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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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hoch bis in eine der zwiebelförmigen Kuppeln des Palasts mit ihrer Decke aus zweiundzwanzigkarätigem Gold. Kristallleuchter hingen aus der Kuppel herab und funkelten ringsum von den Wänden. Ausnahmslos alle Frauen im Saal waren gekleidet, als befänden sie sich auf einer festlichen Gesellschaft. Abendkleider von Chanel, Yves St. Laurent, Prada und Halston, wohin man blickte. Schimmerndes Gold, glitzernde Perlenketten, sogar einige diamantbesetzte Tiaras schmückten Köpfe, die zufrisieren stundenlange Arbeit erfordert haben musste. Hier war eine große Bühne bereitet, und die Frauen führten ein Kostümstück auf.
    Sasha entdeckte Ibrahim am anderen Ende des Saals und beobachtete ihn eine Weile lang. Es war nicht schwer zu erkennen, dass die Männer, die ihn umringten, seine Lakaien waren. Er stand auf und ging nach links, sie folgten; er blieb stehen, sie erstarrten. Er zeigte irgendwohin, und einer von ihnen wieselte los. Ein Blick sagte: »Hol mir einen Scotch«, kurz darauf wurde ihm untertänigst das Whiskyglas gereicht. Ein kurzes Rucken des Kopfes: Ein Mädchen wurde rüde hinauskomplimentiert.
Hatte sie ihn beleidigt?
Schließlich trat er, sich von seinen Gefolgsleuten absondernd, ein Stück beiseite, um sich, in der Manier eines Lord Byron, den Schmeicheleien einer größeren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
    Sasha ging auf ihn zu.
    »Hallo, Prinzessin«, sagte er.
    »Hallo, Prinz.«
    »Möchtest du dich hinsetzen?«
    »Möchtest du tanzen?« Sie streckte ihm den Arm entgegen. »Der hier ist gerade ein bisschen schnell für dich, oder?« Er nahm ihren Arm und führte sie auf die Tanzfläche, wo sich bereits ein halbes Dutzend anderer Paare vergnügte.
    »Wir werden sehen.« Als er und Sasha die Tanzfläche betraten, verlangsamte die Band das Tempo des gerade gespielten Songs, verlor für ein paar Taktschläge den Zusammenhalt und fand schließlich im Rhythmus eines langsamen Walzers wieder zueinander. Die anderen Mädchen verzogen sich und Ibrahim wirbelte Sasha mit selbstbewussten Bewegungen durch den Saal, lächelnd und mit bewundernden Blicken.
    »Wie lief’s heute im Ministerium?«
    »Es wird dich freuen zu hören, dass ich es tatsächlich recht interessant fand.«
    Na siehste. Das war doch nicht so schwer auszusprechen, oder?
Ein Sieg, aber sie schlug schnell die Augen nieder, damit er ihreZufriedenheit nicht sah. Es wäre ja absolut sinnlos, ihn herumkommandieren zu wollen.
    »Nur zu, sag es ruhig.«
    Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. »Ich hab’s dir doch gesagt.« Er zeigte sein Speziallächeln, dasjenige, das nur für sie reserviert war. Wenn er sie so ansah, war sie außerstande, an ihm zu zweifeln oder schlecht von ihm zu denken. Sie legte den Kopf auf seine Schulter, wohl wissend, dass viele der anderen Mädchen sie beobachteten. Es war ihr egal.
Die neue Favoritin.
    »Lass uns von hier verschwinden.«
    »Wozu die Eile, die Party hat gerade erst angefangen.«
    »Das meinte ich nicht. Ich will sagen: Geh mit mir irgendwohin.« Sie sah ihn ernsthaft an, forschte in seinen Augen. »Irgendwo, wo es – romantisch ist.«
    »Na gut«, sagte er. »In ein paar Wochen. Vater hat mich gebeten, mich weiter um die Banker zu kümmern, also flieg ich für ein paar Tage nach New York. Rein geschäftlich, aber ich nehme schon mal ein paar Reservierungen vor für die Zeit, wenn ich wieder da bin. Ich werde dich überraschen.« Sie legte den Kopf wieder auf seine Schulter.
Du überraschst mich jetzt schon.

KAPITEL 15
    J ANUAR, VOR ZWEIUNDZWANZIG J AHREN . R IAD , S AUDI -A RABIEN . O Mann, ist er wieder high
, dachte Sasha. Sie zog ihren seidenen Morgenmantel fest um sich, als wollte sie sich vor dem Unerwarteten schützen – das sie in letzter Zeit von Ibrahim zu erwarten gelernt hatte –, und legte sich auf eins der Sofas im Vorzimmer zu seiner Suite. Durch die offene Tür hörte sie, wie er kichernd und schniefend in seinem Wohnzimmer zugange war.
Das muss aufhören oder wenigstens weniger werden
. Ibrahim platzte ins Zimmer, mit den Armen wedelnd, als würde er mit jemandem sprechen. Seine Augen waren rot unterlaufen, und er rieb sich die Nase.
    Immer mehr fühlte sie sich ihm entfremdet, jedenfalls dieser Kokain-Persönlichkeit. Er war gut zu ihr, wenn er wollte. Sie glaubte, dass ihm ehrlich an ihr gelegen war. Und gab es nicht immer wieder Momente, wo sie sich ihm wirklich nahe fühlte? Wenn er ihr kleine Aufmerksamkeiten erwies. Zum Beispiel das Fenster offen ließ, damit

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