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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Liebe, sagte er, soll man kommen, nachdem es Zeit ist. In Geschäften soll man bleiben, solange es Zeit ist. Im Krieg soll man gehen, bevor es Zeit ist. Das Geheimnis des Überlebens.«
    »Ah.«
    »Womit wir wieder bei der Sache wären. Der von vorher.« Tashmetu glitt von ihm und legte sich auf die rechte Seite.
    »Wir haben doch alles besprochen«, murrte sie.
    »O Knospe der Nachtlust – wir haben alles besprochen, das stimmt; ich bin nur nicht ganz sicher, ob es wirklich so dringlich ist, wie du meinst.«
    »Der Bote aus Hattusha, den sie erwarten. Und die Reden von Rap’anu über unzuverlässige Spitzel… Was, wenn jemand dich in Ashur gesehen und den Hatti gemeldet hat, die allen Handel mit Assyrien verbieten, und dieser Bote nun Anweisungen bringt?«
    »Dann verlieren Hamurapi und Rap’anu viel Silber.« Tashmetu schnalzte – mißbilligend, wie es schien. »Sie brauchen Silber, das ist wahr, um Abgaben zu zahlen, die maryannu zu entlohnen, die zweitausend Pferde der königlichen Streitwagen zu füttern. Aber vielleicht ist der Händler Ninurta, der mit dem König in Ashur geredet hat, mehr wert als alles Silber. Du solltest… du solltest nicht in den Palast gehen. Flieh, Liebster – morgen früh, oder jedenfalls, ehe du zu Hamurapi gehst.«
    »Die Schiffe sind noch nicht beladen; es wäre ein ungeheurer Verlust. Außerdem…« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben einen Auftrag für mich. Und selbst wenn… es sind Kriegsruderer im Hafen. Meinst du, sie lassen uns einfach so abfahren?«
    »Dann…« Sie zögerte. »Im Palast, in dem Raum, in dem Hamurapi dich vermutlich empfangen wird, steht ein Altarstein. Für Baal. Wenn du unbedingt hingehen willst, bitte um Brot und Salz und iß davon; es sind die heiligen Gaben der Gastfreundschaft. Und gieß ein wenig Wein auf den Altar. Sie werden dich dann zumindest nicht im Palast niederstechen.«
    Er gluckste. »Sondern erst dann, wenn ich ihn verlasse?« Tashmetu spitzte den Mund, sagte aber nichts, denn auf der Treppe näherten sich Schritte, dann räusperte sich jemand mehrfach, ehe er den Raum betrat. Es war der Alte, der Kerets (nun Tashmetus) Haus verwaltet, gehegt und geordnet hatte, solange Ninurta es kannte: ein kahler, hinkender, fast zahnloser Mann namens Hasdrubal, geboren in Suru, mit erstaunlichen Muskelsträngen in den nackten Armen und mit hellwachen Augen.
    »Herrin, vergib die Störung. Es sind zwei Gestalten in der Nähe des Eingangs.«
    Tashmetu blickte Ninurta an. »Hast du eine Erklärung?« Ninurta rollte sich vom Bett; er langte nach dem Leibschurz , ging dann zu einer der schweren dunklen Truhen und nahm ein Stichschwert, das dort lag. Es hatte immer dort gelegen – er wußte nicht, ob Keret es je benutzt hatte.
    »Keine Erklärung, nein. Bleib du hier; wir wollen nachsehen, Hasdrubal.«
    Der Alte bleckte die Gaumen und legte die Hand an den Dolch in seinem Gürtel. »Mit Wonne, Herr.«
    »Sieh zu, daß dir keine zusätzliche Körperöffnung angetan wird.« Tashmetu klang besorgt.
    Ninurta und Hasdrubal gingen nicht zum Eingang am Südende des Innenhofs, sondern durch mehrere Wirtschaftsräume mit Backofen, Herd, Vorräten und Werkzeug. Aus dem hintersten Raum gelangten sie durch eine schwere Holztür, die Hasdrubal entriegelte, in einen winzigen Gemüsegarten. Ein unfertiger, unentschlossen wirkender Mond stand am Himmel, und im Garten roch es nach Würzkräutern und Abfall.
    »Die Mauer, Herr«, murmelte der Diener. Er verschränkte die Finger vor dem Bauch.
    Ninurta stellte einen nackten Fuß in die Steighilfe; als er oben war, zog er mit beiden Händen den Alten hoch. Fast geräuschlos, halb rutschend, halb springend, landeten sie in der schmalen stinkenden Gasse, wo sich streunende Trinker und verirrtes Getier nachts erleichterten.
    Sie näherten sich den Gestalten von der Seite. Die beiden saßen im Schatten eines Vorbaus, unterhielten sich leise und beobachteten über den kleinen Platz hinweg den Eingang zu Kerets Haus.
    »Wer schleicht dort herum?« sagte einer der beiden plötzlich halblaut.
    Ninurta stieß die angehaltene Luft aus und grunzte. »Tsanghar! Und der andere?«
    »Lamashtu.« Die Frau wandte ihm den Kopf zu, stand aber nicht auf.
    »Was macht ihr hier?«
    Der Kashkäer erhob sich – schnell und geschmeidig, wie Ninurta bemerkte. Er rieb den Rücken an der groben Bruchsteinsäule des Vorbaus, der zu einem Lager gehörte.
    »Wir waren um die Unversehrtheit deines Leibes besorgt, Herr.« Tsanghar deutete auf

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