Trolljagd
noch um.« Lucy stolperte.
»Dann werft sie doch weg!«, drängte er sie, während er sie einen steinigen Weg hinunterführte, der mit toter und sterbender Vegetation übersät war. »Wenn wir es zum Wald schaffen, haben wir vielleicht noch eine Chance.«
Der Pfad führte sie über ein offenes Feld und zum Eingang des Waldes, der finster wie die Nacht war. Lucy legte die Hände ineinander, blies hinein und schuf so eine Lichtkugel, die kaum größer war als ein Tennisball. Dann gab sie ihr einen Stoß, und schwebend beleuchtete die Kugel, was einst der Wald gewesen war. Die Blätter der Bäume waren schon vor langer Zeit abgestorben, aber die Baumstämme standen noch. Sie sahen aus wie große, verkrüppelte Riesen. Die Pfade, die durch das Gehölz führten, waren überwuchert von welken Büschen mit scharfen Dornen.
»Wenigstens kommt meine Magie zurück.« Lucy zuckte mit den Schultern. »Wie sollen wir denn durch diese Büsche in den Wald kommen?«
»Ich schlage uns einen Pfad.« Cristobel schwang die Axt und kämpfte sich durch die Dornen. Die Axt war beinahe so groß wie er selbst, aber Cristobel handhabte sie vollkommen mühelos. Innerhalb weniger Minuten hatte er einen Pfad zu der Hauptstraße geschlagen, die durch den Wald führte.
»Du handhabst dieses Ding ganz schön geschickt«, sagte Lucy anerkennend.
Cristobel zuckte nur mit den Schultern. Ein Pfeil zischte zwischen ihnen hindurch und blieb in einem der toten Bäume stecken. Wenige Meter hinter ihnen konnte Lucy die Trolle kommen sehen.
»Geben diese Kerle denn niemals auf?«
»Nicht, solange ihre Beute noch am Leben ist.«
»Hetzt die Slovs auf sie!«, hörte man einen der Trolle schreien.
»Nein!« Ein furchtsamer Stich fuhr durch Cristobels Herz. »Los, kommt!« Er griff mit einer solchen Kraft nach Lucy, dass er ihr beinahe den Arm ausgekugelt hätte.
»Was zum Teufel sind die Slovs?«, fragte sie, während sie hinter ihm her rannte.
»Lauft weiter und dreht Euch ja nicht um«, warnte er.
Natürlich gewann Lucys Neugierde die Oberhand. Als sie über die Schulter zurückschaute, hörte ihr Herz beinahe auf zu schlagen. Hinter ihnen war mindestens ein Dutzend von ihnen, Kreaturen, die von dem Leben in den Eisernen Bergen zu Mutationen geworden waren. Ihre grünen, nackten Körper hatten die Statur von Wölfen, aber ihre Gesichter wirkten eher wie die von Reptilien mit großen, geschuppten Köpfen und wabbeligen Fleischlappen, die von ihren Kiefern herunterhingen. Der größte von ihnen, der ihr Anführer sein musste, klappte seinen Kiefer wie eine Schlange unnatürlich weit auf und öffnete sein Maul, so dass er mühelos einen Strandball hätte verschlucken können. Er fauchte, rasend vor Wut. Die Kreaturen bewegten sich schnell wie Gazellen, während sie durch das holprige Gelände navigierten. Einige von ihnen sprangen sogar über die Bäume, um den Geflohenen den Weg abzuschneiden. Lucy hatte so etwas noch nie zuvor gesehen, und sie wollte es auch nie wieder sehen.
Sie versuchte mit Cristobel Schritt zu halten, aber ihre Absätze machten es ihr sehr schwer, und sie hatte auch keine Zeit, sie auszuziehen. Sie stolperte über einen Stein, der unter einem Haufen Laub verborgen war, und fiel der Länge nach aufs Gesicht. Sie konnte sich gerade noch schnell genug auf den Rücken drehen, um zu sehen, wie sich eine der Kreaturen auf sie stürzen wollte. Die Bestie sprang in die Luft und kam mit ausgestreckten Krallen auf sie zu, aber kurz bevor sie Lucy erreichte, segelte ihr Kopf in die Büsche. Lucy blickte hoch und sah Cristobel, der mit blutverschmierter Axt über ihr stand.
»Kommt.« Er streckte seine Hand aus. Lucy nickte ihm dankbar zu, ließ sich von ihm aufhelfen, und sie rannten weiter.
»Was sind das für Dinger?«, fragte Lucy, die sich von Cristobel führen ließ.
»Slovs – Rudeltiere, die jagen, indem sie ihre Beute übermannen«, rief er über seine Schulter hinweg. Einer der Slovs sprang auf den Weg hinunter und versperrte ihnen den Durchgang. Ohne zu zögern, schwang Cristobel die Axt und schlug der Kreatur die Vorderbeine ab. Zwei weitere Slovs kamen aus den Bäumen herabgesprungen und blockierten den Weg.
»Die gehören mir.« Lucy machte einen Schritt nach vorn. Sie hob eine Handvoll Erde auf und rieb sie zwischen ihren Händen, während sie einen Zauber wirkte. Die Büsche auf beiden Seiten der Slovs erwachten zum Leben und hielten die Kreaturen fest. Das Gewächs war nicht stark genug, um sie zu töten, aber es
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