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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Himmel Blaues kauen und Flaues hauchen, soll ich nun schänden? Mit Vergnügen? Die Welt besudeln mit blutigen Worten? Wenn ihr es wollt, o liebliche Frauen, tu ich es gern.
    Penelope. Sie wob und wirkte und waltete, und unter ihren kundigen Lippen gedieh mein Geschick. Ithaka, grüne Insel, Heimstatt im Westmeer – auch die Insel gedieh, die Lämmer wurden fett, Schweine zettelten Freßgelage an, die zweifellos den Tod durch Bersten bewirkt hätten, wenn man es nicht vorzöge, sich kurz vor diesem in Wein zu ertränken. Die Reben protzten, Lauch schlang sich um mannbarer Maiden Knöchel, und es war eine Lust zu leben, wiewohl… Ich habe eine gewisse Rastlosigkeit zu gestehen, und bisweilen wäre es mir eine Wonne gewesen, der heimischen Wonne eine Weile den Rücken zu kehren. Reisen, Länder sehen, Leute beim Handel betrügen, Hafenschänken verwüsten.
    Ach ja. Als Telemachos, der Sohn verbündeter Lenden, ein Jahr alt war, brachten Händler die ersten Gerüchte. Palamedes hatte sich offenbar durchgesetzt, nach langem Gerede. Er war klug, scharfsinnig, ein Mann mit schmalen Lippen und ruhigem Blick, schlank und doch kräftig. Er stammte aus der alten Sippe der Herrscher, Mykenier, wie man heute sagt; er und Nestor von Pylos waren die Antreiber, die Hetzer.
    Ich habe mich damals gefragt, warum ausgerechnet diese beiden? Beide Nicht-Achaier, beide dank der klugen Taten und Einschätzungen ihrer Vorfahren von Beginn an mit den Achaiern verbündet, weder ihrer Macht noch ihrer Paläste beraubt. Ich glaube, sie befanden sich in einer immerwährenden Rechtfertigungsklemme; nicht uns Achaiern gegenüber, sondern sich selbst. Um sich als Achaier zu fühlen, oder den Achaiern gleich, mußten sie achaischer sein als wir. Vielleicht haben sie auch befürchtet, wenn sie nicht vorangehen, wird man denken, sie wären zur Gefolgschaft nicht bereit.
    Der alte Nestor… Ein freundlicher Mann; Honig troff von seiner gespaltenen Zunge. Er konnte fast jedem die Ohren so mit Worten verkleben, daß man den Himmel für Obst hielt und das Meer für ein Blindschleichennest. Diese beiden, Nestor und Palamedes, hatten die anderen überredet, was nicht schwer war; sie hatten ein lohnendes Kriegsziel gefunden, was kaum schwerer gewesen sein dürfte, denn Ilios war reich, und hatten die Achaier es denn nicht vor wenigen Jahrzehnten schon einmal geplündert? Plündern, brennen, und danach selbst die Handelswege nach Osten beherrschen, für Gold und Bernstein und Hölzer und Erz und die starken Pferde. Palamedes und Idomeneus hatten sogar einen Weg gefunden, das Unternehmen nicht als Überfall, sondern als Rachefeldzug zu verkaufen – wenn alles so ging wie erhofft.
    Natürlich ging es wie erhofft. Tithonos, Bruder des Priamos, war im fernen Assyrien gestorben, so daß Ilios nicht mit Hilfe von dort rechnen konnte. Madduwattas, der finstere Alte mit den scheußlichen Eßgewohnheiten… ihr wißt Bescheid? Gut, dann brauchen wir nicht davon zu sprechen. Madduwattas beherrschte inzwischen ganz Arzawa und hatte Flüchtlinge von Kypros aufgenommen; er betrieb zu Wasser und zu Land viele kleine Kriege gegen die Hethiter, die nicht überall zugleich zurückschlagen konnten und sich vor allem um die Kupferinsel kümmerten. Madduwattas und Priamos, hieß es, seien übereingekommen, die gegenseitige Abneigung eine Weile zu vergessen – Madduwattas hatte kaum Schiffe, und für die erfolgreiche Führung des Kriegs war die Flotte der Trojaner nötig. Ich nehme an, Madduwattas und Mopsos werden sich gedacht haben: ein paar Krieger, ein paar Söldner, die Männer der vertriebenen kyprischen Fürsten, dazu die Schiffe aus Ilios, und wenn die Hethiter besiegt sind, können wir sehen, wie schnell Ilios, nicht von der Flotte geschützt und in Abwesenheit vieler Kämpfer, in unsere Hände fällt. Priamos dagegen dürfte gedacht haben, daß es einfach sein müßte, viele Schiffe, aber wenige Krieger einzusetzen, damit Arzawa an Land und auf dem Meer die eigenen Kräfte einsetzen muß, und wenn es gelungen ist, die Hethiter zu schwächen, wird auch Arzawa so schwach sein, daß Ilios den Dunklen Alten und seine lästerliche Herrschaft beenden kann.
    Das war immer so, und wie ich sehe, überrascht es euch nicht; das hätte mich auch überrascht. Könige suchen den eigenen Vorteil, und nichts verbirgt die Gier der Fürsten so gut wie freundliche Anteilnahme am Geschick des Nachbarn.
    Ich wollte nichts davon wissen. Meine freundliche Anteilnahme galt einigen Inseln

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