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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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absolut
ungehobelt
aufgeführt hat. Ojemine! Jemand sollte ihr beibringen, wie man mit Wein umgeht.«
    Jassar lachte. »Du bist eine sehr aufmerksame junge Dame.«
Und sehr verführerisch.
    »Nun, wie ich sehe, schenken Sie mir immerhin jetzt Beachtung«, sagte sie schmunzelnd. Sie waren beim Dessertbuffet angelangt.Er goss sich eine Tasse Tee ein und legte zwei Petit Fours auf seinen Dessertteller. »Sehr aufmerksam und sehr frühreif.« Sie war erst vierzehn, wie er wusste, verfügte aber bereits über das Auftreten und die Selbstsicherheit einer erwachsenen Frau. Die abenteuerlustige Unabhängigkeit und das feurige Temperament, welche sie als Kind demonstriert hatte, waren ihr geblieben, inzwischen aber glimmten sie unter einer etwas gesetzteren Fassade.
Sie trägt den Kopf jetzt ein bisschen höher. Lässt keinen Zweifel an ihrer Trotzhaltung.
    Sashas schlanke Gestalt zeigte bereits weibliche Umrisse, sinnliche Rundungen von der Hüfte über die schmale Taille bis hin zu den voll entwickelten hohen Brüsten, die sich verlockend abzeichneten unter ihrem ärmellosen Seidenkleid. Die Rundung ihrer Schulter bewahrte noch Spuren burschikoser Muskulösität, als wäre sie diesem Körperteil noch nicht ganz entwachsen, was aber sein Verlangen, ihre Brüste zu berühren, nur noch ruchloser erscheinen ließ. Er war ständig von schönen Frauen umgeben, von denen viele ihm auch zur Verfügung gestanden hätten, doch nur selten spürte er wie jetzt den Drang, sich sehenden Auges in Schwierigkeiten zu stürzen. In dem halben Jahr seit ihrer letzten Begegnung hatte Sashas Haut einen Glanz angenommen, der erkennen ließ, dass in ihrem Körper hormonelle Festspiele ausgebrochen waren. Das Leuchten, das sie jetzt im Augenwinkel sehen ließ, verriet Jassar, dass sie sich der in ihrem ganzen Wesen liegenden Verführungskräfte wohl bewusst und durchaus gewillt war, sie zu ihrem Nutzen einzusetzen.
Und das mit vierzehn!
    Sie ergriff seinen Arm und führte ihn zur Tür. Lächelnd ließ Jassar es sich gefallen, nachdem er sich noch schnell seine Teetasse geschnappt hatte. »Ich habe den Eindruck, du kannst dich nicht recht entschließen, was du mit mir anstellen sollst.«
    »Oh, der Entschluss steht durchaus fest, ich bin mir nur nicht sicher, wohin ich Sie entführen kann und ob ich damit durchkomme.« Dann klammerte sie beide Hände um seinen Arm. »Es ist nämlich so, dass ich Ihren Rat brauche«, sagte sie mit einem verschwörerischen Blick. »Christina hat wieder ein Gemälde verkauft.Ich glaube, dass wir inzwischen nicht mehr von Zinseszinsen leben, sondern vielleicht nur noch von Zinsen. Wenn das so weitergeht, werden die Wände im Schlafzimmer oben in zwei Jahren leer sein.«
    »Nicht bei diesen Preisen«, sagte Jassar. »Das letzte Mal war es ein Renoir, der eins Komma zwei Millionen Schweizer Franken erzielt hat.«
    Ihr Griff lockerte sich. »Aber wie lange reicht das?« Sie ließ seinen Arm los, glitt auf ein älteres Paar zu, das in der Ecke stand, wechselte mit ihnen einige Sätze auf Italienisch und deutete mit gebogenem Arm auf den Desserttisch.
    Jassar betrachtete das auf ihren Armmuskeln tanzende Licht, ließ die Rundungen ihrer durchtrainierten Beine auf sich wirken, bewunderte ihr Gesicht.
Immer noch die gleichen schwarzen Haare, die immerzu wirbeln. Glücklich darf sich der Mann schätzen, dem sie beim Erwachen auf der Brust liegen werden.
Sasha kehrte zurück, nahm seinen Arm und lotste ihn auf die Terrasse.
    »Ob ich wütend bin, traurig, nachdenklich – egal, in welcher Stimmung, die Schönheit dieses Ortes berührt mich immer wieder.« Sie lehnte sich, ihm zugewandt, an die Kalksteinbrüstung. Ihr Blick war weich. »Ich glaube, ich würde sterben, wenn ich hier nicht mehr stehen könnte.«
    Sie trat jäh auf ihn zu, blieb nur Zentimeter vor ihm stehen. Ihr Blick war jetzt voller Besorgnis. »Sie sind der Einzige, mit dem ich über diese Dinge reden kann«, flüsterte sie. »Sie haben Christina ja vorhin erlebt.«
    »Ja.«
In der Tat. Und wie traurig, dass sie vielleicht bald nicht mehr imstande sein wird, einer jungen Dame von deinen außerordentlichen Qualitäten den Lebensstil zu bieten, der dir angemessen ist. Ihre Lage könnte dazu führen, dass deine ärgsten Ängste wahr werden – und du diesen Ort nie wiedersiehst.
    »Wenn sie so weitermacht, tja, dann weiß ich nicht. Sie wird immer weniger – wählerisch.« Ihre Augen blickten klagend. »Meinen Sie, Sie könnten mal mit Naser sprechen? Sie

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