Trojanische Pferde
gestresst aus. Und müde.«
Sasha spürte ihre Erschöpfung, ließ die Schultern sacken und warf Nafta einen verschleierten Blick zu. »Ich müsste mal ein Nickerchen machen.«
»Gut. Nur zu. Wenn du dich heute Abend zeigst, musst du schön sein.« Nafta ging zur Tür, um auf einen daneben angebrachten Knopf zu drücken, dann ging sie zum Bett zurück und setzte sich.
»Heute Abend?«, fragte Sasha.
»Die Party nach dem Abendessen. Das ist hier der Höhepunkt des Tages, und da sollen wir uns alle von unserer besten Seite zeigen. Einige von den Mädchen machen den ganzen Tag lang kaum etwas anderes, als sich darauf vorzubereiten. Es ist eine Art Wettbewerb. Manchmal geht’s dabei ein bisschen zickig zu, aber im Grunde macht es Spaß, du wirst sehen.« Es klopfte an der Tür. »Herein«, rief Nafta. Eine der uniformierten jungen Damen erschien im Eingang. »Ich möchte ein bisschen Couscous.« Nafta ließ ihre Beine über die Bettkante baumeln. »Heute mal mit Lamm. Nicht zu würzig, ihrwisst ja, wie ich es mag. Die sollen sich ein paar hübsche Beilagen ausdenken – Cornichons und Kapernbeeren –, sag ihnen, sie sollen improvisieren. Und eine Flasche Mineralwasser, ohne Kohlensäure.« Und zu Sasha gewandt: »Was möchtest du haben?«
Wie, ist das hier ein Hotel?
»Oh, einfach einen Salat, egal womit«, sagte Sasha. Das Dienstmädchen nickte und zog sich zurück.
»Sei nicht so zurückhaltend«, sagte Nafta. »Du kannst bestellen, was du willst.«
»Ich hab keinen Hunger.« Sasha stand immer noch verlegen in der Nähe der Tür.
»Die beköstigen hier alle Nationalitäten. Wenn du französische Haute Cuisine möchtest, kriegst du sie. Oder thailändisch, riesige Garnelen, indisches Curry oder Steak, alles kein Problem. Gewöhn dich dran, Schwester. Lass deine Fantasie spielen. Das ist der eigentliche Zweck, warum du hier bist. Und denk dran: Egal, was du dir wünschst, es gibt nichts, was sie, oder ihr Geld, nicht ermöglichen könnten. Ganze Geschwader von Flugzeugen, Rolls-Royce-Flotten, Jachten, Poloteams, Villen überall auf der Welt, und ich spreche jetzt nur von Ibrahim.« Nafta lachte.
Na, du scheinst dich der Sache ja mit Haut und Haaren verschrieben zu haben
. Sasha wandte sich zum anderen Bett, prüfte mit ihren müden Augen die Matratze.
Nafta plapperte weiter drauflos, als hätte Sasha beim ersten Mal nicht alles mitbekommen. »Ja, alles was du willst. Catherine Bowen zum Beispiel, eins der Mädchen, die sie vor einem Jahr oder so aus Kalifornien hergeholt haben, die hat eine Riesenschwäche für südkalifornische Avocados – nicht irgendwelche Avocados, wo denkst du hin, sondern sie müssen aus Südkalifornien sein –, also lässt Ibrahim sie einmal die Woche einfliegen.«
»Wer ist Catherine Bowen?«
»Eins von den anderen Mädchen.«
»Den anderen Mädchen?«
»Es sind sechsundzwanzig von uns hier.« Sashas Kiefer erschlaffte. »Ibrahim hat vier Cousins, die alle einen ähnlichen Geschmack haben und im entsprechenden Alter sind.«
O mein Gott, ich bin in einem Harem!
Sasha fasste sich an die Stirn. »Wo kommen die alle her? Warum machen die das alle?«
»Von überall her. Agenturen in Hollywood. Schönheitschirurgen. Warum wir das machen? Du zum Beispiel?« Sie sah Sasha an.
Sasha gab vor, die Frage nicht gehört zu haben, und begann ihre Abaya abzustreifen.
Das frage ich mich im Moment grade selbst.
Nafta antwortete für sich: »Eine halbe Million Pfund pro Jahr, nur mal so für den Anfang. Dazu kommt so ungefähr jedes Jahr, wenn du dran arbeitest, noch mal eine halbe Million in Schmuck, den du behalten und mitnehmen kannst.«
Sasha drehte sich ruckartig zu Nafta um. Ihre Augen verengten sich, ihr Interesse war erregt.
Das würde reichen, um mich von allen Fesseln zu befreien.
»Erzähl weiter.«
Du bist ein kleines Plappermaul, Nafta, hör jetzt bloß nicht auf.
»Ah, das weckt deine Aufmerksamkeit«, lachte Nafta. »Die meisten Mädchen wissen, dass sie, wenn sie für ein oder zwei Jahre herkommen, nie wieder arbeiten müssen, vor allem, wenn sie eine Favoritin sind.« Sie grinste, als wollte sie sagen: »So wie meine Wenigkeit.«
»Wie lange bist du schon hier?«
»Vier Jahre. Und es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre. Man kann sich ganz schön daran gewöhnen. Und ich habe sehr viel Fantasie.«
Sasha befreite sich endgültig von ihrer Abaya. Darunter trug sie noch immer englische Reitkleidung. Nafta plumpste rückwärts in die Bettwäsche. »Halali. Wenn du
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