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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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führte, bis sie nach Süden abknickte, wo die stinkenden Höfe und Gruben der Gerber lagen. Durch die Gasse der Segelmacher gingen sie zurück nach Norden, zur Mitte des Hafenviertels.
    Das Gebäude des für Ordnung und Zoll zuständigen Kaimeisters lag an der ersten Landzunge, die den Hafen begrenzte und den weiter im Süden ins Meer sickernden Dreck von der Küste und vom Hafen fortlenkte. Die nördliche Landzunge mit dem Sommerpalast des Königs war hinter den zahllosen Schiffen mit ihren Masten und eingerollten, sperrigen Segeln kaum zu sehen. Wer durch das Tor in die Stadt wollte, gleich ob Fischer, Seemann, Händler oder Müßiggänger, mußte sich von den Wächtern untersuchen und abtasten lassen. Alle Waren wurden mit weißem Stein auf Holztafeln verzeichnet.
    »Man kann hier offenbar keinen Furz lassen, ohne daß die Leute des Königs ihre Listen ergänzen und eine Abgabe erheben.« Tsanghar rümpfte die Nase. »Hamurapis Schatzkammer muß sehr voll sein.«
    Adapa breitete die Arme aus. »Zweifellos. Aber alles aufzuzeichnen hemmt das Denken und die Beweglichkeit. Kommt. Ich habe genug – für jetzt.«
    Es war früher Nachmittag, als sie das Lager der Handelsherren von Yalussu erreichten. Dort schleppten Sklaven und Arbeiter Gegenstände aus den Schuppen – Kisten, Ballen, schwere große Gefäße, die sie auf Handkarren luden. Menena war nicht zu sehen. Eine Reihe von Trägern brach eben auf, zum Hafen. Aus dem Hauptgebäude, in dem Menena wohnte und zumindest Djoser geschlafen hatte, hörte man leise Stimmen.
    Awil-Ninurta, der neben Djoser saß und mit ihm redete, blickte auf.
    »Ah, die Freien. Habt ihr euch umgesehen?«
    Lamashtu kniete vor ihm nieder und berührte seine Knie mit der Stirn.
    »Laß das.« Es war ein Befehl, klang aber nicht unfreundlich.
    »Herr«, sagte sie, »wir haben uns nicht an deine Warnungen gehalten.«
    »Ah. Hat es Ärger gegeben? Wart ihr in der Oberstadt?«
    »Ja, aber kein Ärger, Herr – daß wir deine Warnungen mißachtet haben, hilft uns jetzt dabei, dich zu warnen.«
    Ninurta entblößte die Zähne. »Setzt euch.« Er wies auf Schemel und Decken. »Sprecht. Was ist geschehen?«
    » Sie hat etwas gehört.« Adapa ließ sich seufzend auf einen Stapel Decken sinken. »Wir wissen von nichts.«
    Tsanghar grinste flüchtig. »Die Fieberdämonin hat sie die ganze Zeit frösteln lassen – sie hat die Anwesenheit von Hatti- Kriegern gespürt. Vielleicht hat sie das, was sie gehört haben will, sogar richtig verstanden.«
    Ninurta warf Djoser einen Blick zu, wandte sich dann an Lamashtu, die immer noch kniete. »Du sollst dich setzen, freie Frau. Was hast du gehört?«
    »Zwei Priester«, sagte sie, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    »Sie sind in den Baal-Tempel gegangen. Einer war älter, der andere jung. Der Ältere hat etwas gesagt… Ich habe es nicht vollständig verstanden, Herr, die Sprache hier… aber es ging um Blutvergießen, den Wunsch nach Blutvergießen am Palasttor, mit einer Waffe in der rechten Hand, jemanden von hinten durchbohren.«
    »Palasttor?« Ninurta runzelte die Stirn. »Waffe in der rechten Hand?«
    »Und ich dachte, Herr, du willst doch den Berater des Königs sprechen, später wohl auch den König selbst…«
    Ninurta berührte ihre Schulter. »Ich danke dir.« Er klang ein wenig erstaunt. »Habe ich euch denn so gut behandelt, daß du dich um mich sorgst? Setz dich endlich.«
    Lamashtu gehorchte. Als sie auf einem Schemel saß, kratzte sich Ninurta den Hinterkopf.
    »Ich habe mit Rap’anu geredet«, sagte er. »Und die Dinge stehen nicht so gut, wie sie stehen sollten. Morgen abend will ich zum König, mit Rap’anu… Noch einmal, bitte. Zwei Priester, sagst du? Und der ältere sangu hat etwas zum jüngeren gesagt?«
    »Sehr leise, Herr, und sehr heftig; fast wie ein Tadel.«
    »Ah.« Ninurta öffnete den Mund, schloß ihn wieder, blickte Djoser von der Seite an und brach in schallendes Gelächter aus.
    »Was ist los, du assyrisches Untier?« sagte der Mann aus dem Pyramidenland.
    »Macht doch nicht so einen Lärm; wer soll denn dabei schlafen?« Aus der hinteren Kammer tauchte Zaqarbal auf, verwuschelt und zerzaust; er rieb sich die Augen.
    Ninurta lachte noch immer; nur mühsam beruhigte er sich.
    »O, aber das ist besonders köstlich«, sagte er schließlich.
    »Laß uns teilhaben an deiner Wonne, du Springquell des lauteren Lärmens.« Der Sidunier hielt sich die Ohren zu. »Aber eigentlich will ich es gar nicht wissen; es kann nur

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