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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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ich kann’s nicht ändern“, sagte ich hilflos. „Alles andere wäre gelogen. Was mach ich nun damit?“
    „Schau, es ist ein Unterschied, Wünsche zu haben und zu glauben, ihre Erfüllung mache dich glücklich. Oder zu wissen, dass sie nichts weiter sind als vorübergehende Glückssekunden. Und ich habe nicht gesagt, dass du auf diese Sekündchen verzichten musst. Aber ich sage, dass du dir von ihnen etwas erhoffst, was sie dir nicht geben können. Du hast deine Wünsche, weil du glaubst, die Erfüllung sei die Lösung deiner Probleme. Du könntest aber auch Wünsche haben, einfach so, aus Spaß an ihrer Erfüllung. Aber wenn ein solcher Bierernst wie bei dir dahinter steht... du hängst ja deine Existenzberechtigung an diese Namens-Geschichte! Frag dich, woher kommt dein Wunsch? Wird dir das Ergebnis das geben, was du wirklich brauchst? Was willst du wirklich?“
    Stumm starrte ich auf den Waldboden, unfähig, seine Worte eindringen zu lassen, weil etwas in mir in einem fort „Gefahr! Gefahr!“ schrie. Mein Wunsch war mein Rettungsring – den wollte ich mir nicht nehmen lassen – auf gar keinen Fall! Ich war überzeugt, dass die Erfüllung die Lösung meiner Probleme bereithielt, denn hätte ich einen Namen, wäre ich frei. Ich wäre nicht abhängig von J. Mein Vater würde mich anders ansehen. Die Leute würden mich auf den Partys nicht mehr als die plumpe Mitarbeiterin Js belächeln... ich wäre wer. Mein Selbstbewusstsein würde steigen. Und dann würde mich J auch anders behandeln. Und ich würde einen tollen Mann kennenlernen, einen, der schätzte, was ich tat! Nein, das ließ ich mir nicht ausreden. Nicht das!
    Der alte Mann neben mir sagte kein Wort mehr. Schweigend saßen wir nebeneinander, bis er mich von der Seite her belustigt anfeixte.
    „Du willst einen Mann kennen lernen, der schätzt, was du tust?“ kicherte er. „Ist das dein Ernst? Brauchst du etwa noch einen von der Sorte? Erst dein Vater, dann J und dann wünschst du dir noch einen solchen dazu?“
    Er lachte laut heraus, und beleidigt wie erstaunt sah ich ihn an. Wie machte er das nur, dass er wusste, was ich dachte?
    „Ach, mein Kleines“, gurgelte er mühsam unter seinen Lachern hervor. „Gib dir Zeit. Du durchschaust das noch nicht. Und solange du das nicht tust, ist es zu früh, um was zu ändern. Glaub mir, ich will dir nichts nehmen, ganz bestimmt nicht. Deine Wünsche sind ein Teil von dir, aber du musst sie untersuchen. Und dann entscheide dich, ob du dranbleiben oder dieses Verlangen einfach fallen lassen willst. Bis dahin genieß einfach jede Sekunde in deinem Leben. Mit deinen Wünschen. Aber nur, um das klarzumachen: Wenn du wirklich in dieser tiefen Glückseligkeit, diesem Frieden wärst, wäre dir doch ein Wunsch egal. Du würdest diese innere Freude und Liebe niemals für einen billigen Wunsch hergeben! Niemals!“
    „Hm“, machte ich unzufrieden, „Aber macht das nicht das Leben aus? Man hat Fähigkeiten, Talente, man tut was, freut sich über die Ergebnisse... das, was du sagst... ohne Wünsche... hört sich... langweilig an.“
    „Das genau ist es nicht“, antwortete. Ich sah ihn an. Er lächelte mir zu, seine Augen tiefblau und verständnisvoll. „Frei von allem Verlangen zu sein, heißt nicht, dass du Ziele nicht erreichen sollst oder kannst, sondern nur, dass deine Freude und dein Glück unabhängig davon existieren“.
    „Was nützt mir das Erreichen eines Zieles, wenn es mir nichts mehr bedeutet?“ fragte ich verwirrt.
    „Sieh doch, wenn dein Glück nicht davon abhängig ist, hast du auch keine Angst mehr, das, was du erreicht hast, zu verlieren. Kannst du es dann nicht noch mehr genießen?“
    Meine Gedanken fuhren Achterbahn, während er weiterredete und ich hätte am liebsten ein Diktiergerät dabeigehabt.
    „Könntest du dann nicht auch den Weg zu deinem Ziel, deinem Vorhaben mehr genießen? Stell dir vor, du würdest einfach dein Bestes geben, wärst aber völlig unabhängig von Lob und Anerkennung. Ist das nicht traumhaft? Du bist frei von jedem Druck – du würdest die Dinge tun, weil sie dir Freude machen und aus keinem Grund sonst. Und mit welcher Energie wäre dann dein Projekt aufgeladen? In Freude leben kann man aber nur, wenn man sich von den Dingen gelöst hat. Sonst bist du immer abhängig von Erfolg und dem, was deiner Meinung nach passieren soll.“
    „Ich tue das, was ich tue, mit Freude“, lehnte ich auf. „Aber ich will auch den Lohn dafür. Warum soll ausgerechnet J die

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