Trolljagd
sagten beide gleichzeitig.
»Du zuerst«, forderte Jonas Jackson auf, während er versuchte, sich zu sammeln.
»Der dumme Jüngling und die Kleine sind verschwunden und haben den Troll mitgenommen. Vermutlich sind sie auf dem Weg zu den Eisernen Bergen«, sagte Jackson.
»Oh nein, wir müssen sie unbedingt abfangen.« Jonas’ Stimme war voller Panik.
»Ja, bevor die Trolle sie in kleinen Häppchen zurückschicken. Obwohl sie es verdient hätten, weil sie sich so dämlich angestellt haben. Und worüber regst du dich eigentlich so auf?«
»Ich weiß jetzt, was Titus mit dem Nimrod im Schilde führt«, antwortete Jonas.
Jackson zog eine Braue hoch. »Spann mich nicht so auf die Folter.«
»Titus will das beenden, womit der Bischof begonnen hat. Er will die Erste Wacht zum Leben erwecken.«
Jacksons Gesicht wurde weiß wie die Wand. Er kannte die Legende von den zwölf Kriegern, die ihr Leben gaben, um Christus zu schützen. »Oh, heiliger Jesus!« Jackson stützte sich gegen die Wand.
»Von wegen. Die Seelen, mit denen Titus die Körper wieder zum Leben erwecken will, sind alles andere als heilig. Wenn ich mir vorstelle, gegen wen wir antreten müssten, wenn die großen Krieger wieder mit ihren Waffen vereinigt und von den Mächten des Bösen beseelt wären, wird mir angst und bange. Dagegen wäre die Hölle auf Erden ein Kindergeburtstag.«
»Wir müssen den Jüngling finden«, sagte Jackson.
»Allerdings. Alle Mann an Deck, und zwar pronto.«
»Packt eure Sachen und folgt mir!«, rief Jackson Lydia und Finnious zu, die gerade ein Sandwich aßen, als er im Speisezimmer an ihnen vorbeilief.
»Was ist los?«
»Euer Kumpel Gabriel hat uns vom Regen in die Traufe gebracht«, sagte Jackson mürrisch und stieß die Hangartüren weit auf.
Die Nacht war ruhig – eigentlich zu ruhig. Jonas und Jackson beschäftigten sich damit, die benötigte Ausrüstung in den Transporter zu laden, während sich Finnious wie eine Klette an Lydia hängte. Irgendetwas beunruhigte den Geist, und sie spürte, wie er zitterte.
»Finnious, was ist nicht in Ordnung?«, erkundigte sich Lydia.
»Ich weiß es nicht. Irgendetwas … stimmt hier nicht.« Er schaute nervös um sich, als erwartete er, dass sich jeden Augenblick ein Monster aus den Schatten lösen und auf ihn stürzen könnte.
»Hab keine Angst. Du weißt doch, dass ich niemals zulassen werde, dass dir irgendetwas zustößt.« Sie nahm ihn in die Arme. Genau in diesem Moment hörte sie mit ihren scharfen Ohren, wie etwas durch die Luft sauste. »Deckung!«, rief sie und stieß Jackson aus dem Weg, bevor mehrere Gegenstände dort vorbeizischten, wo er zuvor gestanden hatte. Sie schwang ihren Speer durch die Luft und lenkte die zweite Salve der Projektile ab, so dass sie in eine schrottreife Honda einschlugen. Die Geschosse waren schwarz gefiederte Objekte mit einer scharfen Spitze.
»Wo kommt das her?« Finnious suchte fieberhaft den Schrottplatz ab.
Ein verschwommener Fleck bewegte sich auf Jackson zu, und er hob sein Schwert gerade noch rechtzeitig, um den Schlag zu parieren. Er versuchte einen Gegenangriff, aber der Fleck hatte sich bereits weiterbewegt. »Halt still, damit ich dir eins überziehen kann, zum Teufel!«, schrie Jackson.
Jetzt zuckte der Fleck in Lydias Richtung, aber im Gegensatz zu den anderen reagierte sie nicht auf das, was sie sah, sondern auf das, was sie hörte. Sie parierte den Schlag, der ihr gegolten hatte, und konterte mit einem Hieb ihres Speers. Der Fleck taumelte und wurde deutlicher. Es war ein Mann, oder zumindest hatte er die Gestalt eines Mannes. Große schwarze Flügel flatterten auf seinem Rücken und wirbelten Abfälle vom Boden. Eine Totenkopfmaske bedeckte den Kopf der Kreatur, aber sie konnten seine milchigen blauen Augen dahinter erkennen.
»Und wen zum Teufel stellst du dar?«, erkundigte sich Jackson sarkastisch.
»Den Tod«, wimmerte Finnious.
Der Todesengel ignorierte Jacksons Frage, ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen und hielt inne, als er Finnious erreichte. Er sah, wie der Funke in Finnious glühte wie ein Leuchtfeuer.
»Gib ihn mir«, sagte der Engel mit einer geisterhaften Stimme und streckte die Hand nach Finnious aus.
Lydia schlug seinen Arm mit dem Speer zur Seite und stellte sich zwischen die beiden. »Wenn du ihn auch nur berührst, werde ich dich töten«, drohte sie.
Der Engel versuchte um sie herumzugehen, aber sie schnitt ihm wieder den Weg ab. Er bewegte sich so schnell, dass sie kaum Zeit
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