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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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durch das Nachmittagsgedränge zum Hafen. Ninurta stand am Tor, mit dem Kaimeister und einem hohen Schreiber des shakinu , dem der gesamte Handel des Königreichs Ugarit unterstand. Es war nicht schwierig gewesen, dem shakinu klarzumachen, daß die Verhandlungen sinnvoller zu einem Ende zu bringen sein würden, wenn man über genaue Zahlen verfügte. Die Inhalte der Lasten wurden geprüft und mit weichem weißen Stein auf dunklem Holz verzeichnet.
    Drei schwere Lastschiffe lagen hintereinander an der aufgeschütteten Mole. Zwei von ihnen – die Yalussu und die Kynara – gehörten den Händlern; das dritte, das ebenfalls beladen wurde, hieß Kerets Nutzen . Die Schiffe waren fast gleich in der Bauweise, jeweils etwa fünfundzwanzig Schritte lang und zehn breit, mit Stauraum unter Deck und hochgezogenen Bug und Heckbauten. Man hatte die im Hafen sonst meistens niedergelegten Masten aufgerichtet, um sich an Bord besser bewegen zu können.
    Adapa war im Lager geblieben, um mit dem Verwalter Menena Listen abzugleichen. Lamashtu, viel zäher und kräftiger, als ihr Körperbau vermuten ließ, half dabei, von den Sklaven und Arbeitern zur Mole geschleppte Lasten an Bord zu hieven, wo die Besatzung das Stauen übernahm. Tsanghar sprang überall ein, wo er sich nützlich machen konnte. Eine seiner ersten Taten war es, Djoser eine Arbeit abzunehmen, die den Fingern des Rome Mühe bereitete: Die Sklaven wurden von der schweren Kette befreit (Djoser fummelte mit den Verschlüssen, bis Tsanghar ihn aufforderte, derart schwierige Übungen geschickteren Händen zu überlassen) und mit einer leichteren verbunden, die aus dünnen Metallgliedern und Leder bestand. Die schwere Kette hoben sie nach und nach an Bord und befestigten den Ankerstein daran; Tsanghar schätzte ihr Gewicht auf etwa zwölf Talente – das Gewicht von sechs nicht allzu üppigen Frauen.
    Die Anweisungen schienen alle überrascht zu haben; Tsanghar hörte immer wieder die Seeleute murren, daß es unmöglich sei, innerhalb so weniger Stunden Schiffe anständig zu beladen. Tuchballen. Holzkisten mit Schmuckarbeiten und Handwerkserzeugnissen. Schwere Metallkrüge mit Öl, Wein, eingelegten Früchten und Fisch. Tongefäße gleichen Inhalts, leichter und weniger mühevoll zu stauen. Als die Sonne sich dem westlichen Meer zuneigte, kamen auch noch Arbeiter von Segelmachern und Tauschlägern, um neues Tuch und neue Leinen zu liefern; sie machten das Wirrwarr vollkommen.
    Im Gedränge zupfte Lamashtu plötzlich an Tsanghars kitun .
    »Er geht«, sagte sie leise. »Sollen wir…?«
    Tsanghar blickte zum Tor; der Assyrer wechselte ein paar Worte mit dem Schreiber des shakinu und mit Djoser, der bei ihnen stand, und hatte sich schon zum Gehen gewandt.
    Tsanghar, bis jetzt mit dem Beladen der Yalussu beschäftigt, ging schnell zur Kynara hinüber, wo Zaqarbal an der Bordwand lehnte und die Arbeiten beaufsichtigte.
    »Es ist soweit«, sagte Tsanghar.
    Zaqarbal blickte zum Tor, zog den Inhalt seiner Nase hoch und schob die Unterlippe vor. »Nun ja, wenn ihr meint… Hast du eine Waffe? Nein?« Er zog einen schlichten Dolch samt Scheide aus dem Gürtel. »Für alle Fälle. Ich hab dir ja gesagt, ich halte es für überflüssig, aber wer sollte Verständnis für Überfluß haben, wenn nicht ein Händler?«
    Tsanghar prüfte die Schneide; der Dolch war völlig schmucklos, aber sehr scharf. »Danke, Herr – und wenn es überflüssig ist…«
    Zaqarbal unterbrach. »… werde ich mich nicht grämen; es ist euer Schlaf, der dabei draufgeht. Viel Spaß.«
     
    Tashmetu blieb keuchend auf Ninurta liegen. Sie knabberte ein wenig an seinen Lippen, dann stützte sie sich auf die Ellenbogen und ließ ihre Brüste kreiselnd über seine Brustwarzen streifen.
    »Dein Atem«, sagte er, immer wieder unterbrochen, »ist Sesam und frische Minze… deine Lippen das Malmen von Honig und reifen Feigen… deine Zunge, ja die, uh, das Schlecken der Ishtar…«
    »Und dein Geschwätz im Ohr wie Krümel auf dem Laken.« Sie lachte leise und bewegte sich gründlicher. »Regt sich da schon wieder etwas?«
    »Man muß aufhören, solange man nicht kann.«
    »Ai. Die weise Rede deines Urgroßvaters, nachdem ihn die Erinnerung an alles Wesentliche verlassen hatte?«
    Ninurtas Hände wanderten über den warmen, straffen Leib.
    »Die weise Rede meines Großvaters. Von ihm habe ich viele kluge Sätze gehört.«
    »Laß mich teilhaben.«
    »Nicht so heftig. – Die Reden eines alten Assyrers? Nun denn. In der

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