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Trommeln der Lust

Trommeln der Lust

Titel: Trommeln der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cora Rubin
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Idee. Clara wird nämlich in einer guten Woche dort unten bei Ihnen in Südafrika aufkreuzen. Zusammen mit ein paar unserer engsten Freunde. Im Ganzen sieben Leute. Ich selbst kann leider nicht mitkommen, weil ich nach Bolivien fliege. Ein größeres Projekt steht wieder mal an.«
    An der Stelle horchte Damian auf. Eigentlich hatte er Claus heute Abend aus einem ganz bestimmten Grund und vor allem allein treffen wollen. Nur deswegen hatte er den Abstecher von Berlin nach München überhaupt eingeschoben und dafür extra seinen Flug nach London umgebucht. Wenn er heute Abend mit Claus Carlson handelseinig werden würde, erhöhte sich automatisch auch die Kreditsumme, die Shirley am folgenden Tag in London abzeichnen sollte.
    Es ging um ein geschäftliches Angebot, das Damian Claus hatte unterbreiten wollen: Claus sollte einen mindestens fünfzehnminütigen Dokumentarfilm über das Wildreservat drehen, der vor allem die fast fertiggestellten neuen Gästebungalows und die geplante Photovoltaikanlage zeigen sollte. Damian schwebte ein schöner und zugleich informativer Werbeclip vor, der noch mehr zahlende Gäste in das Wildreservat locken sollte. Natürlich konnte Claus das Angebot ablehnen, einen solchen Werbefilm zu machen. Trotzdem wollte Damian es zumindest versucht haben, denn die Professionalität des Filmers hatte er während der Drehtage im Wildreservat sehr zu schätzen gelernt. Menschlich gesehen, fand er Claus Carlson nicht unbedingt sehr sympathisch. Aber Damian war Profi genug, um seine private Meinung, wenn nötig, hintanzustellen. Hier ging es um weit wichtigere Dinge. Und dafür war Claus eindeutig die richtige Adresse.
    Â»Bolivien?«, sagte Damian und beglückwünschte sich im Stillen zu seiner Umsicht, der er einen Plan B in der Rückhand verdankte. »Und worum geht es denn bei dem Projekt?«
    Der Ober schenkte Retsina in ihre Gläser.
    Â»Bergbau«, erwiderte Claus knapp und hob sein Glas.
    Claus grinste erneut, während Damian rasch im Kopf seinen Plan B durchging: Morgen in London würde er Tom Hedgestone, einen alten Studienkollegen, anrufen und zu einem Treffen überreden. Tom hatte sich vor einigen Jahren ebenfalls aufs Filmen verlegt, wenn auch im populärwissenschaftlichen Bereich. Er war weder so bekannt noch so ausgelastet wie sein deutscher Kollege, aber er lieferte auch gute Arbeit und war vielleicht gern bereit, Damians Auftrag anzunehmen.
    Â»In zehn Tagen geht’s los«, erzählte Claus. »Ich freue mich, auch wenn ich deshalb auf den Abstecher in die südafrikanische Sonne verzichten muss. Was sagen Sie denn zu der derzeitigen Kälte hier in Deutschland, Damian? Es ist ein ganz schöner Schock, wenn man zu dieser Jahreszeit anreist, nicht wahr?«
    Er lachte höflich. »Ich bin Engländer, uns kann das Wetter so leicht nicht schocken.«
    Als Clara an ihren Tisch trat, verstummte Damian. »Ah, Clara! Unpünktlich wie so oft. Nimm Platz, meine Liebe. Wir haben mit der Bestellung unserer Gerichte extra noch gewartet. Ich habe Damian in der Zwischenzeit übrigens schon mal vorgewarnt wegen der geballten Invasion, die ihr da vorhabt. Ein Glas Retsina?«
    Clara nickte, sie wirkte verlegen und sah Damian nur kurz und scheu in die Augen, während sie ihm eine kalte, schmale Hand zur Begrüßung reichte. »Tut mir leid, draußen ist es ziemlich glatt auf den Gehwegen.«
    Claus spöttischer Blick wanderte über Claras Körper, während sie zwischen den beiden Platz nahm.
    Â»Du bist doch nicht etwa zu Fuß und auf diesen mörderischen Absätzen hergekommen?« Claus schüttelte missbilligend den Kopf.
    Â»Doch, genau das bin ich!«, erwiderte sie mit Nachdruck. Dabei lächelte sie Damian nun doch an. Und dieses kleine süße Lächeln haute ihn einfach um. Nur noch wie aus weiter Ferne hörte er die Kneipengeräusche, Stimmen und Gelächter, das Klirren von Gläsern und Besteck. Obwohl er das alles dumpf wahrnahm, fühlte er sich seltsam abwesend, ja abgehoben. Als schwebe er momentan über der kleinen Szene am Tisch.
    Â»Mal wieder volles Risiko heute Abend, meine Liebe, was? Na ja, immerhin sind es deine eigenen Knochen, die du riskierst. Allerdings hättest du wenigstens kurz durchklingeln können, wenn du uns schon warten lässt«, drang Claus’ herablassender Tonfall an Damians Ohren.
    Was bildet er sich ein? Wie redet er

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