Trommeln der Lust
denn mit ihr? Und das wegen so einer kleinen Verspätung, höchstens einige Minuten!
Am liebsten hätte Damian über den Tisch gelangt und den Filmer am Kragen gepackt, um ihn ordentlich durchzuschütteln. Schon in Südafrika hatte sich Claus Carlson mit dieser arroganten Art bei ihm unbeliebt gemacht. Zwischenzeitlich hatte er Clausâ unhöfliches Verhalten verdrängt, weil ihm andere Dinge so viel wichtiger erschienen ⦠und es auch waren. Aber jetzt kam alles erneut hoch. Und vor allem mit Clara brauchte der Kerl nicht so herablassend umzuspringen!
Damian beschloss auf der Stelle, Clara zu Hilfe zu kommen und die Situation zu entschärfen.
»Haben Sie denn schon die Flugtickets nach Johannesburg?«, fragte er Clara und lächelte sie an. Ihre Blicke trafen sich.
Sie nickte mit vor Freude strahlenden Augen. »Ja, heute Nachmittag ist die Buchung bestätigt worden.«
»Wunderbar. Dann sehen wir uns ja bald schon wieder«, hörte er sich sagen.
»Ja, und ich kann es kaum erwarten.«
Eine feine Röte überzog Claras Wangen. Und hastig fügte sie hinzu: »Ich wollte immer schon nach Südafrika. Und als ich Clausâ wunderbaren Film gesehen habe, da â¦Â« â sie brach ab, weil keiner der beiden Männer ihr wirklich zuzuhören schien.
Damian hatte bemerkt, wie Claus während seines Wortwechsels mit Clara zusammengezuckt war und von da an wachsam blieb. Auch als Damians und Claras Blicke sich immer wieder trafen, als gäbe es ein unsichtbares magnetisches Feld zwischen ihnen. Auch jetzt beobachtete Claus sie beide verstohlen. Er tat zwar so, als studiere er die Speisekarte, aber Damian war sich dennoch sicher, dass Claus jedes kleinste Detail mitbekam. Die Blicke und die Schwingungen und die magnetische Anziehungskraft.
Der Instinkt der Wildnis hatte Damian gelehrt, seine Beobachtungen ernst zu nehmen und seine Schlüsse daraus zu ziehen.
Claus liegt auf der Lauer wie ein hungriger Löwe. Er liebt es, Clara zu belauern. Und er genieÃt es, sie zu quälen. Aber er liebt sie nicht wirklich, sondern möchte nur seine Macht über sie ausüben. Er ist ein Kontrollfreak, der Clara als sein persönliches Eigentum betrachtet und vielleicht versuchen wird, sie zu vernichten, wenn sie ausbricht. Also sei vorsichtig, Damian!
Nach dem Abendessen â und etlichen Gläsern Retsina â verabschiedete sich Clara rasch drauÃen vor dem Lokal von den beiden Männern und wollte dann tatsächlich zu Fuà loslaufen. Damian lief Clara noch hinterher und bot ihr an, sie in seinem Taxi mitzunehmen. Ihm war aufgefallen, dass sie ein wenig unsicher auf den Beinen war. Es mochte am Retsina liegen, aber er vermutete eher, dass Claras Knöchel noch immer schmerzte. Sie hatte â nachdem Claus sich nochmals reichlich zynisch über ihre Verspätung ausgelassen hatte â kurz von ihrem kleinen Unfall auf dem Hinweg erzählt. Claus hatte Claras Schilderung unberührt gelassen, und er schien sie kurze Zeit später bereits wieder vergessen zu haben. Ganz im Gegensatz zu Damian.
Als Damian einen Arm um Claras Taille legte, um sie zu stützen, wiederholte er sein Angebot, mit ihr ein Taxi zu teilen. Clara sah ihn dankbar an und lehnte sich einen kurzen Moment lang an ihn. Aber schon machte sich Damians Schwanz selbstständig, er fuhr eindeutig auf Claras betörenden Körper ab, und Damian war froh, dass er eine relativ lange und vor allem dicke Daunenjacke trug. Clara schien in seinem Arm tatsächlich einige Sekunden lang zu zögern, und Damian fragte sich, ob sie ihre Meinung doch noch ändern würde.
Aber hinter ihnen befand sich ja ein gewisser Jemand, der ihnen in diesem Augenblick vermutlich Löcher in den Rücken starrte. Damian zumindest spürte deutlich Clausâ bohrende Blicke. Und sicherlich ging es Clara nicht viel anders.
»Danke, sehr nett von Ihnen, Damian. Aber ich brauche frische Luft!«, sagte sie schlieÃlich laut genug, damit auch Claus es hören konnte.
Clara löste sich schlieÃlich auffallend sanft von Damian und ging langsam weiter. Damian blickte ihr nach.
Claus hatte mittlerweile aufgeschlossen und stand nun direkt neben Damian auf dem Bürgersteig. »Clara macht immer nur, was sie will, Damian! Daran gewöhnen Sie sich mal besser, mein Lieber! Wenn sie laufen will, dann läuft sie auch.«
Die Worte hallten durch die Nacht, und Clara konnte
Weitere Kostenlose Bücher