner also auf dem südlichen Ufer der Meerenge Festungen ein, um den Nordmenschen den Zugang zu Trojas Töchtern und Schätzen zu verwehren. Und sie erforschten die enge Wasserstraße, denn weit im Osten, sagte man, gebe es noch reichere Reichtümer – von dort kamen der glasige Bernstein, starke Pferde, edle Hölzer, Erze und kräftige Männer, die in kleinen Mengen gute Sklaven und in großen Mengen schlimme Bedrohungen waren. Um sich der guten Dinge zu versichern und die schlimmen zu verhindern, erforschten die Trojaner die enge Wasserstraße und alles, was dahinterlag.
    So fanden sie ein kleines Meer mit Inseln, dann eine zweite Enge und schließlich jenes nordöstliche Nebelmeer, an dessen Nordufer die großen Flußwege enden, auf denen Bernstein und Hölzer in den Süden gelangen, und an dessen Ostgestade das reiche Kolchis liegt, wo die Flüsse soviel Gold mit sich führen, daß man nicht einmal zu sieben braucht. Es genügt dort, heißt es, das Fell eines Widders (je älter und wintriger, desto besser) ins Wasser zu legen, und wenn man es herauszieht, ist das Vlies voll goldener Körner und Körnchen und Stäubchen. Die großen Flüsse füllen dieses Meer mit kaltem Wasser aus dem Norden, so daß sich jener Nebel bildet, der dem Meer den Namen gab. Das kalte Wasser muß jedoch abfließen, und es fließt durch die beiden Engen in unser Meer, das ihr Romet das Große Grüne nennt.
    Durch dieses gewaltige Fließen entstehen Strömungen, die in der Meerenge des Dardanos so stark sind, daß man kaum dagegen rudern kann. Günstiger Wind aus Süden oder Südwesten weht aber nur selten – oft mußten, heißt es, Schiffe viele Monde lang vor Trojas Küste warten, bis sie in die Enge segeln konnten. In diesen Monden brauchten die Besatzungen aber Wasser und Nahrung, und all dies war bei den Trojanern zu bekommen. Und sie verkauften es teuer.
    Ferner stellten sie mit den Jahren fest, daß durch die vielerlei Vorsprünge, Buchten und Felsen sowie auch Unebenheiten des Meeresbodens in der Enge Gegenströmungen entstanden, die dem Kundigen auch bei geringen Winden die Durchfahrt möglich machten. Wer nun also in die Meerengen fahren wollte, um Reichtümer aus den Ländern am Nebelmeer zu holen, mußte von den Trojanern Trinkwasser kaufen – denn sie hielten alle ufernahen Quellen besetzt –, und wenn er nicht lange warten oder elend zugrunde gehen wollte, konnte er im Hafen an der Meerenge wasserkundige Männer an Bord nehmen, die den Weg gegen die Strömung kannten, und sie waren sehr teuer. Am Ende der ersten Enge gingen sie an Land und warteten in der trojanischen Festung, bis ein fremder Händler aus dem Osten zurückkehrte und zur Durchfahrt durch die Enge lieber einen teuren Windweiser und Wasserwäger an Bord nahm, als billigen Schiffbruch zu wagen.
    Zu jener Zeit, da die groben Achaier in dem Land, das damals von feinen Fürsten mykenischer Abkunft beherrscht wurde, die alten Führer schlachteten, die Frauen und Töchter schändeten, die Paläste niederrissen und das Land als Achiawa in Besitz nahmen, waren die Nachrichten von den Goldschätzen, den edlen Hölzern, dem Bernstein und den starken Pferden längst auch zu ihnen gedrungen. Im gleichen Jahr, da König Atreus beschloß, zum Secha-Land zu segeln, um altes mykenisches Land südlich von Troja in Besitz zu nehmen (und sich, wie erwähnt, eine blutige Nase zu holen), brachen auch im Norden Achaier gen Osten auf: Iason ließ von den mykenischen Handwerkern, die er klugerweise hatte leben lassen, sein Schiff Argo bauen und bemannte es mit besonders wüsten Raufbolden, da feinsinnige Männer für derlei Unterfangen nicht zu haben waren, sofern sie überhaupt noch lebten. Die Argo fuhr nach

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