Trommeln der Lust
zu einem Quickie an den unmöglichsten Orten und Zeiten bereit war.
Das i-Tüpfelchen war sein Verhalten am letzten Sonntag gewesen, als er nach dem Blowjob einfach abgehauen war und sich nicht mehr gemeldet hatte. Damit war Claus eindeutig zu weit gegangen. Myriam hatte vollkommen recht: Ich hätte ihn schon lange verlassen sollen, er benutzte mich nur, und zwar wann und wie es ihm gerade passte.
Urplötzlich schien der Zauber verflogen, den er noch bis vor Kurzem auf mich ausgeübt hatte. Und ich wusste wirklich nicht, warum er verschwunden war. Im Grunde war das aber auch egal. Was zählte, war einzig und allein, dass es passiert war . Ich war gerade dabei, die Oberhand in meinem eigenen Leben zurückzugewinnen. Ein Gefühl von Freiheit machte sich in mir breit, ein Druck wich von mir. Das fühlte sich gesund und verdammt richtig an.
Meine innere Wandlung passte perfekt zu meiner äuÃeren. Die Kleiderwahl fiel mir jetzt auch leicht. Ich brauchte nicht mehr groà zu überlegen, mein Unterbewusstsein übernahm kurzerhand die Regie.
Eis und Schnee hatten mich nicht davon abhalten können: Ich hatte mich für das kurze nachtblaue Samtkleid entschieden. Darunter trug ich blickdichte, seidig glänzende Strümpfe. Der Höhepunkt meines Outfits jedoch waren die Overknee-Stiefel mit Bleistiftabsätzen. Ziemlich unvernünftig, diese hohen und spitzen Absätze bei dem Wetter und den rutschigen Gehwegen. Ganz klar. Aber wen scherte das? Mich jedenfalls nicht, denn ich schwebte bereits seit Stunden auf einer Wolke. Wozu brauchte ich dann so etwas Langweiliges wie Bodenhaftung?
Als wärmenden Abschluss hatte ich mir noch das knapp knielange künstliche Leopardenfell übergeworfen. Mit einem echten hätte ich auch nicht gewagt, damit ausgerechnet unter die Augen eines Wildhüters zu treten.
Damian White! Was machte er überhaupt in München?
Während ich auf die StraÃe hinaustrat, beschloss ich, mir darüber nicht den Kopf zu zerbrechen. Im Moment sollte ich mir wahrlich ganz andere Gedanken machen. Wieso zum Beispiel Claus mich ausgerechnet heute Abend eingeladen hatte. Tagelang hatte er es nicht einmal für nötig befunden, sich auch nur telefonisch zu melden. Und nun ausgerechnet an diesem Abend, wo er mit Damian White verabredet war?
Sicher hatte Damian etwas Wichtiges mit Claus zu besprechen und war deshalb extra nach München gekommen. Ich hatte damit jedenfalls nicht das Geringste zu tun, weder gehörte ich zum Mitarbeiterstab von Claus Carlson, noch kannten wir uns, Damian und ich. Ich wäre obendrein jede Wette eingegangen, dass Claus mich während der gesamten Drehzeit in Südafrika kein einziges Mal und niemandem gegenüber auch nur mit einem Wort erwähnt hatte. Damian wusste mit Sicherheit nichts von der Existenz einer Lebensgefährtin, umso verdutzter würde der Wildhüter gleich sein, wenn ich im Lokal auftauchte. Es wäre nicht das erste Mal, dass mir so etwas mit Claus passierte. Ich trenne eben strikt zwischen Arbeit und Privatleben, pflegte er zu sagen, wenn ich ihn darauf ansprach.
Eine plötzliche Erkenntnis lieà mich jetzt mitten auf der StraÃe abrupt stehen bleiben: Wenn ich es recht bedachte, so war ich wirklich nicht die Frau an Clausâ Seite. Dieses Szenario hatte lediglich in meiner Phantasie stattgefunden. Also gab es auch für Clausâ überraschende Einladung ausgerechnet heute Abend nur eine logische Erklärung: Es war ein verdammter Test! Hatte nicht Myriam heute Nachmittag erwähnt, Claus sei eifersüchtig gewesen wegen meines Hingerissenseins, als der Wildhüter auf dem Bildschirm aufgetaucht war â¦?!
Wütend lief ich weiter, beschleunigte meine Schritte, denn ich war bereits spät dran.
Ich musste erneut an Myriam denken. Sie hatte ja so recht: Claus war tatsächlich ein Kontrollfreak, der mich bloà gefügig machen wollte, koste es, was es wolle. Und dabei war ihm bei seinem ohnehin riesigen Ego jedes Mittel recht.
Ich blieb ein weiteres Mal ruckartig stehen, weil mir soeben ein weiteres treffendes Wort für ihn eingefallen war: Gefühlsvampir! Er saugte mich gefühlsmäÃig und auch sexuell aus und lud damit seine eigenen Energiereserven auf.
Jetzt war ich mir hundertprozentig sicher: Dieser Abend heute war ein Testlauf. Und vermutlich war das Ganze gleich noch ein Warnschuss in Richtung von Damian White.
Indem Claus mich persönlich
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