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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Kopf herum. »Ich bin jetzt so weit, die endgültige Wahl zu treffen. Unsere OPEC-Partner stehen bei Fuß. Und wir haben Bin Abdur im Auge. Unsere Agenten haben sich positioniert.«
    »Na schön.« Abad blickte in die Runde. »Sind dann alle dafür, das OPEC-Programm, wie von Jassar vorgeschlagen, in Angriff zu nehmen?« Die anderen nickten. »Gut. Dann werden wir heute Nachmittag im Gesamtkabinett über die Vorlage abstimmen.«

KAPITEL 6
    J ULI, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY .
Dick Jantzen war ein versierter Promoter. Er hatte sich alles selbst beigebracht und das Lügen lag ihm im Blut. »Mhm«, raunte Daniel. Er hatte Dick am Telefon, den Vorstandschef und CEO von Intelligent Recovery Systems, Inc. Dick und seine Firma, spezialisiert darauf, Computersoftware zu entwerfen, die sekundäre und tertiäre Fördertechniken für unproduktive Ölquellen unterstützte, Ölraffinerien betrieb und hoch entwickelte Bohrtürme steuerte, gehörten zu den Darlings der Wall Street.
    Dick war ein langjähriger Kunde von Daniel und einer der wichtigsten Kontakte, die er bei seinem Weggang von Goldman Sachs mit zu Ladoix Sayre mitgenommen hatte. Und außerdem hatte Dick begonnen, Daniel immer stärker auf die Nerven zu gehen. Vor dem Hintergrund der speziellen Empfindlichkeiten von Daniels Magen hatten die über all die Jahre gesammelten Erfahrungen im Umgang mit Dick einen Punkt erreicht, an dem Daniel den Drang, sich zu übergeben, nicht mehr ignorieren konnte.
    »Mhm«, wiederholte er, schloss die Augen und bot seine letzten Gelassenheitsreserven auf, um die aufsteigende Galle im Zaum zu halten.
Das hätte es jetzt nicht unbedingt gebraucht.
Daniel sah zur Uhr.
Zwanzig nach zwölf. In zehn Minuten habe ich Prinz Jassar hier zum Mittagessen.
    »Ich habe ihm also gesagt, sein Banker würde von Ihnen hören, und ihr würdet einen Termin verabreden, um die Details zu klären, Struktur und so weiter.«
    »Mhm.«
    »Okay. Das wär’s eigentlich. Setzen Sie sich ran. Sein Banker ist ein gewisser Dean Lowell von Morgan Stanley.«
    Daniel machte die Augen wieder auf. »Ja, ich kenne Dean. Ich rufe ihn an. Ich werde mir ein paar Gedanken zur Auftragsstruktur machen und Ihnen gleich auch eine Gebührenaufstellung mitschicken.« Dick antwortete nicht.
Warum sollte es auch diesmal anders sein. Immer muss ich dir das Honorar aus der Nase ziehen, bei jedem einzelnen Deal, den wir in den letzten zehn Jahren gemacht haben.
    »Na, dann bis bald«, sagte Dick. »Zeigen wir’s ihnen!«
    Daniel seufzte.
Ich werde allmählich zu alt, um mir den Schwachsinn von diesem Kerl anzuhören. Solche Leute sind es, die einem die Welt vermiesen.
Daniel blickte zum Fenster und sah die Ledertasche, die Lydia ihm gekauft hatte. Beim Gedanken an Lydia überkam ihn ein Gefühl der Ruhe, und wieder einmal fragte er sich, ob da etwas Ernsthaftes am Entstehen war.
Noch zu früh, um das zu beurteilen. Aber es kommt nicht auf die Zeit an, sondern darauf, was man fühlt.
    Er richtete seine Gedanken wieder auf das Mittagessen, auf dessen Vorbereitung er den ganzen Sonntag verwendet hatte. Vor einer Stunde hatte er noch einmal den Speiseraum inspiziert.
Kein Wein. Keine Zigarren.
Alles mit Rücksicht auf die muslimischen Vorschriften, denen Prinz Jassar unterlag.
    Wenige Minuten später meldete sich Cindy über die Sprechanlage. »Prinz Jassar ist eingetroffen. Man führt ihn gerade ins Speisezimmer.«
    »Danke.« Daniel war voll freudiger Erwartung. Er fühlte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, und musste lächeln.
Wenn ich das hier durchziehe, gibt’s wieder Grund für echte Erregung und genug an Honoraren, dass ich mich mit Pauken und Trompeten von diesem Tollhaus verabschieden kann. Soll Dieudonne sich sein Fiskaljahr doch sonst wohin stecken.

    »Prinz Jassar. Wie schön, Sie zu sehen«, sagte Daniel, als er kurz darauf durch die Tür schritt. Er hatte der Versuchung widerstanden,mit überschäumender Energie ins Zimmer zu platzen; es war nicht nötig, eine Schau abzuziehen. Und Prinz Jassar wirkte heute zugänglicher, als er ihn in Erinnerung hatte. Die freundlichen, fast traurigen, ja tatsächlich, traurigen Augen. Er durchquerte den Raum, um dem Gast die Hände zu schütteln. Die großen Hände mit dem festen Druck, den er schon kannte.
Westliche Geschäftskleidung. Spuren von Anspannung um die Augen.
Er begegnete Jassars Blick und hatte das Gefühl, einen Kontakt hergestellt zu haben. »Bitte sehr, Tomatensaft gefällig?« Er wandte sich der Anrichte

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