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Trommeln der Lust

Trommeln der Lust

Titel: Trommeln der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Rubin
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    Shirley konnte verdammt gereizt reagieren, wenn man sie versetzte und mit ihrer kostbaren Lebenszeit nachlässig umging. Ein derartig rücksichtsloses Verhalten tolerierte sie absolut nicht. Das wurde jedem, der das auch nur einmal gewagt hatte, schnellstens und nachhaltig ausgetrieben.
    Shirley, der rothaarige und sommersprossige irische Hitzkopf, würde sich wohl nie ändern, das war Damian seit langem klar. Starrköpfig war sie schon damals als junge Studentin gewesen. Mittlerweile eine erfolgreiche Bankerin im Kostümchen und mit eleganten High Heels, residierte sie nun schon eine ganze Weile in einem todschicken Büro mitten im Londoner Bankendistrikt. Sie behauptete felsenfest, einzig und allein ihr irischer Dickschädel habe sie dorthin gebracht. Ebenso wie ihr selbstbewusstes Auftreten. Sie ließ sich nichts gefallen, und zwar von niemandem.
    Damian musste bei der Erinnerung an sie grinsen. Er setzte sich im Bett auf und schwang die Beine über den Rand, und damit war der innere Schweinehund zum größten Teil besiegt. Gleich wäre er bereit, unter die Dusche zu springen und dem neuen Tag inklusive Shirley die Stirn zu bieten.
    Abgesehen davon, dass Damian nicht wirklich Angst vor Shirleys hitzigem Temperament hatte, wollte er sie doch gerade heute lieber nicht gegen sich aufbringen. Denn er brauchte dringend ihre Hilfe, um das Wildreservat mit den weißen Löwen weiterfinanzieren zu können: Die Höhe der Kreditsumme würde wohl selbst bei Shirley im ersten Moment ein spontanes Kopfschütteln hervorrufen. Zumal Damian nicht gerade über große Sicherheiten verfügte. Er hatte nur einen – in seinen Augen – wirklich guten Plan. Und Damian wusste eins sicher: Wenn es ihm heute nicht gelang, Shirley von seinen ehrgeizigen Plänen zu überzeugen, und sie ihm anschließend nicht durch ihren Einfluss weiterhalf – dann wäre seine gesamte Reise, von Südafrika über Berlin, dann München und schließlich weiter nach London, so gut wie umsonst gewesen. Das durfte einfach nicht geschehen. Seine Freunde in Südafrika zählten auf ihn. Obendrein war das Ganze ja auch noch seine Idee gewesen. Wenn der Solarstrom erst einmal auf dem Gelände des Wildreservates zu fließen begann, würde die Nutzung der Sonnenenergie nicht nur der Umwelt und dem Klimaschutz allgemein zugutekommen. Das Reservat konnte die überschüssig produzierte Energie sogar weiterverkaufen, und auf diese Art und Weise würde das Reservat nicht nur die eigene Stromversorgung auf Dauer sicherstellen, sondern auch noch eine kleine zusätzliche Einnahmequelle generieren. Bisher war so weit auch alles nach Plan verlaufen. Der Bau der angepeilten Photovoltaikanlage durch die Berliner Firma hing letztlich nur noch von einer allerdings wichtigen Kleinigkeit ab: nämlich der Kreditzusage aus London. Und hier war Shirley MacHaliday gefragt …
    Damian gab sich einen Ruck und stand im nächsten Moment aufrecht neben dem Bett. Allerdings entlockte ihm diese heroische Aktion auch ein leises Fluchen. Seine Kniekehlen fühlten sich verdammt weich an. Und sein Schädel dröhnte jetzt regelrecht von der Anstrengung des Aufstehens.
    Dieser verdammte Claus Carlson und sein Einfall mit der griechischen Taverne! Claus hatte ihre Gläser ständig nachgefüllt, und Damian hatte irgendwann den Überblick verloren. Zumal er in eine durchaus angenehme Unterhaltung vertieft gewesen war – mit Clara, dieser zierlichen Blonden, die wacker mitgehalten hatte. Vermutlich lag es auch an ihr, dass Damian irgendwann unvorsichtig geworden war und sich sogar hatte gehenlassen. Sein normales tägliches Leben in der Wildnis Südafrikas bestand ja nun nicht gerade aus ausgiebigen oder gar wild ausufernden Kneipenbesuchen, und er war Alkohol in größeren Mengen definitiv nicht mehr gewohnt.
    Außerdem war er es auch nicht mehr gewohnt, zu flirten. Und wenn gar noch beides zusammenkam – Trinken und Flirten –, so wie letzte Nacht, dann war ganz schnell alles zu spät.
    Damian machte als Nächstes einen beherzten Schritt, weg vom Bett, um die wackligen Knie zu testen. Sie hielten stand. Ihm war zwar noch leicht schwindelig, aber ihm ging es schon bedeutend besser.
    Damian hatte sich tatsächlich in den letzten Jahren von einem vornehm zurückhaltenden und reichlich vergeistigten Wissenschaftler in einen kantigen Naturburschen

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