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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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sich, was sie hier zu suchen habe. Es ging jetzt darum, wie sie am besten diejenigen Softwareanbieter unter Daniels Kunden aufspürten, die ein potenzielles Infiltrationsobjekt darstellten, um dann im nächsten Schritt zu bestimmen, welche ihrer Käufer sabotiert werden könnten.
    »Wie tief sollen wir graben?«, fragte Purcell.
    Daniel antwortete: »Fangt mit der achtzig-zu-zwanzig-Regel an. Findet achtzig Prozent der Kunden in zwanzig Prozent der Zeit, die es braucht, um alles zu finden.«
    Purcell verzog den Mund und kniff die Augen zusammen.
    »Was ist los?«
    »Brauchen Sie uns alle drei dafür?«
    »Sie meinen, ob ich auch
Sie
brauche? Ja, ich bin an Tempo interessiert.« Daniel starrte ihn einige Sekunden lang eindringlich an, bevor er sich den anderen beiden Kollegen zuwandte. »Alles klar?«
    Sie nickten beide.
    Er fasste wieder Purcell ins Auge. »Walter, teilen Sie die Softwareanbieter untereinander auf, wie Sie wollen, aber ich möchte, dass Sie IR Systems übernehmen.«
    Purcell nickte.
    »Okay, danke, Leute, auf geht’s. In zwei Stunden möchte ich einen ersten Statusbericht hören.«
    Daniel begleitete sie zur Tür und schloss sie hinter ihnen. Dann wandte er sich Lydia zu, die die Hände in den Schoß gelegt hatte und tief in Gedanken versunken war. Sie war heute vergleichsweise leger gekleidet, mit einfachem blauen Rock, Seidenbluse und blauen Pumps. Er betrachtete ihr Haar, das über die Schultern fiel und sich der Rundung ihrer Brüste anschmiegte. Er roch ihr Shampoo, oder war es ein feines Parfüm, das sie für geschäftliche Zwecke verwendete? Sie hatten letzte Nacht nicht miteinander geschlafen, nicht mal nach dem Höhepunkt der emotionalen Achterbahnfahrt. Sie lächelte ihm zu. Er merkte, wie ihn die Lust überkam.
    Reiß dich zusammen. Nicht jetzt.
    »Es wäre sehr viel unkomplizierter gewesen, wenn wir ihnen hätten sagen können, worum es tatsächlich geht«, sagte Daniel.
    »Noch nicht. Lass uns warten, bis wir Fakten haben, die unseren Verdacht bestätigen.«
    »Was brauchen wir denn noch?«
    »Beweise für Sabotage. Ist dir klar, was für einen Schrecken du deinem Team einjagen würdest? Und wie schnell die Sache weitergetragen würde, vielleicht sogar bis in die Medien? Ohne handfeste Beweise fehlt es uns an Glaubwürdigkeit.«
    »Ja, aber ich möchte nicht, dass wir uns Vorwürfe machen müssen, wenn das Chaos anfängt.«
    Lydia blickte versonnen ins Leere, dann sagte sie: »Darüber habe ich nicht zu entscheiden, Liebling. Sondern Jassar.«
    »Warum rufen wir ihn nicht einfach an?«
    Lydia kniff die Lippen zusammen. »Können wir nicht erst mal diese Suche zu Ende bringen? Wie lange wird es dauern?«
    Daniel überschlug es kurz im Stillen, bevor er laut weiterdachte. »Diese Jungs sind gut, und ich habe ihnen einfach mal die ganze Liste der Softwareanbieter unter meinen Kunden anvertraut, plus ein paar Dutzend von deren größten Abnehmern … es sind letztenEndes die Käufer, die uns interessieren … ich würde sagen, sechs bis acht Stunden, bis wir alles haben, worum ich gebeten habe.«
    Lydia zuckte zusammen. »Trotzdem, lass uns warten, danach entscheiden wir.«
    Daniel nickte.
Ja, außerdem fällt es immer noch schwer, es wirklich zu glauben.
Abwarten war besser.

    Um neunzehn Uhr bedankte Daniel sich bei seinem Team und schickte alle nach Hause. Als sie gemeinsam zur Tür gingen, bemerkte er, dass Purcell und Pace verstohlene Blicke wechselten. Wahrscheinlich fragten sie sich inzwischen nicht nur, was Lydia hier machte, sondern auch, was Daniel eigentlich vorhatte. Das Büro roch nach Steaks, Broccoli und Zwiebelringen – Daniel hatte fürs gesamte Team von The Palm aus der Second Avenue liefern lassen. Lydias Abendessen stand freilich noch unberührt auf dem Beistelltisch. Während des Wartens auf die Ergebnisse der Recherche war sie zu angespannt gewesen, um zu essen, und jetzt kauerte sie bereits über der zweiundzwanzigseitigen Excel-Tabelle, die das Team angefertigt hatte.
    »Ich kann es kaum fassen«, sagte sie, ohne aufzusehen. »So viele. Tausende. Ich hatte keine Ahnung.«
    »Ich selbst habe nie versucht, sie zu zählen.« Daniel setzte sich neben sie, ein eigenes Exemplar der Tabelle in der Hand. »Ich habe es immer nur aus der Sicht meiner zwölf Kunden betrachtet, die Betriebssoftware an die Industrie verkaufen, und, na ja, allenfalls noch die größten Abnehmer im Auge gehabt, denen sie Serviceleistungen anbieten.«
    »Ja, aber hier wird ja noch viel weiter

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