Trojanische Pferde
und besuche den großen Mann bei der Arbeit.«
Er trat einen Schritt zurück, um sie bewundernd anzusehen.
Umwerfend
. Sie trug ein blaues Seidenkleid.
Prada?
Ellbogenlange blaue Handschuhe schmückten ihre Hände und Arme trotz des strahlenden Augustwetters, und ein breitkrempiger Hut à la Audrey Hepburn saß keck auf ihrem Kopf. Eine Sonnenbrille im Jackie-Onassis-Format hing baumelnd an einer Hand. »Du steckst ja heute voller Anspielungen und Zitate.«
Sie küsste ihn erneut, drängte ihn diesmal aber rückwärts in seinen Sessel und warf dabei ihren Hut ab. Lachend hob sie ihn wieder auf. »Mach dich über mich lustig, so viel du willst. Aber ich habe so gute Laune, dass mich das völlig kaltlässt.«
»Nanu, wovon hast du denn so gute Laune?«
»Ich bin so zufrieden mit mir, ich kann gar nicht an mich halten.« Sobald sie ihren Hut in Sicherheit gebracht hatte, setzte sie sich. »Ich habe eine Überraschung für dich organisiert.«
»Ist ja wohl kaum noch eine Überraschung, wenn du es mir verrätst.«
Sie sah ihn schmunzelnd an.
Hinreißend.
Sie warf einen Blick auf seinen Schreibtisch, blieb an dem Entwurf »Vorlage an das Königreich Saudi-Arabien bezüglich globaler Übernahmemöglichkeiten im Bereich Raffination und Marketing« hängen, begutachtete flüchtig die zusammenfassende Beurteilung der zur Übernahme ausersehenen Firmen und anschließend sehr viel weniger flüchtig das Auftragsschreiben, an dem er arbeitete. »Jassar ist immer noch am Feilschen?«
Liest über Kopf. Eine Fähigkeit, die nur Investmentbanker besitzen. Sie hat den falschen Beruf.
»Ja, Jassar feilscht immer noch.«
»Hmmm. Um den letzten Pfennig für den Teppich, den er dir verkauft.«
»Nein, Liebling. ich bin jetzt derjenige, der
ihm
den Teppich verkauft.«
»Sei dir nicht zu sicher, mein Schatz. Er ist vielleicht ein besserer Geschäftsmann, als du glaubst.«
»Na, wie auch immer.« Machte es ihr Spaß, ihn zu verblüffen? Aber vielleicht hatte sie recht. Vielleicht hatte Jassar wirklich die Führung bei diesem Tanz. Achselzuckend lehnte Daniel sich zurück. »Du sprachst von einer Überraschung?«
»Ich gebe eine Party.«
»Und?«»Du bist eingeladen.«
»Super. Wann? Wo?«
»Morgen Abend. In deinem Haus in Milford. Ich habe ein halbes Dutzend deiner Freunde zu deinem Geburtstag eingeladen, du solltest also kommen.«
»Würde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Sonst noch was?«
»Na ja, ein bisschen ist es auch eine kurzfristige Abschiedsparty für mich. Eine Freundin von mir hat sich eine Lungenentzündung eingefangen, ich muss also für ein paar Wochen zurück nach Europa.« Sie runzelte die Stirn und legte den Kopf zur Seite. »Tut mir leid, Liebling, aber ich werde so schnell zurück sein, wie ich kann.«
Daniel verbarg seine Enttäuschung nicht. »Du wirst mir fehlen.«
Cindy meldete sich: »Walter Purcell und Steven Pace.«
»Okay.« Er sah Lydia an. »Warte, das geht ganz schnell.«
Die beiden jungen Kollegen, die zu Daniels Präsentationsteam für Jassar gehörten, traten ein und blieben vor Daniels Schreibtisch stehen. Er forderte sie gar nicht erst auf, sich zu setzen, weil er in diesem unausgegorenen Stadium nicht viel Zeit auf die Vorlage verwenden wollte. Er sah kurz einige ausgewählte Anmerkungen durch, bevor er Purcell seine korrigierte Fassung mit einem Blickzurückreichte, der ihm bedeuten sollte, dass Daniel mehr von ihm erwarte als derartig schlampig ausgeführte Vorlagen. Lydia hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und war damit beschäftigt, die Firmenresümees mit neugierigem – nein, grüblerischem – Blick durchzusehen.
»Du warst ein bisschen anmaßend, Liebling«, sagte sie, nachdem die zwei gegangen waren. »Die hier gefallen mir.« Sie reichte ihm drei der Resümees.
Ja, sie ist in der falschen Branche
, lachte er in sich hinein.
Sie küssten sich. Anschließend wischte sie ihm den Lippenstift vom Mund und trug ihn bei sich neu auf. »Bye, Liebling. Was meinst du, um wie viel Uhr du heute Abend auf dem Land sein wirst?«
»Ich versuche, möglichst früh wegzukommen. Es wird wohl acht Uhr werden.«
»Schön. Ich nehme deinen Porsche, okay?« Auf dem Weg nach draußen winkte sie noch einmal. Lächelnd wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Dann klangen ihm erneut Brendas Worte im Ohr: »
Lass es langsam angehen.
«
Mittags um halb eins beschloss Daniel, auf den Rest des Arbeitstages zu pfeifen, und schreckte Cindy auf: »Ich fahre heute früher nach
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