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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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bedeutete ihm, fortzufahren.
    »Sie ist zu einer bemerkenswerten jungen Dame geworden, und Sie haben selbst dafür gesorgt, dass sie eine für ihr Alter ungewöhnliche Reife entwickelt hat.«
    »Wohl wahr.«
    »Mein Sohn Ibrahim ist inzwischen so weit herangewachsen, dass ich glaube, eine junge Dame von Sashas Kultiviertheit und Intelligenz wäre eine passende Gefährtin für ihn.«
    Die Komtess lachte tief aus der Kehle heraus. »Sie wollen sagen, Sie hätten den Aufruhr der Triebe bemerkt, den sie bei Männern auslöst, sobald sie irgendeinen Raum betritt.«
    »Das wäre eine andere Möglichkeit, es auszudrücken.« Er gestattete sich ein Lächeln, bevor er die Stirn runzelte und die Unterlippe vorschob. »Sagen wir, sie wäre eine famose Gesellschafterin für Ibrahim. Sofern Sie keine Einwände haben, könnte sie auf der Stelle mit mir nach Saudi-Arabien kommen. Ich würde michdafür verbürgen, dass die Vereinbarung sowohl zu Ihrer als auch zu Sashas Zufriedenheit geschlossen wird.«
    »Reden Sie weiter.« Den Kopf zurückgelegt, atmete die Komtess aus und blies eine Rauchfontäne zur Decke. »Wie interessant genau wollen Sie diese Sache für mich machen?«
    Aus reiner Neugier wäre ich versucht, mit dir zu verhandeln, um zu sehen, ob du bereits völlig pleite bist.
Er verwarf den Gedanken. »Eine Million Dollar, per telegrafischer Überweisung.«
    Die Komtess erstarrte für etwa drei Sekunden, dann drückte sie ihre Zigarette aus. Ein Lächeln kroch über ihr Gesicht, während sie zur Teekanne griff und erst ihm, dann sich selbst eingoss. »Sie ist gerade auf ihrem morgendlichen Ausritt mit ihrem Pferd. Sie wird bald zurück sein. Vermutlich werden Sie sie eher überzeugen können als ich. Mein Vorschlag wäre, dass Sie sie zuerst zum Shoppen ausführen.« Sie griff nach der Zuckerdose und sah ihn lächelnd an. »Sie nehmen Zucker, glaube ich?«

    Später am Tag stand die Komtess Del Mira an ihrem Schlafzimmerfenster und blickte hinaus auf die Kiefern und Laubbäume, die den Hang auf der Vorderseite ihres Anwesens bewaldeten. Die tief stehende Sonne schien ins Fenster und erfasste die trägen Rauchschwaden aus der soeben ausgemachten Opiumpfeife. Sie rieb sich übers Gesicht, versuchte die Benommenheit des Schlafes zu vertreiben und Platz zu schaffen für die Benommenheit der Droge, die sie gerade inhaliert hatte. Schon schickte diese sich an, den Kummer und die Selbstvorwürfe sanft beiseitezuschieben, mit denen sie aus ihrem nachmittäglichen Nickerchen erwacht war.
    Auf dem Weg zum Bad hielt die Komtess vor dem Spiegel inne. Die dunklen Ringe unter den Augen waren zu einem ständigen Ärgernis geworden, und es würde sie mindestens eine halbe Stunde kosten, sie zu überschminken. Sie zupfte an einer Haarsträhne, die ihr in die Stirn gefallen war, dann ging sie ins Bad, doch bevor sie unter die Dusche trat, verharrte sie noch einmalvor dem Spiegel über dem Waschbecken. Wenn sie sich mehr Mühe gäbe, wäre es dann anders? Sie versenkte sich in ihre zurückgespiegelten Augen. Mehr Mühe? Sie gab sich genug Mühe. Aber die Furcht, die sie in ihren Augen sah, das war zu viel. Fasziniert starrte sie in den Spiegel. Die Furcht. Plötzlich älter, weniger attraktiv? Der Gedanke ans Alleinsein? Nein. Klischees. Dass sie alles nur noch langweilte, das war das Unerträgliche. Wie George Sanders’ Abschiedsnotiz vor seinem Selbstmord: »Ich verschwinde, weil ich mich langweile.« Wenigstens gelang es ihr, das vor dem Kind zu verbergen. Die Langeweile beziehungsweise die Furcht, nein, den panischen Schrecken, den sie in ihr auslöste. Lass das Kind niemals damit in Berührung kommen. Wenn das Mädchen erkannte, dass sie ihm das hatte ersparen wollen, vielleicht würde es ihr dann eines Tages vergeben. Sie hatte für Sasha alles getan, was sie konnte, hatte ihr ein Verständnis dafür vermittelt, was Freude, was Begeisterung bedeutete. Jetzt war sie auf sich allein gestellt. Dennoch … Die Komtess fühlte, wie sich ein Schluchzer aus den Tiefen ihrer Seele lösen wollte, dann aber an Schwung verlor und schließlich kläglich verendete. Sie trat unter die Dusche.

    Jassar und Sasha fuhren in der schwarzen Mercedes-Limousine vor dem Chateau vor. Es war ein ungewöhnlich warmer Augusttag, und Sashas Gesicht war gerötet, obwohl sie auf der Rückfahrt aus der Stadt die Annehmlichkeiten der Klimaanlage genossen hatte. Jassar, der neben ihr auf der Rückbank saß, warf ihr einen verstohlenen Blick zu.
Entweder kommt sie

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