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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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bist du, wer ist dein Herr?«
    Der Fremde wies hinter sich, ins Dunkel. »Mein Herr sitzt dort in einem bequemen Zelt und wartet darauf, mit einem der Yalussu-Händler Wein trinken zu können.«
    Zaqarbal stieß einen schrillen Pfiff aus; an Bord der Kynara schwenkte jemand ein Licht, und weiter strandab, wo die Leute der Yalussu lagerten, glomm das Feuer auf, als sich Gestalten bewegten, die es bis jetzt verdeckt hatten.
    »Meine Mutter«, sagte Zaqarbal ohne besonderen Nachdruck, »hat mir gesagt, ich solle mit schönen Unbekannten schlafen, aber nie mit häßlichen Unbekannten Wein trinken.«
    Der Fremde lachte wieder. »Mein Herr ist weder schön noch häßlich. Zweifellos will er nicht mit dir schlafen, aber er wird sich wundern, daß einer in deinem Alter noch Ratschläge der Mutter befolgt.«
    »Einen guten Rat würde ich selbst dann befolgen, wenn er von dir käme.«
    »Dann will ich dich beraten.« Der Mann blickte zur dunklen Kynara, wo lautes Platschen verriet, daß mehrere Leute ins Wasser sprangen; vom Lagerplatz der Yalussu-Besatzung näherten sich Umrisse. Umrisse, die längliche Dinge hielten, die im schwachen Licht des Mondes und der Sterne blitzten.
    »Berate mich gut.«
    »Laß dich von einigen Männern begleiten, bis du siehst, daß dir im Zelt meines Herrn Mukussu, den die Achaier Mopsos nennen, keine Gefahr droht.«
    »Ah.« Zaqarbal lächelte. »Mukussu, den sie Mopsos nennen? Jener Seher, der den großen Kalchas im Seherwettstreit so arg demütigte, daß Kalchas dem Land Asia den Rücken kehrte und zu den Achaiern überlief? Mukussu, wichtigster Berater des Madduwattas?«
    »Eben jener.«
    Männer von der Kynara und der Yalussu , die meisten mit Schwertern oder langen Messern, umringten sie.
    »Was ist los, Herr?« sagte Tuzku, einer der beiden Steuerleute der Yalussu . Im Licht des Viertelmonds wirkte sein schon tagsüber fast gläsernes Gesicht wesenlos.
    Zaqarbal hob die Hand, die nicht mehr am Schwertgriff lag.
    »Danke, Freunde. – Sag deinem Herrn, daß ich nicht daran denke, im Zelt eines Sehers zu trinken, der den großen Kalchas bezwungen hat. Auch dies ein Rat meiner lieben Mutter, der klügsten Frau von Sidunu: daß man sich Priestern und Hexern nur von einer Seite nähern soll, nämlich von hinten, und zwar so weit, daß die Schwertspitze bei ausgestrecktem Arm tief genug eindringen kann. Sag deinem Herrn, wenn er wichtige Dinge bereden will, mag er mich hier am Strand besuchen. Allein.«
    Der Fremde seufzte. »Mißtrauischer Muttersohn. Ich werde es Mukussu sagen.«
    Als er in der Nacht verschwunden war, räusperte sich Tuzku.
    »Herr Zaqarbal, bist du sicher, daß nicht gleich fünfhundert Krieger über uns herfallen?«
    »Bin ich. Bevor ich zur Kerets Nutzen ging, habe ich einen kleinen Rundgang gemacht.« Zaqarbal entblößte die Zähne.
    »Und mit Leuten aus dem Ort geredet. Es ist nicht mehr als etwa ein Dutzend Krieger in den Zelten vor der Stadt.«
    »Klug, Herr.« Tuzku nickte mehrmals langsam. »Wieso haben wir bis heute nichts von den Ratschlägen deiner Mutter gehört?«
    »Sie ist kurz nach meiner Geburt gestorben«, sagte Zaqarbal , »und eben erst fiel mir ein, daß sie mir Ratschläge gegeben haben könnte. Sehr nützlich, so eine Mutter.«
     
    Das neu gespeiste und geschürte Feuer beleuchtete einen schlanken Mann mittleren Alters mit einzigartig ungenauen Gesichtszügen. Eine Art Maske, fand Zaqarbal, die sich je nach Lage und Laune (oder Notwendigkeit) mit dem eben angemessenen oder erwünschten Ausdruck füllte. Im Verlauf des Gesprächs saß er mindestens zehn verschiedenen Männern namens Mukussu oder Mopsos gegenüber: einem, der mit lässiger Haltung unbegleitet zum Strand kam, Selbstsicherheit und einen gewissen erhabenen Gleichmut im Gesicht; einem klugen Priester, Abgrund entlegenen Wissens; einem herzlichen Freund, innig besorgt um das Wohl des anderen; dem zweifelnden Berater eines Fürsten, dessen fragwürdige Absichten um den Preis des eigenen Überlebens gefördert werden müssen; einem ratsuchenden Fremden, verloren in den Dikkichten unbekannter Gebräuche; einem gerissenen Händler, dem es ein müheloses Vergnügen ist, den Bewohnern einer Sandwüste teure Geräte für den Fischfang aufzuschwatzen; einem Kriegerführer, dem alle Männer über Feuerberge und durch Blutseen folgen, weil sie ihm in blinder Liebe ergeben sind; einem Zagenden, der nichts weiß und sich auch nach dem Ende der Unterredung niemals zu etwas wird entschließen können; der

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