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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Mitgefühl.
    »Ach, waren wir das nicht alle? Aber, mein Freund, vielleicht warst du in einem früheren Leben auch ein Fisch jener Art, die du heute besonders gern verspeist.«
    »Wie wahr.«
    Mukussu, abwägender Heerführer, leugnete den Begriff »Herrschaft« – Madduwattas habe lediglich beschlossen, die Bewohner der westlichen Gebiete zu schützen – und berichtete von den selbstlosen Unternehmungen an den von Hethitern besetzten südlichen Küsten des Festlands sowie auf der Kupferinsel Alashia. Nur zur Befreiung des Landes, nicht für die eigene Macht oder Mehrung, habe man mit den vertriebenen Fürsten und ihren Männern, mit einigen Arzawern und vielen fremden Söldnern begonnen, die Hatti fremden Söldnern begonnen, die Hatti zurückzudrängen.
    »Und da wir wenige Kampfschiffe besitzen, mußten wir uns hierzu mit Prijamadu von Wilusa verbünden, der sich als Achaier lieber Priamos von Ilios nennt. Er hat seine Kriegsflotte und weitere Kämpfer eingebracht.« Ein um gnädige Auskunft und Erhellung bittender Mukussu fuhr fort: »Wegen der Abwesenheit vieler Männer fehlen nun aber in unseren Landen gewisse Erzeugnisse und Waren. Von Gewährsleuten erfuhren wir, daß die Händler des Fürsten Keleos einige dieser Dinge beschaffen können. Eisen für Waffen, zum Beispiel, oder Getreide aus Tameri – wenn nicht Keleos und sein oberster Herr Tlepolemos euch den Handel mit uns untersagen.«
    Zaqarbal hob den Becher an den Mund. In der Zeit, die er dazu (und zum Schlucken) brauchte, faßte er für sich das bisherige Gespräch zusammen:
    Mukussu/Mopsos, oberster Priester und zugleich oberster Heerführer des Madduwattas, läßt sich dazu herab, einige hundert Atemzüge lang einen Händler als gleichrangig zu behandeln, erzählt ihm Dinge, die der Händler längst weiß (und von denen Mukussu weiß, daß der Händler sie weiß, aber so etwas schafft eine Stimmung von Vertraulichkeit), deutet an, daß er überall Spitzel hat und ohnehin alles weiß, so zum Beispiel, daß Keleos von Ialysos und Tlepolemos, Enkel des Herakles, oberster Herr von Rhodos, am Unternehmen der Achaier gegen Ilios teilnehmen und deshalb vielleicht ihren Händlern jeden Umgang mit Trojas Bundesgenossen verbieten werden. Was noch?
    »Eisen«, sagte Zaqarbal, »ist teuer und selten. Wenn wir über Eisen verfügen, und wenn es wirklich zum Krieg kommt, werden Keleos und Tlepolemos vielleicht alles, was zu Waffen verwendet werden kann, selbst haben wollen und uns abkaufen. Ich glaube aber nicht, daß sie uns den Handel mit Städten verbieten, die nicht unmittelbar ihre Kriegsgegner sind.« Dann kicherte er. »Ich könnte mir sogar vorstellen, daß sie, da sie Abgaben von uns verlangen, nicht einmal den Handel mit dem Gegner unterbinden, der auf diese Weise, durch unsere Abgaben, den Krieg gegen sich selbst mitbezahlen würde.«
    Mukussu, diesmal erheiterter Mitverschwörer, lachte; als er sich bewegte, wehte ein säuerlicher Hauch zu Zaqarbal herüber. Ein Hauch von Kräutern, teils verbrannt, teils in seltsamen Flüssigkeiten aufbewahrt.
    »Das mag so sein. Aber wenn, sagen wir, nicht unmittelbar am Krieg beteiligte… Freunde des Kriegsgegners Schiffe nach Ialysos, ah, Yalussu schicken wollten – würde man sie am Einlaufen und Beladen hindern? Hindern können?«
    »Können, ja – ob man es tun würde, weiß ich nicht.«
    Mukussu runzelte die Stirn, in anstrengendem Denken versunkener Händler. »Laß uns über Eisen reden. Und, zum Beispiel, gewisse Kräuter.«
    Zaqarbal strahlte ihn an. »Ich rede gern über Eisen und Kräuter. Welche Kräuter etwa?«
    »Es gibt da im Libu-Land eine Pflanze, die vielerlei Wirksamkeiten birgt. Die Wurzel, der Stiel, die Blätter, die Blüten – Knospen wie Pollen –, vor allem aber der Saft, frisch oder eingedickt und später verdünnt…«
    »Du sprichst von sulufu , nicht wahr?«
    Mukussu, hocherfreut über einen verständigen Freund, sagte mit Wärme: »Gut zu wissen, daß du dich auskennst. Von dieser Pflanze haben wir nie genug. Als Heilmittel ebenso wie als Gewürz.«
    »Und, nicht zu vergessen, zur Abtreibung.«
    »Ah. Ich sehe, du kennst dich wirklich aus.«
    Zaqarbal kratzte sich den Kopf. »Ich bin unschlüssig«, sagte er. »Wir haben sicherlich keine großen Vorräte, denn alles wird sofort verarbeitet. Und wer von uns im nächsten Jahr ins Libu- Land fährt, weiß ich nicht. Vielleicht wäre es das Beste, wenn ich unseren Führer bäte, sich mit dir in Verbindung zu setzen. Er könnte

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