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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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diese Hoffnung keine war. Würde denn das  Ausreißen dieses Wunsches das Verlustgefühl lindern und die Lücke schließen?
    „Es gibt keine Lücke“, sagte er leise als Antwort. „... das, was dir passiert, ist ein direkter Weg zu deiner eigenen Liebe in dir drin... das musst du nur erkennen... und du hast es schon gefühlt. Denk an dein Herz, wie es ihm geht, wenn du meditierst... Dann ist da Liebe – überall. Überall! Es gibt keine Lücke. Du weißt, was du findest, wenn du nach innen gehst.“
    Ich schwieg  - genervt, weil er dauernd dasselbe sagte. Immer und immer wieder verwies er nur auf das Innere in mir und ich konnte nicht sehen, dass darin eine Lösung für mich liegen sollte.
    „Ein unterdrückter Wunsch ist auch ein Wunsch“, knurrte ich dann. „...vielleicht sogar noch stärker, weil er von Groll und Wut begleitet ist... ich meine... wenn man etwas erreichen will im Leben, muss man was dafür tun. Ist das so schlecht?“
    „Nein, Mäuschen, das ist nicht schlecht“, lächelte er. „Nochmal: Ein Wunsch ist nichts Schlechtes. Aber wenn du schon wünschst, tu es aus einer inneren Zufriedenheit heraus. Und du weißt: der Weg bis zur Wunscherfüllung war oft schöner als die Erfüllung selbst. Das sagt doch schon so viel aus! Wäre dieser Weg nicht schon Glück genug? Wünsche binden dich an dieses Leben hier... ob sie nun in Erfüllung gehen, oder nicht, denn kriegen die Menschen nicht das, was sie wollen, werden sie wütend. Aus unerfülltem Verlangen entsteht Zorn und Wut und Hass. Damit machen sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Umgebung unglücklich. Schau dich um und du wirst sehen, dass ich Recht habe. Du wolltest J und deinen Namen im Abspann... nun gut, du hast das nicht bekommen und... nun bist du schrecklich wütend... und  unglücklich. Das ist damit gemeint, wenn man sagt „Wünsche binden“. Sie binden dich ans Auf und Ab deiner Gefühlswelt. Wenn du aber einfach deine Aufgaben tun kannst, unabhängig von Lob und Tadel, Freude und Schmerz, dann bist du frei.“
    „Moment, Moment“, warf ich ein, wieder mal verwirrt. „Sagtest du, ohne Freude und Schmerz? Ich meine, das mit dem Schmerz ist klar, aber ohne Freude? Hallo? Nimm’s mir nicht übel, das ist ja schrecklich... so will ich ganz bestimmt nicht leben! Ich will mich freuen! Oh, das ist ... das ist... “
    „Schau, wenn du etwas erreicht hast oder etwas Schönes passiert, wäre es ja blöd, sich nicht zu freuen... aber du solltest dich nicht an diese Freude binden ... denn du willst dann dieses Glücksgefühl wieder haben und es muss erneut etwas im Außen passieren, damit du dich freust... verstehst du? Deswegen sagen viele Heilige, dass es nicht gut ist, sich daran zu ketten – weder an Freude noch an Schmerz. Die Menschen tun aber beides. Wie viele können ihre Dramen nicht loslassen? Wie viele rennen Erfolg hinterher? Alles nur für ein bisschen Liebe und Anerkennung. Damit ihr kleines Ego ihnen sagt: Jetzt bist du was wert. Ein Atemzug an Glück im Universum! Und über all dem vergessen sie, dass in ihrem Inneren etwas ist, das unvorstellbar größer und schöner ist. Nur wenn du das in dir findest, bist du dauerhaft glücklich. Dann bist du in jeder Lebenssituation glücklich, unabhängig davon, ob du gerade in Schwierigkeiten steckst oder einen Millionendeal abgeschlossen hast. Das berührt dich gar nicht, weil du in dir drin eine ewige Quelle der Freude gefunden hast, die dich nährt, die dein Zuhause ist, die immer für dich da ist, verstehst du? Die so viel größer ist als jede weltliche Freude!“
    „Entschuldige“, unterbrach ich. „Das ist doch der Knackpunkt. Wenn man den Kontakt zu diesem Licht nicht hat, kann man aus diesem Topf noch nicht schöpfen. Aber trotzdem soll man sich schon mal von der weltlichen Freude lösen? Da ist eine Gap dazwischen... eine, die ... sich nicht gut anfühlt!“
    „Nein“, sagte er. „Hör doch hin: Ich hab doch nicht gesagt, dass du dich nicht freuen sollst. Nur, dass das Leben soviel mehr bietet als Freude über einen errungenen Sieg. Und was die Gap angeht: Wenn du einen roten, mickrigen Luftballon in der Hand hältst und ein riesiger gelber fliegt vorbei, den du lieber haben möchtest, weil er so schön und groß ist, dass du sogar mit ihm fliegen könntest, dann musst du erst mal den roten Ballon loslassen. Du musst für eine oder zwei oder drei Sekunden das Gefühl ertragen, nichts in der Hand zu haben, um den gelben fassen zu können. Wie soll das

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