Trojanische Pferde

darauf spuckte das Programm ein Kauderwelsch aus verdrehten Buchstaben und Zahlen aus, das nur von seiner Hackerfreundin am anderen Ende, die dasselbe Programm verwendete, dechiffriert werden konnte:
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    Er schob die Nachricht in eine Extradatei, schloss die Anwendung und wählte sich dann bei Eastnet ein, einem in Ägypten ansässigen Netzbetreiber mit digitaler Highspeed-Datenleitung, wo sein Anruf zu einem Modem weitergeleitet wurde, das sich in einem von Eastnet angemieteten Kellerraum unter einem Einzelhandelsgeschäft in der Southside von Chicago befand. Diese Station beherbergte einhundert Einwahlmodems und war eine von Tausenden von Einklinkknoten, die Eastnet rund um die Welt unterhielt.
    Sein Anruf ging ein und über eins der Modems gleich wieder hinaus zu einem von fünfzig Modems, die die Computer der University of Michigan mit der Welt verbanden. Unter dem Benutzernamen »Lindbergh« und dem Passwort »Gracie«, das er zwei Tage zuvor gestohlen hatte, loggte er sich in eins von zehn Unix-Systemen der Universität ein, die auf IBM-Hardware liefen. Er hatte Professor Grace Lindberghs Account unter dem erwartbaren Benutzernamen ausfindig gemacht und einfach spekuliert, dass ihr Passwort eine Variante ihres eigenen Vornamens, dem ihres Mannes oder ihrer Kinder sein würde. Grace Lindbergh wareine Mathematikprofessorin, die sich für zwei Wochen im Urlaub befand und nicht bemerken würde, was mit ihrem Benutzerkonto passierte, bis sie wieder zurück war. Ali übertrug seine chiffrierte Datei auf Gracie Lindberghs Account, loggte sich aus und schloss den Eastnet-Link, um auf Antwort zu warten.
    Sobald er sich ausgeloggt hatte, war die Verbindung nicht mehr zurückzuverfolgen.
    Eine Stunde später bekam er seine Antwort. Alica, unter welchem Namen er seine Hackerkollegin kannte, seit sie vor einer Woche in geschäftlichen Kontakt getreten waren, schrieb:
    FORDERE DEN DREIFACHEN PREIS, $75 AUF $300. UND NIMM DEN AUFTRAG AN. UND SAG IHNEN, DASS ALLES WEITERE, WAS SIE VON DIR WOLLEN, SOBALD SIE SICH ÜBERZEUGT HABEN, DASS DU DER RICHTIGE BIST, SIE NOCH VIEL MEHR KOSTEN WIRD. VIEL, VIEL MEHR. ERINNERE SIE DRAN, DASS SIE DEN BESTEN ENGAGIEREN.
    ALICA
    Lächelnd betrachtete Ali die Buchstaben, die auf dem Bildschirm blinkten, und tippte:
    ALLES KLAR, PARTNER.
    Alica schrieb zurück:
    ICH VERSUCHE DURCHS INTERNET REINZUGEHEN, ANSTATT ES AUF DEM DIREKTEN WEG ZU PROBIEREN. ICH GEB DIR BESCHEID, WENN ICH DRIN BIN ODER FALLS ICH AUF SCHWIERIGKEITEN STOSSE. SIEH JEDEN TAG IN GRACIES MAILBOX NACH.
    Ali saß wie gebannt in seiner vorbildlich geraden Haltung und starrte auf den Computerschirm. Er fragte sich, wo und wer Alica wohl war.

    »Im Grunde weißt du gar nichts über Lydia«, sagte Brenda Cello zu Daniel. Brenda war die Freundin von Michael Smits, seinem besten Freund und Partner bei Ladoix Sayre. Das war es also. Das Anliegen, das unter Brendas entschlossenem Gesichtsausdruck durchschimmerte. Das Daniel sogar in ihrer Stimme hören konnte, als sie ihn angerufen und zum Essen eingeladen hatte, weil Michael in Geschäften unterwegs war. Sie saßen im lärmigen Hauptraum von Raoul’s in Soho, an einem der Tische, die zwischen die zweckmäßigen Nirostastahlregale gezwängt waren, in denen sich das schlichte weiße Porzellangeschirr und das Tafelsilber stapelten. Kellner huschten in dem von Düften – Knoblauch, frisch frittierte Pommes, Grillsteak, Bouillabaisse – erfüllten Raum unweit der Küche hin und her. Der Geräuschpegel des Geschirrklapperns, der Rufe und des Brutzelns aus der Küche hob und senkte sich jedes Mal, wenn die Schwingtüren aufgestoßen wurden.
    »Red nicht um den heißen Brei herum, Brenda, spuck’s einfach aus.« Daniel stellte sich vor, dass Michael, wenn er dabei wäre, jetzt still in sich hineinkichern würde, aus Freude daran, dass Brenda vorübergehend mal auf jemand anderen einteufelte. Er blickte hinüber zu einem Tisch auf der anderen Seite, an dem Brenda und er knapp