Trojanische Pferde
durch die Bank. »Naser und ich fliegen in zwei Wochen zur OPEC-Konferenz nach Wien. Anschließend werden wir die Ergebnisse in Allahs Hände geben.«
In der Tat
.
»Hoffen wir, dass es noch nicht zu spät ist.« König Abad erhob sich und ging auf und ab. »Scheich Mohammed Muqtada bin Abdur«, sagte er. Jassar spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. »Unser alter Widersacher. Der sich jetzt wieder erhebt, nachdem er die letzten Jahre praktisch im Exil unter seinen eigenen Leuten verbracht hat. Nicht nur, dass er sozialen Unfrieden sät, er verleiht auch dem Ruf der al-Mujari nach einem globalen Dschihad, einem heiligen Krieg gegen alle nicht islamischen Staaten, die lauteste Stimme. Zwei terroristische Bombenanschläge gegen Stützpunkte unserer amerikanischen Alliierten innerhalb der letzten zwei Jahre. Sowohl unsere eigene Geheimpolizei als auch der amerikanische Geheimdienst haben das so gut wie bestätigt.« Prinz Hashim, der Außenminister, rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Unter Berufung auf den Koran erklärt Scheich bin Abdur die königliche Familie für weltlich orientiert und korrupt. Er behauptet, wir hätten die Gesetze des Islams verletzt, indem wir westlichen Truppen unseren Boden betreten ließen.«
»Er fordert die Vernichtung der Amerikaner, weil sie die ganze islamische Welt mit Schande überdecken würden«, warf Prinz Hashim ein. »Er sagt, sie hätten uns dazu gebracht, im 91er-Golfkrieg unsere eigenen islamischen Brüder zu bekämpfen, und 2003 im Irak erneut unsere Unterstützung erpresst. Er betrachtet sich als Nachfolger von Osama bin Laden.«
König Abad fuhr fort: »Diese Angriffe gegen die Amerikaner rühren, wie wir alle wissen, zum Teil daher, dass es Muslimen nach islamischem Gesetz verboten ist, andere Muslime zu töten. Aber wenn die Extremisten unsere Regierung für unrechtmäßig erklären,werden wir als Ungläubige betrachtet, die man ebenfalls angreifen darf.«
Naser und Hashim sahen Jassar von der Seite an. Jassar nahm es aus den Augenwinkeln wahr, während er seine ernste Miene beibehielt und keinerlei Emotion erkennen ließ. Aber vermutlich wussten Prinz Naser und Prinz Hashim um den inneren Aufruhr, der ihn bei der Erwähnung von Bin Abdur befiel. Sie konnten beobachten, welchen Tribut er ihm im Verlauf der Jahre abverlangt hatte, in denen seine Unbeschwertheit in Leiden verwandelt und seine Geduld oft genug von Zorn zermalmt worden war. Jenem Zorn, dessen er sich, wie es ihn sein Glaube gelehrt hatte, eigentlich schämen sollte, an dem er aber gleichwohl festhielt, da er ihn als Teil seines Lebenszweckes sah.
»Die Amerikaner werden uns helfen. Sie helfen uns schon jetzt«, sagte Prinz Hashim.
»Mit diesem Programm helfen wir uns erst einmal selbst«, sagte Jassar, von seinem Zorn gestärkt. »Nicht lange, und wir werden wieder zu Wohlstand gelangen und die Tiraden der Extremisten werden wie ein hohles Zetern erklingen in den Ohren der saudischen Bürger, die reich, gut genährt und wieder zufrieden sein werden mit ihrer Kultur – und ihrer Regierung.«
König Abad wandte sich ihnen allen zu, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, ein von großer Beanspruchung erschöpfter Mann. »Die Amerikaner werden uns helfen«, sagte Abad. »Es steht zu viel für sie auf dem Spiel, als dass sie unserem Scheitern tatenlos zusehen könnten. Sie werden alles tun, um eine weitere Periode der Instabilität in dieser Region und einen Zusammenbruch des Ölmarkts zu verhindern. Und in den kommenden Jahren, wenn wir dann wieder auf eigenen Füßen stehen, werden wir uns aus der Abhängigkeit von ihnen lösen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir und unsere Partner in der OPEC mit unserem Programm erfolgreich sind.« Jassar musterte den König, der sein Cousin war, aufmerksam. Er sah die Müdigkeit in seinen Augen und die Anspannung in seinem Gesicht.
König Abad fuhr fort: »Die Amerikaner haben nicht vergessen, welche Kette von Ereignissen der Sturz des Schahs im Iran inGang gesetzt hat und wie sie davon betroffen waren. Uns selbst ist es nicht möglich, einen muslimischen Bruder gegen den anderen auszuspielen, aber die Amerikaner brauchen sich von solchen religiösen Dilemmata nicht einschränken zu lassen.« König Abad wandte sich an Jassar: »Wäre dann alles so weit bereit?«
»Die potenziellen Berater sind ausgesucht«, sagte Jassar. Das persönliche Profil jenes Daniel Youngblood III, den er für den vielversprechendsten Kandidaten hielt, ging ihm noch immer im
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