Trolljagd
und wir haben nicht viel Zeit.«
»Hier entlang, Kinder.« Jackson führte sie zu den Fahrstühlen.
Gabriel folgte Jackson, aber er fühlte sich nicht wohl dabei. Er kam sich wie ein Feigling vor. Während er sich in einem unterirdischen Bunker verkroch, litt sein Großvater irgendwo in den Eisernen Bergen. Das hinterließ einen schalen Geschmack in seinem Mund. Seit er seine Eltern verloren hatte, hatte sein Großvater sich für ihn aufgeopfert, und es war an der Zeit, dass er sich dafür revanchierte. Niemand würde ihn davon abhalten, seinen Großvater zu retten, selbst wenn das bedeutete, dass er sich allein dem Schrecken der Eisernen Berge stellen musste.
8. Kapitel
»Hier entlang!«, schrie Cristobel, der am Ende des Ganges scharf links abbog. Als sie gerade um die Ecke kamen, bohrte sich knapp über Lucys Kopf ein Pfeil in die Wand.
Innerhalb weniger Sekunden verschlechterte sich die Lage von Lucy, Redfeather und ihrem Fluchthelfer dramatisch. Ehe sie den anderen Zwerg zum Schweigen hatten bringen können, war es ihm offenbar gelungen, ihre heimliche Flucht zu vereiteln. Brutus war ja bereits ein beängstigender Gegner gewesen, aber die Kreaturen, die ihnen jetzt auf den Fersen waren, übertrafen alles.
»Werden diese Viecher denn niemals müde?« Redfeather blickte über die Schulter und sah mindestens ein halbes Dutzend Trolle dicht hinter ihnen.
»Nein.« Cristobel konnte dem Pfeil, der direkt auf sein Herz gerichtet war, gerade noch ausweichen. »Der Dienstboteneingang ist nicht mehr weit. Wenn wir es bis dahin schaffen, könnten wir in die Wälder entkommen. Hier entlang!« Er wollte gerade losrennen, als er wie angewurzelt stehen blieb. Der Troll, der ihnen den Weg versperrte, war eine massige Kreatur mit einem riesigen Kopf und vier Armen, die alle eine Waffe in der Hand hielten.
»Kommt, ihr Ungeziefer, kommt zu Vez«, winkte das Monster sie heran.
»Wir sitzen in der Falle!« Redfeather blieb stehen.
»Wir sind dem Untergang geweiht.« Cristobel schüttelte niedergeschlagen den Kopf.
»Von wegen«, erwiderte Lucy und nahm Anlauf. »Na los, Baby, ich brauche dich«, beschwor sie ihre Magie herauf. Lucy sprang in die Luft und wirkte mit ihren Händen ein kompliziertes Muster, ehe sie über Vez hinwegsegelte und auf der anderen Seite landete. Als er sich zu ihr umdrehte, rollte sein Kopf von den Schultern, gefolgt von zwei seiner Gliedmaßen. »Ich danke dir, Göttin.«
»Ich würde mich nicht zu früh bedanken.« Cristobel zeigte auf das Ende der Halle, wo sich eine zweite Gruppe von Trollen der Jagd angeschlossen hatte. Jetzt saßen sie tatsächlich in der Falle.
»Also kämpfen wir.« Redfeather zog ein Breitschwert aus Vez’ lebloser Hand und bedeutete Cristobel, die Axt zu nehmen.
»Es sind zu viele. Hier entlang.« Lucy riss Redfeather und Cristobel mit sich und lief einen anderen Gang hinunter. Sie hatte zwar keine Ahnung, wo er hinführte, aber sie fühlte Wind aus dem Gang kommen, den sie gewählt hatte, und Wind verhieß ja bekanntlich ein »Draußen«. Ihr Herz füllte sich mit Hoffnung, als sie sah, dass ihre Vermutung richtig gewesen war. Vor ihnen lag ein Torbogen, der ins Freie führte. Doch die Hoffnung starb schnell, als ihr bewusst wurde, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Die Stufen, die einst zu dem schmalen Ausgang geführt hatten, waren zerstört, und ein Sprung in den Fluss, der wie ungeklärtes Abwasser aussah, hätte einen freien Fall von mindestens fünfzehn Metern bedeutet.
Redfeather spähte über den Felsvorsprung. »Sie könnten nicht zufällig einen Zauber wirken, um uns aus dieser Klemme zu helfen, oder?«
Lucy krümmte ihre Finger, konnte aber nicht mehr als eine winzige Schwingung fühlen. »Meine Magie ist noch immer nicht stabil, aber selbst wenn sie es wäre, wäre ich nicht in der Lage, uns alle dort runter in Sicherheit schweben zu lassen.«
»Dann müssen wir wohl springen«, sagte Cristobel und packte seine Axt fester.
»Gut, ihr beide geht. Ich werde sie aufhalten, bis ihr es durch den Fluss ans Ufer geschafft habt.« Redfeather baute sich in Abwehrhaltung auf, als der erste der Trolle am Ende des Ganges auftauchte.
»Keine Chance. Wir werden Sie nicht allein mit denen hier zurücklassen. Wir springen entweder alle gleichzeitig, oder wir lassen es«, sagte Lucy. Auch wenn sie den alten Mann kaum kannte, die Umstände hatten sie zusammengeschweißt. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie ihn der Willkür der Trolle überließ.
»Das geht
Weitere Kostenlose Bücher