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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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durchgängig hier – wir bleiben flexibel, oder?“
    „Jaaa, natürlich“, stotterte ich. Mir war nie in den Sinn gekommen, er könne außer mir noch andere Projekte haben. Wieder fiel mir ein, dass ich nichts über ihn wusste, gar nichts. Ich hub zu Fragen an, aber kaum hatte ich den Mund geöffnet, unterbreitete er mir den Stundenplan:
    „Solange du keine Projekte außerhalb hast, kommst du um vier Uhr früh zur Meditation“, sagte er. „Singen kannst du auch zu Hause mal, wir frühstücken zusammen, dann gehst du auf die Arbeit und kommst mittags für ein bis zwei Stunden wieder. Das können wir bis auf weiteres zwei- bis dreimal in der Woche so machen.“
    „Uff“, machte ich. „Die langen Nächte im Büro sind damit vorbei...“
    „Das ist nicht das Schlechteste, oder?“ lächelte er.
    „Nein“, antwortete ich und legte meinen Kopf an seine Schulter. Sanft umfing mich sein Arm. Und wieder dachte ich: Wie wenig man brauchte, um glücklich zu sein. Ich liebte diesen Mann. Noch nie in meinem Leben hatte ich eine solche Dankbarkeit und Liebe jemandem gegenüber gefühlt.
     
    ***
     
    Mein Herz klopfte, als ich aus dem Auto stieg und die Fassade unseres Bürogebäudes nach oben blickte. Ich hatte mich zum ersten Mal seit Jahren in ein Etuikleid gewagt und es sah gut aus. Mein Gesicht war dezent geschminkt, ich fühlte mich gewappnet.
    Als ich die Glastür zu unserem Stockwerk öffnete, sah mich als erstes Susann. Ihr Unterkiefer klappte nach unten, ihre Hände machten sinnlose Gesten, dann sprang sie mit einem so grellen Schrei auf, dass ich zusammenfuhr, stürmte auf mich zu und umarmte mich mit einer Kraft, die ich ihr nie zugetraut hätte.
    „Gott sei Dank - du bist wieder da!“ flüsterte sie in mein Haar. „Du siehst so gut aus! Oh, du bist wieder da! Du bist wieder da! Danke, danke, danke, dass du gekommen bist!“
    Gerührt streichelte ich ihr über den Rücken. Rob kam angerannt.
    „Mann, altes Haus! Na endlich!“ schrie er, legte den Arm um meine Schulter und presste seinen Kopf an meinen. Und da war auch schon Elisha, lief mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und drückte mich ganz lange. Ich spürte ihren weichen, zartgliedrigen Körper und roch den Pfirsichduft ihres Haares.
    „Ich hab dich so vermisst!“ flüsterte sie. „...und mir solche Sorgen gemacht! Warum hast du nicht angerufen? Aber du siehst...toll aus! Wow! Du hast ja total abgenommen! Und dieses Kleid! Susann, schau doch mal, wie...“ 
    „Hab euch auch vermisst“, sagte ich bewegt. „Aber ich muss erst mit J verhandeln, bevor ich weiß, ob es weitergehen kann“. Ich schaute Rob dabei an und er war der Einzige, der nickte. Die anderen waren schockiert, hatten gedacht, mein Auftauchen sei Garantie dafür, dass es wieder so wie vorher sein würde.
    „Ist er in seinem Büro?“ fragte ich Susann, die mit einem betretenen Gesichtsausdruck dastand.
    „Ja, ist er“, erwiderte sie. „Ich sag ihm, dass du hier bist“.
     
    J stand auf, als ich reinkam. Er wirkte unsicher... unruhig - was ich mit Genugtuung wahrnahm. Immerhin befand ich mich in diesem Zustand, seit ich ihn kannte, er sollte ruhig mal wissen, wie das war! Zögernd blieb ich an der Tür stehen und als er Anstalten machte, mich zu umarmen, hob ich abwehrend die Hände. Er grinste diabolisch und zuckte mit den Schultern, sein Glitzern im Auge, das mir diesmal deutlich unangenehm auffiel.
    „Alles wieder gut?“ fragte er leichthin, nachdem wir uns förmlich die Hand gegeben hatten und ich hinter mir die Tür schloss.
    „Nein“, sagte ich perplex. „Ich habe...“
    „Das mit Emilie... ist einfach so passiert“, unterbrach er mich und wirkte zerknirscht. „Aber das musst du verstehen! Bei diesen Glocken...! Und diese Beine!“ Abrupt verstummte er, räusperte sich und sagte: „Aber äh... mit dir... ich meine...“ wieder unterbrach er sich, sah mich zum ersten Mal genauer an.
    „Meine Fresse! Du siehst super aus! Warst du die gesamten Wochen über im Wellness-Hotel?“
    Er näherte sich mir erneut, ein Jäger auf Beutezug, und wollte mich greifen. Wie von der Tarantel gestochen zuckte ich zurück und hielt meine Tasche wie ein Schild gegen ihn.
    „Das ist meine erste Bedingung “, fauchte ich. „Du rührst mich nicht an. Nie mehr. Nicht einmal mit einer Fingerkuppe – ansonsten liegt meine Kündigung und eine Anzeige wegen sexueller Belästigung auf deinem Tisch. Zwischen uns läuft nichts mehr. Nie mehr!“
    J starrte mich an und in seinen Augen

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