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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Zusagen machen.«
    »Ist er schon auf der… in eurem Hauptlager?«
    Dies war, befand Zaqarbal, kein zufälliger Versprecher, sondern so etwas wie eine Drohung. ›Auf der…‹ konnte sich nur auf die geheime Insel beziehen. Von der Mukussu gehört haben mochte – was nicht hieß, daß er wußte, wo sie lag.
    »Der edle Awil-Ninurta befindet sich zur Zeit leider in den schwieligen Händen der Hatti.«
    »Ah, das ist außerordentlich zu bedauern. Man wird sehen… Vielleicht könnte ich Madduwattas dazu bewegen, einen seiner langen Arme auszustrecken. Wo etwa befindet er sich – Awil- Ninurta, meine ich?«
    »Vermutlich in oder bei Ura, in der Nähe von Tarsa. – Wie verläuft denn der Versuch, Alashia wieder zu befreien? Du weißt, wir kommen eben aus Ugarit und kennen nur alte Neuigkeiten.«
    Mukussu sagte, der Westen und Südwesten Alashias seien bereits befreit; im nächsten Jahr werde man gegen die Mitte und die Kupferbergwerke vorrücken; dies gedenke er aber seinem Unterführer Amphilochos zu überlassen. Er selbst werde sich mit dem König zunächst in einem kleinen Bergdorf, wenige Tagereisen hinter Abasa, aufhalten und dort mit Entzücken jeden Geschäftsbesuch erwarten.
    Das Gespräch endete mit freundlichen Abschiedsgrüßen. Als Mukussu in der Nacht verschwand, stellte Zaqarbal fest, daß er am ganzen Leib schwitzte: Anspannung und der Versuch, jeden Fehler zu vermeiden.
    »Puh«, sagte er leise. Dann ging er zu den Männern am Feuer und sagte, es sei vorüber, sie könnten jetzt schlafen.
    »Wäre deine Mutter mit dir zufrieden?« sagte Tuzku.
    »Sie wäre sogar stolz auf mich.«
    »Dann ist es gut, Herr.«
    Zaqarbal lächelte, wandte sich ab und watete hinaus zur Kynara ; er gedachte, an Bord zu schlafen. Dann fiel ihm Djoser ein, der offenbar noch immer bei Tashmetu weilte. Der Rome hatte vor Jahren damit begonnen, in den langen Inselwintern alles aufzuschreiben, was in den zurückliegenden Monden geschehen war – Gerüchte ebenso wie Einzelheiten von Handel, Waren und Preisen oder Bedingungen. Und äußere Ereignisse, etwa die Beschlüsse von Fürsten, soweit sie den Handel berührten. Zaqarbal nahm an, daß Djoser irgendwann, später, in der Seßhaftigkeit des Alters, die Rollen aus Binsenmark ausbreiten und sich an den Unterfangen der wilden Jugend ergötzen wollte. Dieses Gespräch mit Mukussu ging ohnehin alle Händler an; er würde im Winter darüber berichten, und vielleicht konnte er für Djoser noch ein paar unglaubwürdige Zutaten erfinden.
    Aber eigentlich, dachte er, war alles unglaubwürdig genug. Mukussu hatte mit einem unbedeutenden Händler gesprochen, ihn auszuhorchen versucht – gewohnheitsmäßig, und weil beide zufällig am gleichen Küstenstück die Nacht verbrachten. Der Arzawer würde einige Tatsachen behalten – daß es Eisen und sulufu geben könnte; daß Tlepolemos auch bei einem Krieg Rhodos nicht so sehr von Männern und Schiffen entblößen würde, daß feindliche Besuche wehrlos hingenommen werden müßten; daß ein Assyrer Kopf der Händler war – und den Händler, der ihm all dies gesagt hatte, bald vergessen. Aber der alberne Sidunier wußte, daß Mukussu und Madduwattas überall Spitzel unterhielten, von der Insel wußten und möglicherweise im nächsten Jahr, wenn es sich anbot, die Schiffe der befreundeten Trojaner mit Gewalt übernehmen würden, um von Kriegern entblößte Häfen aufzusuchen.
    Und daß die wichtigen Schauplätze im kommenden Jahr nicht mehr die Gefilde der Insel, sondern die Grenzgebiete des Binnenlands sein würden, wo Madduwattas und Mukussu zu sein beabsichtigten. Der dritte Mann, Amphilochos, mochte derweil die Befreiung – genauer: Eroberung – Alashias vollenden.
    »Nicht schlecht für eine Nacht und für einen dummen Sidunier«, murmelte Zaqarbal, als er an Bord der Kynara kletterte.
    »Welch tiefe Selbsterkenntnis«, sagte jemand. Es war Djoser, der an der Vorderkante des Achterdecks saß, mit baumelnden Beinen.
    »Du? Ich dachte, du wärst noch bei Tashmetu.«
    »Ich bin bald nach dir gegangen.« Djoser schloß kurz die Augen. »Irgendwie war mir unbehaglich. Und dann hörte ich von einem meiner Leute, daß du dich mit einem Arzawer über deine Mutter unterhalten wolltest. Da möchte ich nicht stören. Was wußte er von deiner Mutter, du Strolch?«
    Zaqarbal ächzte. »Eine lange Geschichte.«
    Djoser blickte in den Nachthimmel. »Ich habe Zeit.«
    ERZÄHLUNG DES ODYSSEUS (III)
    Diesen niedlichen Morgen, da Wolkenschäfchen am

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