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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Troja, wo es ein wenig Gezeter und eineinhalb Morde gab, weil Iasons Lümmel nicht gleich für Trinkwasser und Strömungskundige zahlen mochten. Die Rückfahrt – mit mehreren goldenen Vliesen und einer wahnsinnigen Fürstentochter an Bord – wollten sie nachts hinter sich bringen, mußten dann aber doch landen und Wasser fassen, wobei sie von Kriegern der Trojaner überrascht wurden. Einige der Argo- Schiffer beschlossen, hinfort für freie Durchfahrt zu sorgen, sammelten weitere Achaier und allerlei fremde Söldner (aus dem beinförmigen Tyrsa, von den Inseln Sharda und Shekelia; über deren Heimfahrten gibt es wüste Geschichten; hinzu kamen Thraker vom Unterlauf des Istros) und segelten abermals nach Troja. Herakles war, sagt man, ihr Anführer.
    Sobald sie, die sich als Händler ausgaben, in der Stadt waren, griffen sie zu den Waffen und begannen mit Mord und Brand. Sie fanden schnell Unterstützung, denn wie alle reichen Herren hatten auch Trojas Fürsten Söldner gemietet für die weniger ruhmreichen Dinge – Achaier, vor allem, aber auch Thraker, Phrygier, Leute aus dem Land Masa, und es sollen sogar einige Kriegerinnen aus Azzi dabeigewesen sein. Sie alle schlossen sich den Männern des Herakles an, plünderten die Stadt, verwüsteten die Festung Ilios und erschlugen die wichtigsten Angehörigen der alten Herrschersippe. Aus ihren Schädeln errichtete Herakles nördlich und südlich der Meerenge Säulen, die die Trojaner nach seinem Abzug sofort wieder beseitigten.
    Als die Plünderer heimkehrten, blieben viele der ehemaligen Söldner zurück. Ein tatkräftiger junger Achaier, dessen Name – Priamos – von den Einheimischen zu Prijamadu gemacht wurde, nahm eine der beiden überlebenden Töchter des alten Königs zur Frau und schwang sich zum neuen Herrscher auf. Neben dieser Fürstentochter Hekapa, die wir Hekabe oder Hekuba nannten, hatte er noch etliche weitere Frauen und zeugte an die fünfzig Kinder; manche wollen sogar von siebzig Nachkommen wissen. Hekapas jüngere Schwester Isiyuna wurde (als Hesione) von Herakles mitgenommen.
    Dies, o Djoser, sind die wunderbaren Freundschaftsbande, die edlen Überlieferungen von gegenseitiger Gastfreundschaft, auf die Palamedes und Odysseus und Menelaos verwiesen, als sie in Troja die Rückgabe einer angeblich geraubten Fürstin verlangten. Es mag durchaus sein, daß viele Bewohner der Stadt sich heimlich oder offen gegen Priamos, seine Söhne und die Ratsherren stellten, wie einige Achaier behauptet haben – neben den ehemaligen Söldnern und ihren Abkömmlingen lebten ja noch viele Luwier in Troja, wenngleich die Reinheit ihrer Abkunft ebenfalls bezweifelbar ist. Denn in den langen Jahren oder Jahrhunderten des Umgangs mit der ganzen Welt hatten sich dort auch viele andere niedergelassen: als Händler, Handwerker, Bauern, Fischer, Söldner… Karier werden dort gewohnt haben, Hatti, ohne Zweifel viele Mykenier und deren Nachkommen; dazu Thraker von jenseits der Meerengen und Phrygier aus den Ländern östlich von Troja, die später aus alter Verwandtschaft Krieger schickten, um der Stadt gegen Agamemnon beizustehen; Männer aus Masa, dem Land, das bis ans Nebelmeer reicht; Leute aus Arzawa – Kinder vieler Stämme insgesamt, die wohl nicht ihr Blut zu vergießen begehrten, nur weil einer der Söhne des Priamos seinen Samen und seinen Verstand zwischen den Beinen einer schönen Frau zu verspritzen beliebte. Von der Pforte der Aphrodite zu den Pforten des Flusses der Dunkelheit…
    Wenn aber, wie ich glaube, die Herren von Achiawa bereits beschlossen hatten, das reiche Troja abermals zu plündern, längst bevor Parisiti oder Paris oder Alexandros nach Sparta kam, so wollen wir nicht ihm und seiner Geliebten all die Gebeine aufbürden, die blieben, als Tausende Fleisch, Blut und Leben verloren hatten. Fürwahr, zu viel Ehre und Schande und Knochen für Paris und Helena.
    Sprechen wir also von den achaischen Botschaftern, Palamedes, Odysseus und Menelaos, von den Trojanern und jenen, die die Botschafter geschickt hatten: Gesandte, die eine Ausrede für einen bereits beschlossenen Krieg waren. Krieg gegen eine Stadt, die ihrerseits die prächtigen Vorteile nutzen wollte, welche sich aus den dummen Fehlern der Hatti auf der Insel Kypros ergaben.

4. DIE GUNST DES KÖNIGS
    Die Sklaven wurden wieder angekettet; die schweren Metallglieder klirrten. Ballen, Kisten, Rollen, Säcke, von Sklaven getragen oder von Lagerdienern auf Handkarren geschoben; der Zug wand sich

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