Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
Vom Netzwerk:
mit mir oder nicht.
    Der Wagen hielt. Sasha, den Kopf in den Nacken geworfen, wie es ihre Art war, nahm seinen Arm und lächelte ihm zu. An der Haustür ließ sie seinen Arm los, lief ihm voran ins Entree und drehte sich plötzlich zu ihm um.
    »Tee?«, fragte sie.
    »Das wäre schön.«
    Er folgte ihr in Richtung Küche. Sie schien über unendliche Energiereserven zu verfügen, komprimiert und verteilt in ihrem ein Meter fünfundsechzig großen Körper. Im Verlauf der letzten Jahre war sie zur Blüte gelangt, und er hatte bereits ihr jugendliches Arsenal an Zaubertricks studieren dürfen: den Kopf keck zur Seite legen, eine Schnute ziehen, den Gesichtsausdruck zwischen leidenschaftlich und gelangweilt changieren lassen. Sasha hatte schon vor Jahren die Unschuld eines Teenagers abgestreift und die ihr angeborene Sinnlichkeit ungehemmt gedeihen lassen.
Eine so weltläufige junge Dame wie sie kann ein derartiges Angebot eigentlich nicht unbesehen in Grund und Boden verdammen.
    Sasha und Jassar ließen sich an dem einfachen Tisch im Esszimmer des Personals neben der Küche nieder. Eine kleine Ruhepause nach der anstrengenden Shoppingtour, ein paar Kekse mampfen, ein bisschen Tee schlürfen, bevor dann unvermeidlich das große Theater folgte, zu dem die Komtess das Abendessen gestalten würde.
    Jassar beobachtete Sasha genau. Hatte er je zuvor bemerkt, dass ihre Alabasterhaut gar keine Poren zu haben schien, so makellos glatt und glänzend, wie sie war? Sie war sechzehn inzwischen, eine reife Frucht gewissermaßen, an der sich jeder Mann gern laben würde. Und nun, da er sich anheischig machte, diese Frucht zu pflücken – für seinen Sohn –, erwartete er, den Kitzel und das Ungestüm ihrer Weiblichkeit zu erleben, die Macht, die sie ausüben konnte. An seinem erhöhten Puls und dem Aufruhr der Gefühle erkannte er, dass er die richtige Wahl für Ibrahim getroffen hatte.
Und dieses Mädchen ist erst sechzehn!
    Er langte über den Tisch und ergriff ihre Hand. »Sasha, ich warte schon den ganzen Tag auf einen geeigneten Augenblick, um dir eine Frage zu stellen.«
    »Ich hab schon so etwas vermutet.« Sie hob den Kopf und erwiderte seinen Blick, bevor sie die Augen wieder senkte. Sie legte ihre andere Hand auf seine. »Sie waren so ernst, so geheimnisvoll.«
    Sie macht es mir nicht leicht.
»Du hast mich viele, viele Male von meinem Sohn Ibrahim sprechen hören. Wie du weißt, ist er im Begriff,das Mannesalter zu erreichen, und ich bereite ihn darauf vor, dass er eines Tages zu den Führern des saudischen Volkes gehören wird. Er beginnt zu reisen, mehr Verantwortung zu übernehmen, und in ein paar Jahren wird er nach Harvard gehen, wo er bereits jetzt eine Zulassung zum Studium der Ökonomie und der Politikwissenschaft besitzt.« Er bemerkte Sashas Stirnrunzeln. Sie war sichtlich perplex, und so fuhr er eilig fort: »Kurzum, er reift heran und führt ein rasantes, aufregendes Leben. Er ist von interessanten Menschen umgeben, aber mir ist ebenso sehr daran gelegen, dass er weibliche Gesellschaft genießt, die seinem zukünftigen Status in der Welt angemessen ist. Frauen, die ihm eine stete Herausforderung sind und dazu beitragen, dass er seine hohen Ziele im Auge behält.«
    Jassar fühlte, wie Sashas Hände erschlafften, sie hob den Kopf und sah ihm, den Mund ungläubig aufgeklappt, in die Augen.
    »Ich möchte, dass du mit mir nach Saudi-Arabien kommst, um als ständiger Gast im Königlichen Palast zu leben. Du und ich, wir hatten immer Freude an der Gesellschaft des anderen. Ich bin sicher, du wärst eine ebenso anregende Gesellschafterin für Prinz Ibrahim.«
    Sasha entzog Jassar ihre Hände und legte sie in den Schoß. Sie saß kerzengerade auf ihrem Stuhl, die Lippen zusammengepresst, die Augen wie vor Entsetzen aufgerissen. »Wollen Sie andeuten …?« Sie wandte den Blick ab und schluckte schwer, dann sah sie ihn wieder an. »Was würde ich denn dort tun?«
    Ein Mädchen von deiner Weltläufigkeit wird sich das wohl sicherlich denken können. Deine Reaktion zeigt mir, dass du sehr wohl verstanden hast, worum es geht.
»Nun, was immer du möchtest. Jedenfalls im Rahmen der Vorgabe, dass es meinen Sohn zu unterhalten gilt, und du solltest nicht unterschätzen, in welchem Ausmaß du dich selbst unterhalten und verwöhnen lassen kannst. Ich muss dich nicht daran erinnern, wie reich das Königreich …«
    »Jassar, wie um alles in der Welt sind Sie auf die Idee gekommen, mit dieser Sache an mich heranzutreten?«

Weitere Kostenlose Bücher