Trojanische Pferde
ihr nicht so kalt war von der Klimaanlage. Ihr ihren Earl Grey servierte. Auch hatte er sich gemerkt, welches ihre Lieblingsburgunder waren, und hielt, wenn sie zu ihm kam, immer ein Glas Pierre Bourée Clos de La Justice bereit, obwohl er selbst keinen Wein anrührte. Aber die Drogen. Auch heute wieder. Manchmal hatte man das Gefühl, mehr mit dem Kokain zusammen zu sein als mit Ibrahim. Und gerade heute wünschte sie sich einen ruhigen Abend in trauter Zweisamkeit, etwas, das ihr selten genug gegönnt war.
Sasha setzte sich auf. »Lass uns heute mal hierbleiben«, sagte sie. Zappelnd ließ er sich zu ihr aufs Sofa plumpsen.
»Das möchte ich nicht. Ich habe die Band Chicago engagiert. Heute ist ihr erster von drei Auftritten, da will ich dabei sein. Außerdem
muss
ich auch da sein.«
Warum konnte er nicht mal darauf verzichten, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen? »Lass doch Prinz Abdul den Conférencier machen.« Sie strich ihm über die Stirn. »Das wird er liebend gern tun, da bin ich sicher.«
Er ergriff ihre Hand, küsste sie und ließ sie aufs Sofa fallen. »Natürlich würde er es gern machen. Und auch so tun, als wäre es seine Idee gewesen.« Er ließ seinen Blick schweifen. »Davon abgesehen, möchte ich sie gerne hören.«
Er ist viel zu weggetreten. Jassar wird es mit Sicherheit herausfinden. Ich muss etwas unternehmen.
Das war das andere Problem. Jassar, daran musste sie nicht groß erinnert werden, erwartete von ihr, dass sie Ibrahim vor allen Schwierigkeiten bewahrte. Eine Welle von Schuldgefühlen überschwemmte sie. Kein angenehmes Gefühl, und auch eins, an das sie nicht gewöhnt war. »Ich möchte dich heute Abend für mich haben.« Sasha ließ sich in die Kissen zurücksinken, wobei sich ihr Morgenmantel ein wenig öffnete.
»Du hast einen komischen Sinn für Timing«, sagte er lächelnd. Er holte sein Silberkästchen hervor, stellte es auf den Tisch und öffnete es.
»Warum machst du das?«
Bitte, Ibrahim. Sei heute Abend einfach nur mit mir zusammen. Ich brauche ein bisschen Ruhe.
»Warum nicht? Das braucht dich nicht zu kümmern.«
»Ich mache mir Sorgen um dich.« Sie setzte sich auf, rückte an ihn heran, legte ihre Hände auf seine und drückte das Silberkästchen behutsam zu. Er hielt inne, gab ihr nach, strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht.
»Denk dran, was dein Vater sich für dich erträumt«, sagte sie. Jetzt argumentierte sie schon wieder mit seinem Vater. Warum konnte sie nicht einfach aus eigenem Herzen zu ihm sprechen? Hatte sie nicht den Mut? Sie, das Mädchen ohne Furcht? Ihr schien jede Möglichkeit zu entgleiten, zu ihm durchzudringen.
Er sagte: »Ich weiß. Ich bin die Zukunft Saudi-Arabiens.« Er blickte zur Seite. Sasha streckte die Hand aus und rieb ihm den Nacken. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass du meinem Vater näherstehst als ich«, sagte er. Sie spürte, wie sich ihr eigener Nacken versteifte. »Ich kann es nicht«, sagte er, den Blick abgewandt. »Nicht so, wie er es von mir erwartet.«
Sie lehnte sich an ihn. »Hast du mit ihm gesprochen? Vielleicht kann ich das Thema mal anschneiden … er hört auf mich …«
»Hört auf dich!« Er entzog sich ihr mit einem Ruck. Sie streckte die Hand nach ihm aus. In plötzlicher Wut entbrannt, rief er: »Lass das! Hör auf … Er ist mein Vater! Weißt du, wie lächerlich das manchmal ist? Was ich alles tun soll?« Er hob die Hand. Sasha dachte für einen Moment, er wolle sie schlagen. Stattdessen sank er zurück in seinen Sitz. »Ich hab das alles nie gewollt.«
Sasha massierte ihm die Schultern. Er fuhr fort, wie resigniert: »Du verstehst es auch nicht besser als er. Tatsache ist, dass mir das alles nicht so wichtig ist. Jedenfalls nicht so wie ihm. Oder vielleicht sogar wie dir.« Er stand auf, stolperte fast über den Couchtisch. »Wir gehen jetzt auf die Party.«
Sasha hatte jedes Interesse an seinen Zärtlichkeiten für heute Abend verloren. Aber sie hatte keine Lust, Jassar erklären zu müssen, warum die Leute über Ibrahim tuschelten. Sie erhob sich und sprach ganz unaufgeregt. »Hör zu. Wie gesagt, ich möchte heute Abend allein sein. Mit dir, genauer gesagt.« Sie hörte es selbst, alles Gefühl war aus ihrer Stimme verschwunden. Was jetzt kam, war geschäftsmäßig. Sie trat zurück und ließ ihren Morgenmantel zu Boden gleiten.
Sie trug das Diamantkollier, das er ihr vor zwei Tagen geschenkt hatte, eine Fünfzehn-Karat-Kette, von der ein zehnkarätiger Stein herabhing, dazu
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