Trolljagd
geschockt die Überreste des Wasserturms betrachtete. Sein Blick schweifte über die versteinerten Trolle und fiel zuletzt auf Gabriel. »Getötet von den eigenen Leuten wurde ich fast. In großer Schuld stehe ich bei dir.« Er kniete vor Gabriel nieder. Die Zwerge sahen schockiert zu; noch niemals hatten sie gesehen, wie ein Troll jemandem, außer seinem Prinzen, eine solche Ehre erwies, schon gar nicht einem Menschen. Bei diesem Anblick brandete gedämpftes Murmeln durch die Menge.
»Steh auf. Du bringst mich in Verlegenheit.« Gabriel half dem Troll auf die Füße.
»Cristobel!«, rief eine Stimme, die jedermanns Aufmerksamkeit von dem peinlichen Moment zwischen dem Mensch und dem Troll ablenkte. Mavis, die immer noch die Fußfesseln der Trolle trug, humpelte durch das Dorf. Sie hatte Tränen in den Augen. »Den Göttern sei Dank, dass du es sicher zurückgeschafft hast. Ich dachte schon, die Trolle hätten dich erwischt.« Sie umarmte ihn und drückte ihn fest an sich.
»Wir sind in Sicherheit.« Cristobel löste sich sanft aus ihrer Umarmung und benutzte die Axt, um ihre Fußfesseln zu durchtrennen. »Wo ist Cassy?«
Mavis machte ein trauriges Gesicht. »Weg. Sie und die Hexe waren unter den Ersten, die von den Trollen mitgenommen wurden, nachdem sie die Tunnel unter der Kapelle gestürmt hatten.«
»Nein.« Cristobel riss die Augen auf. »Woher wussten sie denn, wo sie euch finden würden?«
»Ich fürchte, dass Alec uns verraten hat«, sagte sie traurig. Die Tatsache, dass einer ihrer eigenen Leute sie an ihre Peiniger ausgeliefert hatte, war ein niederschmetternder Schlag für sie alle.
»Verflucht seien Orden und sein Pack.« Cristobel schlug mit seiner Faust auf die Axt. Er sah zu Gilchrest hinab. »Ich werde dir den Kopf abhacken und ihn in einer Kiste zu deinem Bruder schicken.« Er erhob seine Axt, aber Gabriel trat mit dem Nimrod in der Hand zwischen sie.
»Hier wird heute kein Blut mehr fließen, weder das eines Zwergs noch das eines Trolls«, erklärte Gabriel und ließ den Nimrod erst sinken, nachdem Cristobel seine Waffe gesenkt hatte.
»Das ist wirklich ein verdammt raffinierter Trick.« De Mona trat zu ihnen. Sie versuchte immer noch, das Wasser aus ihren Haaren zu wringen. Ihre Tunika war schmutzig und zerrissen, aber sie sah dennoch umwerfend aus.
»Das war kein Trick, Kind, das war Magie. Magie, die in dieser Form schon Jahrhunderte nicht mehr gesehen wurde«, erwiderte Mavis, während sie den Dreizack bewundernd musterte. Sie wollte ihn berühren, aber Gabriel zuckte rasch zurück.
»Nicht. Ich möchte dir nicht versehentlich wehtun«, warnte er sie.
»Unsinn.« Mavis fuhr mit ihrer Hand an dem Schaft des Nimrods entlang. »Diese Magie kennt mein Blut ebenso gut wie das Eure.« Der Nimrod pulsierte sanft und nahm dann wieder seinen Platz auf Gabriels Arm ein.
»Was weißt du über den Nimrod?«, fragte Gabriel, der neugierig auf seine Tätowierung starrte.
Mavis lachte schwach. »Wahrscheinlich mehr als Ihr, Jüngling. Die Gussform für den Dreizack wurde von meinem eigenen Großvater hergestellt.«
»Dein Großvater hat dieses Ding gebaut?«, erkundigte sich Gabriel schockiert.
»Ja, er hat diese Waffe geschaffen, aber es war die Kraft eines anderen, die sie zum Leben erweckte. Vor langer Zeit kam einmal ein Fremder in unser Dorf, der auf der Suche nach dem besten Waffenschmied von ganz Midland war. Er sollte ihm helfen, ein Geschenk für König Neptun zu erschaffen. Viele Nächte lang mühten sich der seltsame Magus und mein Großvater in seiner Werkstatt ab, um den Dreizack herzustellen. Selbst die Engel kamen vom Himmel, um den fertigen Dreizack zu betrachten. Sie kühlten das Metall mit ihren Freudentränen, da niemals zuvor etwas so Wunderschönes auf der Welt gesehen worden war. Als er dem Magus ausgehändigt wurde, damit er ihm Leben einhauchte, fügte mein Großvater dem Zauber einen Tropfen von seinem eigenen Blut hinzu, auf dass sein Kunstwerk für alle Ewigkeit auch ein Stück von ihm in sich barg.«
»Langsam wird die Sache interessant«, sagte De Mona.
»Allerdings«, stimmte Gabriel zu. »Und was ist danach aus deinem Großvater geworden?«
»Er kam, so wie auch mein Vater und mein Sohn, während der Trollkriege ums Leben«, antwortete Mavis traurig.
»Das tut mir leid«, sagte Gabriel und legte seine Hand auf ihre Schulter.
»Das muss es nicht. Es war ja nicht Eure Waffe, die meine Familie getötet hat, sondern die der Trolle. Mein Großvater ist nun seit
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