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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Gelassenheit und dem unvermeidlichen Tee gegenüber saß. Es regnete und wir waren in den Wohnwagen umgezogen. Das Wasser prasselte auf das Dach und ich fühlte mich geborgen bei ihm. So geborgen, dass ich mir in diesem Moment überlegte, ihn zu fragen, ob es denn eine Möglichkeit gäbe, immer mit ihm zu leben.
    „Nein, das wäre nicht gut... du hast doch noch was vor!“
    Irritiert sah ich ihn an. Ich konnte mich nicht an die Tatsache gewöhnen, dass er meine Gedanken las.
    „Nun kannst du das alles, was du hier gelernt hast, in die Praxis umsetzen“, sagte er. „Das ist doch prima“.
    „Ich weiß nicht, ob das so prima ist“, brummte ich. „Es ist so schön hier bei dir und dieses Schöne will ich nicht aufgeben“.
    „Genau das sollst du ja auch nicht, denk dran – wie innen so außen. Wo du hingehst, nimmst du dich mit. Es ist doch viel passiert in diesen Wochen“.
    „Ich fühl mich aber nicht stark genug. Ich habe Angst, dass mich mein altes Leben wieder überrollt! Seit J an meiner Haustür war, hab ich alles gefühlt, als sei es nie weggewesen! Hier bei dir kann ich es ausblenden, aber... allein, wenn ich an meine Eltern denke... stell dir vor, sie haben nicht einziges Mal angerufen! Nicht einmal! Und ich kann das nicht positiv sehen!“
    Meine Stimme klang schrill und das mochte ich gar nicht. „Elisha und die anderen machen sich wenigstens Sorgen... aber ... verstehst du... ich...“
    Ich brach in Tränen aus und, Gott möge mir vergeben, in diesem Moment hasste ich meine Eltern. Ich hasste die Tatsache, dass ich ihnen egal war, hatte es weggeschoben wie alles andere. Und jetzt kam es hoch mit einer Gewalt, die mich in ihrem Ausmaß schier erschlug. Dieses Eingeständnis war wie ein Ventil für schwarze Gefühle. Ungehemmt überschwemmte mich eine Welle von Zorn... diesem schwanzgesteuerten J gegenüber, der eitlen Emilie und ihrem Getue, dem scheinheiligen Gehabe von Sonnja, allen gegenüber, die mich ablehnten, allen voran aber meinen Eltern, die mir zeit meines Lebens das Gefühl gegeben hatten, nicht in Ordnung zu sein. Mit masochistischer Akribie erinnerte ich mich an jede einzelne Kränkung, brandete die tödliche Gleichgültigkeit Tausender von ‚Na, so was’ in mein Bewusstsein. Mit zusammengebissenen Zähnen saß ich am Tisch, umkrampfte den Becher mit dem heißen Tee und hatte das Bedürfnis, nach draußen zu gehen und meine Wut in den Regen hinauszuschreien. Gefangen in meiner finsteren Welt hörte ich nicht, was WOM zu mir sagte, verstand ich kein einziges Wort, bis diese Welle endlich abebbte und seine Stimme langsam wieder an mein Ohr drang.
    „... jetzt komm erst mal wieder runter und schau dir an, was du da denkst... das ist dein Schlüssel, glaub mir...“
    Und obwohl seine Stimme so sanft, so verständnisinnig war, verlor ich  allen Mut und gab nur noch dem Negativen nach. Oh, ich hatte es so satt! Dieses Sich-Selbst Analysieren, die Verantwortung für alles auf sich zu beziehen, an sich selbst zu arbeiten... Gedanken beobachten... ich hatte es satt! Ich wollte jemanden in die Fresse schlagen, am besten gleich und sofort! Ich wollte den anderen die Schuld für alles geben, diesen Idioten, die mir das Leben so schwer machten und nur an sich selbst dachten!
    „Uiuiui“, machte WOM und schüttelte den Kopf. „Da geht ja ganz schön was ab bei dir“.
    „Ja“, fauchte ich wütend. „Und ob du mich jetzt blöd ansiehst oder nicht: Es muss raus! Ich hasse diese blöden Leute um mich herum, ich hasse dieses Leben, ich hasse es, dauernd selbst an allem schuld zu sein... ich...“ entsetzt schlug ich die Hand vor den Mund. Ich war dabei, Scherbenhaufen zu produzieren und spürte es in einer grausamen Totalität.
    „Nun sieh dir doch an, was du da sagst! Du hasst dein Leben? Wirklich?“
    „Ja, so wie es ist, hasse ich es! Ich weiß nicht, ob ich so weitermachen will!“
    „Oh, jetzt bist du aber gerade sehr undankbar“, sagte WOM leise und die Scham, die nach seinen Worten in mir hochschoss, machte es mir nicht leichter. Verbissen presste ich die Kiefer zusammen, Wut in den Augen, und starrte geradeaus.
    „Wie wäre es, wenn du genau in diesem Moment anwendest, über was wir gesprochen haben?“, fragte er weiterhin sanft und trieb mir damit die Tränen in die Augen. „Sieh dir deine Wut an, deinen Hass... schau, es sind Gefühle, die kommen und gehen. Schall und Rauch. Steigere dich nicht rein“.
    „Aber es überkommt mich einfach!“ schrie ich unbeherrscht und

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