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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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machen, wo in der Welt wir investieren sollten, um einerseits unsere Wirtschaft von ihrer Fixierung auf die saudischen Ölreserven oder auch die Reserven der OPEC zu lösen, andererseits aber auch in dem einzigen Geschäft – nämlich Öl und Gas – zu bleiben, von dem wir wirklich etwas verstehen.«
    Daniel veränderte seine Sitzhaltung.
Mach jetzt keinen Mist. Erinner dich an deine Recherchen. Er hat nichts für Dummköpfe übrig und noch weniger für Dummschwätzer.
»Okay«, sagte er. »Die Trends im Öl- und Gasgeschäft sind nicht anders als die, mit denen es die M&A-Abteilungen in all den anderen großen Geschäftszweigen zu tun haben.«
    Prinz Jassar sah Daniel verständnislos an. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Es gibt nicht viele Kunden, die so etwas sagen«, lächelte Daniel.
    »Nach meiner Beobachtung gibt es auch nicht viele Investmentbanker, die so etwas sagen. Ich habe im Gegenteil die Erfahrung gemacht, dass die meisten Banker umso mehr reden, je weniger sie wissen, wovon sie sprechen.« Daniel lachte. Jassar, das alte Schlachtross, war kampfesmüde, hatte aber Sinn für Humor.
Okay, hör auf, dir allzu viele Gedanken zu machen, und lass es einfach laufen.
Daniel lehnte sich entspannt zurück, im Bewusstsein, dass er langsam Spaß an der Sache fand.

    Prinz Jassar entging Daniels Reaktion nicht und mit Freude erkannte er den Funken der Individualität, den Daniel trotz aller Präsentationszwänge hatte sprühen lassen. Da zeigte sich die wahre Person, wenn auch nur flüchtig. Jetzt würde der junge Mann hoffentlich nicht mehr so angespannt sein unter dieser auf Hochglanz polierten Außenhülle. Jassar versuchte sich vorzustellen, was für einen Gesprächspartner Daniel abgeben würde, wenn es, beispielsweise, um Politik ginge. War er aufrichtig? Würde er ihm auch einen Rat geben, den er nicht hören wollte?
    »Kommen wir auf das zurück, was Sie eben sagten«, fuhr Jassar fort, »oder auch nicht sagten. Ich bitte Sie, klären Sie mich auf.«
Wollen doch mal sehen, ob wir jetzt da hinkommen, wo ich hinmöchte
, dachte er.
    Jassar sah, wie Daniel sich vorbeugte, erkannte den Eifer des jungen Mannes, in seiner Haltung den amerikanischen Baseballspielern ähnelnd, die er beim Fernsehen gestern Abend im Hotel gesehen hatte, den sogenannten »Infieldern«, die auf die »Grounder«, die niedrig geschlagenen Bälle, lauerten. Er spürte einen Drang zu lächeln, dem er nicht widerstehen konnte. Sein Blick wurde weich. Er sah, dass Daniel auf die dezente Ermunterung reagierte. Vielleicht würde er jetzt etwas zu hören bekommen.
    »Wir haben es heute mit einem strategisch ausgerichteten M&A-Markt zu tun, auf dem Geschäfte konstruiert werden, um entweder Ressourcen zu bündeln oder Betriebskosten zu senken. Überwiegend in reifenden, sich konsolidierenden Branchen mit hohen Kosten und wenig Spielraum für Preiserhöhungen.« Daniel machte eine Pause, als wollte er sich vergewissern, ob Jassar ihm folgen konnte. »In Ihrem Fall haben Sie einen Rohölpreis von dreißig Komma zweiundvierzig US-Dollar pro Barrel, also erheblichunter dem Preis vorhergehender Jahre, verbunden mit aufgeblähten Betriebskosten.«
    Beim Wort »aufgebläht« hob Jassar das Kinn. Das war vollkommen richtig. Daniels Gesicht blieb unbewegt, sein Blick unverwandt auf ihn gerichtet.
Gut
, dachte Jassar.
    Daniel fuhr fort: »Wir beobachten also Prozesse der Konsolidierung, an deren Ende nur wenige Big Player übrig bleiben, die ihre Branche dann dominieren. Und sie schneiden buchstäblich
Milliarden
an Kosten aus den aufgekauften Unternehmen heraus. Im Zuge solcher Fusionsvorgänge entstehen jetzt nicht mehr nur nationale, sondern zusehends globale Unternehmensgiganten.« Wieder legte Daniel eine Pause ein.
    »Nur weiter.« Jassar beobachtete Daniel kritisch. Würde er jetzt die sattsam bekannte Großspurigkeit des mit allen Wassern gewaschenen Superbankers hervorkehren?
    »Obwohl also die Öl- und Gasbranche sich weitgehend konsolidiert hat, ist das nicht das Ende der Fahnenstange. Betrachten Sie Ihre eigene Situation und die Ihrer OPEC-Partner. Sogar Sie sind darauf angewiesen, Kosten zu reduzieren, um am Markt überleben zu können. Und das bedeutet Fusionen – strategische Allianzen, um große Einheiten zu schaffen und Kosten zu minimieren.«
    Prinz Jassar zuckte die Achseln. Ein bisschen hatte er gehofft, Daniel würde irgendeine brillante, völlig überraschende Lösung anbieten.
Könnte er mir nicht mal eine

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