Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
Vom Netzwerk:
zu. »Oder möchten Sie Wasser?«
    »Wasser ist recht, danke.« Jassar setzte sich. Der Tisch war überaus prächtig eingedeckt, wie für einen diplomatischen Festakt. Die acht Besteckteile an jedem Gedeck – ausgelegt für eine Vorspeise, einen Fischhauptgang, einen Nachtisch sowie Tee – waren Sterlingsilber von Christofle. Die Teller von Limoges. Licht spiegelte sich in den jeweils zwei Bleikristallgläsern von Baccarat pro Gedeck, deren Gegenstücke in Gestalt einiger mit Wasser gefüllten Kristallkaraffen die Mitte des Mahagonitisches dominierten.
    Daniel klingelte nach dem Ober.
    »Mr Youngblood«, ergriff Jassar das Wort.
    »Daniel.«
    »Daniel. Wir haben weitreichende und sorgfältige Erkundigungen eingezogen. Sie genießen einen ausgezeichneten Ruf als Investmentbanker. Angesichts der weltweiten Bedeutung Ihrer Wall Street kann ich sagen: Wir sind beeindruckt.«
    »Danke sehr«, sagte Daniel, der den Prinzen ebenso akribisch unter die Lupe nahm wie dieser sein Sterlingsilber. Ruhig, als wäre er nie in Eile; zielstrebig, als käme er nie zu spät. Daniel gefiel das. »Ich gebe mir alle Mühe, immer die Hand am Puls meines Marktes, meines Spezialgebiets, zu haben. Dass meine Kunden sich vorteilhaft über mich äußern, schmeichelt mir. Ich weiß, dass das Netzwerk Ihrer Kontakte sich weiter erstreckt als die meisten anderen.«
    Jassar sagte: »Es wäre mir lieb, gleich auf den Punkt zu kommen.«
    Jassar lässt sich auf keine Spielchen ein heute.
Das Adrenalin schäumte, er sollte also auf die Probe gestellt werden. Er faltete die Hände auf dem Tisch und beugte sich vor.
    »Wie ich bereits bei unseren vorherigen Begegnungen erklärt habe, bin ich – also wir, die Regierung von Saudi-Arabien, ebenso wie unsere Partner in der OPEC – auf der Suche nach Finanzberatern, die uns bei unseren Bemühungen unterstützen, unsere Wirtschaft zu diversifizieren und aus der Abhängigkeit von den Einnahmen aus der Energieförderung zu befreien.« Er machte eine Pause. Daniel nickte, um ihm zu bedeuten, er möge fortfahren, sich dabei aber so viel Zeit lassen, wie ihm erforderlich schien. Jassar nahm den Faden wieder auf: »Wir sind eine reiche Nation, doch wir haben den Ehrgeiz, noch reicher zu werden. Und wir möchten uns die beste Investmentberatung zunutze machen, die auf der Welt zu haben ist. An diesem Punkt kommen Leute wie Sie ins Spiel.«
    »Ich bin hier, um Ihnen zuzuhören. In der Hoffnung, Ihnen anschließend zu Ihrer Zufriedenheit antworten zu können.« Daniel versuchte sich in Demut zu üben.
    »Wir benötigen Ihren und den Rat anderer Experten, um sicherzustellen, dass wir unsere Investitions- und Profitoptionen optimieren. Ich würde gern Ihre Einschätzung hören, welche Möglichkeiten sich dafür gegenwärtig im Öl- und Gasgeschäft bieten, nicht nur in den USA, sondern weltweit.«
    Er führt mich direkt auf vertrautes Gelände.
    »Ich glaube, da kann ich Ihnen sehr nützlich sein.« Daniel fühlte ein Flattern im Magen, wie immer, wenn sich eine entscheidende Chance eröffnete. »Wir bei Ladoix gehören zu den bedeutendsten Größen im Bereich Mergers and Acquisitions, also Fusionen und Übernahmen, an der Wall Street. Bei Inlandgeschäften rangieren wir normalerweise unter den Top drei oder vier, bei internationalen Geschäften sogar an der Spitze oder auf Platz zwei. Letztes Jahr haben wir zweihundertfünfundzwanzig Geschäfte in einem Gesamtwert von vierhundertzweiundsechzig Komma fünf Milliarden Dollar betreut, davon hundertvierundvierzig Abschlüsse …« Daniel spulte seine Standardeinleitung ab, bemerkte dann aber, dassPrinz Jassars Interesse erlahmte.
Spar dir das. Den ganzen Quatsch kennt er längst, sonst wäre er nicht hier.
    Jassar lächelte. »Ich bin ein sorgfältiger, methodischer Mensch. Ich nehme die Verantwortung für mein Volk und meine Regierung ernst. Ich bin nach New York gekommen, um mit drei angesehenen Investmentbankern zu sprechen, die sich mit Fusionen im Öl- und Gasgeschäft auskennen. Wir werden weitere Gespräche in London, Paris und Tokio führen. Ich kenne die Stellung Ihrer Firma in dem fraglichen Sektor und weiß auch, dass diese Erfolge Ihnen als dem verantwortlichen Partner für Öl und Gas bei Ladoix zu verdanken sind. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Erzählen Sie mir also bitte etwas, das ich noch nicht weiß.« Daniel spürte seine Blicke aus den leicht verschleierten, lebensgesättigten Augen. »Erzählen Sie mir, was wir mit unserem Geld

Weitere Kostenlose Bücher