Tropfen im Ozean
Augen. „Es war viel besser, als ich gedacht hatte!“ Lachend erzählte ich von meinen Erlebnissen und WOM kicherte über Rob’s und Elishas Witze.
„Echt cool, der Junge! Nach allem, was du mir bisher erzählt hast, hat er das Herz auf dem rechten Fleck“, sagte er.
„Ja, bis auf die Tatsache, dass er Elisha immer piesackt“.
„Na, wart’s mal ab. Macht ja alles im Leben Sinn, wer weiß, was sich da noch tut!“ Er kicherte.
Und dann sagte er: „Denk an die Erlebnisse, die du während der Meditationen hattest... daraus kannst du unendlich schöpfen und dann lass es laufen. Bleib in der Strömung“.
Und das tat ich.
Trällernd verbrachte ich den Tag, trällernd erledigte ich meine Arbeit, pfeifend ging ich aus dem Büro, summend freute ich mich auf einen gemütlichen Abend zu Hause und auf eine wundervollen Morgen am nächsten Tag.
„Ist sie verliebt?“, fragte Susann und sah mir hinterher.
„Keine Ahnung“, antwortete Elisha ratlos.
***
Meine Träume verdichteten sich. Den Verfolgungstraum hatte ich nun schon seit Wochen hier und da. Doch nun nahm der Verfolger Gestalt an, wenn er auf mich zukam. Immer wachte ich auf, bevor ich sein Gesicht erkennen konnte. Ich träumte auch von meiner Mutter. In diesen Träumen hatte ich grenzenloses Vertrauen zu ihr. Sie hielt mich auf dem Arm, umfasste mich zärtlich und schützend, und dieses Bild war so ungewohnt für mich, dass ich es mir wieder und wieder in meinen Kopf holte. Am liebsten hätte ich alte Fotoalben nach Beweisen dieser Liebe durchforstet, aber ich war nach wie vor sauer auf meine Eltern, darauf, dass sie nicht wissen wollten, wie es mir ging. Sie hatten über Emilie ausrichten lassen, ich solle mich doch mal melden. Als ob ich kein Telefon hätte! Ganz ehrlich, wenn ich daran dachte, kam sie wieder hoch, diese blöde Wut, die ich nicht fühlen wollte. Ich versuchte für alles dankbar zu sein, was sie je für mich getan hatten, trotzte dem negativen Gefühl, bis es mich dann irgendwann doch übermannte.
Meine morgendlichen Meditationen waren nun von viel mehr Gedanken durchzogen als während meiner Auszeit. Es gab wie immer viel zu tun und damit viel zu bedenken, aber WOM ermutigte mich, dranzubleiben, empfahl mir, Gedanken aufzuschreiben und erinnerte mich immer und immer an mein Herz, in einer Kontinuität, die mich, ob ich wollte oder nicht, zu prägen begann.
Doch je fester mich der Arbeitsalltag in den Griff bekam, desto schwerer fiel mir das Abschalten. Wenn ich mich darüber bei WOM beschwerte, sagte er immer nur:
„Ich hab dir doch gesagt, es kommen Durststrecken. Bleib dran“.
„Aber im Moment komme ich nicht mal annähernd weiter“, beschwerte ich mich.
„Bleib dran“, gab er zurück.
„Aber WOM... ich fühle das alles nicht, wie du es manchmal sagst... dieses Licht und so... noch nicht einmal Ruhe!“
„Trotzdem. Du hast dich auf das Ziel ausgerichtet und es ist doch normal, dass man es nicht immer sieht, wenn man unterwegs ist. Ich meine, wenn du heute nach Hamburg willst, dann siehst du doch die Stadt auch nicht, wenn du losfährst. Du siehst sie sogar sehr lange nicht. Du hast nur einen Plan von Leuten, die sie gesehen haben und die dir sagen – da ist sie. Der Punkt ist, daran zu glauben, dass sie da ist – auch, wenn sie noch nicht in Sichtweite ist. Aber mit jedem Kilometer, den du fährst, kommst du ihr näher. Wenn du jetzt anhältst, kommst du nie an. Mach einfach weiter. Gott ist in deinem Herzen. So viele Heilige haben schon darüber berichtet... dass das Selbst da ist, dass es real ist... das ist deine Map. Gott ist da. Und er wird dich finden. Er will dich finden. Aber dann musst du auch da sein“.
Seine Worte gaben mir Trost und zum Abschied drückte er mir ein zusammengerolltes Pergament in die Hand.
Als ich es zuhause glättete, fand ich darin ein Zitat von Rolling Thunder, das ich in einen Glasrahmen setzte und an die Wand hängte:
„Die Menschen müssen Verantwortung für ihre Gedanken übernehmen… wir haben in diesen Dingen eine Wahlmöglichkeit und wir müssen das erkennen und üben, diese Wahlmöglichkeit zu nutzen. Es nützt nichts, dich für die Gedanken und Ideen und Träume zu verurteilen, die dir in den Geist kommen. Es nützt also nichts, mit dir selbst zu streiten oder deine Gedanken zu bekämpfen. Erkenne einfach, dass du denken kannst, was du wählst. Du brauchst all den unerwünschten Gedanken keinerlei Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn sie dir immer wieder
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