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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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passende Ohrstecker, von denen jeweils ein Fünfkaräter baumelte. Den Schmuck also, ein weißes G-String und vorne offene High Heels. Sie machte noch ein paar Schritte zurück, legte den Kopf auf die Seite und grinste. Dann langte sie unter die Sofakissen und zog zwei aus Biberfell gefertigte Fausthandschuhe hervor. Das würde sein Interesse erwecken. »Und ichhab die hier mitgebracht.« Sie drehte sich um und ging durch die Tür, überzeugt, dass er ihr folgen würde.
Das Problem ist nur, nach dem ganzen Kokain werde nicht mal ich in der Lage sein, ihn zufriedenzustellen. Wahrscheinlich muss ich Nafta dazurufen.
Ihr Herz fühlte sich taub an.

    F EBRUAR, VOR ZWEIUNDZWANZIG J AHREN . R IAD , S AUDI -A RABIEN .
Der Lärm des Marktes schwoll noch einmal mächtig an, während Sasha sich dem Eingang näherte. In ihrer schwarzen Abaya, die Haare von einem Baumwollschal bedeckt, das Gesicht hinter einem Schleier versteckt, bewegte sie sich mit selbstbewusstem Schritt, die Brust vorgestreckt, der Rücken gerade. Sie ging ein paar Schritte vor dem Rest ihrer Gruppe, Nafta und zwei Männer der Königlichen Palastwache folgten. Sie entdeckte einen Religionspolizisten, der sie aus zehn Meter Entfernung beäugte. Sie reckte das Kinn noch höher, als er sich in Bewegung setzte und sich ihr in den Weg stellte. Sasha blieb vor ihm stehen und sah ihn mit funkelnden Augen an. Gerade als er zu sprechen anheben wollte, zog Nafta Sasha am Ärmel und geleitete sie zum Eingang des Marktplatzes.
    »Du bist ein kleines Wunder«, grinste Nafta. »Entsprichst nicht grad dem Bild einer züchtigen arabischen Frau.«
    »Tu ich nicht?«, fragte Sasha unschuldig. Nafta kicherte.
    Sie blieben eine Dreiviertelstunde, probierten Gewürze, feilschten mit Händlern über den Preis von Schmuck oder Kleidung, gaben das Spiel aber auf, noch bevor sie ganz ergründet hatten, wie weit die Verkäufer sich herunterhandeln ließen. »Ich stimme dir zu. Ibrahim ist intelligent, aber nicht sehr motiviert«, sagte Nafta, während sie ohne großes Interesse einen Tisch voller Schuhe musterte.
    Er steuert auf einen ernsthaften Zusammenprall mit dem Bild zu, das sich sein Vater von ihm macht, dachte Sasha.
    Nafta fuhr fort: »Und er ist jähzornig, falls du es noch nicht bemerkt hast, also sieh dich vor. Wir wollen doch nicht, dass du inUngnade fällst« – sie machte eine Pause, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen –, »und rausgeschmissen wirst.«
    Sie bummelten schweigend weiter. »Wenigstens ist es kein schweres Leben, nur manchmal recht eintönig«, sagte Sasha schließlich. »Und beengend.«
    »Das wird mit der Zeit besser, glaub mir. Er nimmt eins der anderen Mädchen mit zum Skilaufen. Ich selbst hab das noch nie gemacht. Meine Beine kriegen das einfach nicht hin.« Sie grinste anzüglich. »Bitte ihn doch, dass er noch mal mit dir fährt. Wo wart ihr neulich?«
    Sasha wurde warm ums Herz, als sie an die Woche mit Ibrahim im Dezember zurückdachte. »Aspen. Es war wunderbar. Aber so offen und zugänglich wie da habe ich ihn seitdem nicht mehr erlebt.« Sasha spürte Überraschung in dem Blick, den Nafta ihr von der Seite zuwarf. Eifersucht? Sorge?
    Sie verließen den Markt und gingen zum Palast zurück.
    »Du musst zugeben, die Arbeit ist nicht schwer«, sagte Nafta nach langem Schweigen.
    »Nein, aber es ist weiß Gott eine ganze Menge.«
    »Er behandelt dich immer noch gut, nehme ich an?«
    »Ja. Inzwischen dreht er sogar die Klimaanlage für mich runter. Die ersten Monate habe ich ja nur gefroren.«
    Sasha führte sich Ibrahims kleine Aufmerksamkeiten vor Augen, spürte eine Sehnsucht, ihm auf eine Weise nahe zu sein, die ihr bisher verschlossen war. War es möglich? In seinen ernsthafteren Momenten gewann sie manchmal eine Ahnung davon, wie es sein könnte. Wenn er sich öffnete, seine Intelligenz aufblitzen ließ und ihr zum Beispiel seine Sicht auf Jassars Tätigkeit erläuterte. Jassar hatte gesagt, dass aus Konkubinen manchmal Ehefrauen würden.
Jetzt treibst du’s aber ein bisschen weit
. Echt zum Lachen, wie ihre Teenagerfantasie da mit ihr durchging. Immerhin trat ihr dabei einmal mehr ihre Sehnsucht nach einem Geliebten ins Bewusstsein. Sie hätte es verdient, einen zu haben. Schließlich war sie jetzt eine Frau, mit beträchtlicher Erfahrung – außer in Herzensdingen. Sasha ergiff Naftas Arm und zog sie zu sich heran. Naftawürde nicht über ihre Träume lachen. So marschierten sie weiter, aneinandergeklammert wie zwei

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