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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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wichtig... ich mache ein Interview mit dem Manager, und wenn ich da einen Hinweis bekomme, sag ich dir Bescheid“.
     
    ***
     
    J war furchtbar freundlich zu mir, als er mich das nächste Mal sah. Und ich war ihm gegenüber furchtbar misstrauisch geworden, seit ich wusste, wie es um das Geschäft stand.
    „Hast du mal eine Minute Zeit?“ fragte er in ungewohnt höflicher Manier und blieb an der Tür zu meinem Büro stehen.
    „Gleich?“
    „Am besten, ja“.
    Er ging vor, ich füllte in der Küche noch zwei Tassen mit heißem Kaffee, kam dann nach und drückte ihm eine davon in die Hand.
    „Danke“, sagte er verwundert, als er die Tasse entgegennahm und das Aroma des Kaffees einatmete.
    „Das hab ich vermisst“ setzte er dann hinzu und lächelte fast sein altes jungenhaftes Lächeln – wenn nicht so etwas wie Wehmut in seiner Stimme gelegen wäre. Bereute er was? War er vielleicht aufgewacht, so wie ich, und hatte festgestellt, dass es so nicht weiterging? Katastrophen dienen ja genau dazu. Sie sind immer eine Chance.
    Etwas verunsichert setzte ich mich an den Konferenztisch, er wählte den Platz mir gegenüber. Mit fragenden Augen sah ich ihn an und er sah zurück. Es schien, als ob er immer noch das alte Bild von mir im Kopf hatte, das er mit dem jetzigen nicht in Einklang brachte.
    „Mann“, sagte er überrascht. „Du hast abgenommen“.
    „Das ist nichts Neues“, antwortete ich amüsiert.
    „Und... du siehst gut aus! Scheiße... richtig gut!“
    „Oh, danke“, lächelte ich, verwirrt, weil er so anders war. Als ich nichts weiter sagte, rückte er mit seinem Vorhaben heraus:
    „Hör mal, ich hab mir Gedanken gemacht... in der letzten Zeit... so über alles nachgedacht... du weißt schon... das mit deinem Namen und so... ich meine, ich kann dich verstehen. Du bist jetzt schon so lange hier und ohne dich...“ er räusperte sich, als ob es ihm peinlich wäre, das zu sagen: „... ohne dich würde der Laden nicht so laufen... aber ohne mich läuft er auch nicht, weil ich die Aufträge reinbringe...“
    „Das ist richtig, J“, unterbrach ich ihn. „Aber es kommt ja auch auf die Qualität...“
    „Das ist mein Ding“, herrschte er mich barsch an und offenbarte damit, dass der vom Weg abgekommene J doch noch präsent war.
    „Aber... „ er räusperte sich, um seine Kreide-Stimme wieder zu finden. „...ich hab nachgedacht... und wollte dir eine Teilhaberschaft anbieten... so `ne Art Tochtergesellschaft... die unter deinem eigenen Namen läuft... verstehste? Das ist doch genau das, was du immer gewollt hast... dein eigener Name!“
    Verblüfft hörte ich zu und konnte im ersten Moment kein Wort dazu sagen. „Eine eigene Gesellschaft?“ fragte ich dann. „Und was ist dann mit dem Branding JC? Wie hast du dir das vorgestellt?“
    „Ganz einfach... du kaufst dich hier ein und hast Zugriff auf alles von JC... die Geräte, das Personal... und wenn du einen Film machst, kannst du ihn unter deinem Namen machen, so wie du es immer wolltest...“
    „Und wie ist das dann mit den Aufträgen, die du reinbringst? Welcher Gesellschaft werden die dann zugeordnet? Und heißt das, dass ich dann für eigene Aufträge sorgen muss?“
    „Das sind Details“, wich er aus. „...das lässt sich alles regeln. Wichtig ist, zu wissen, ob du dich beteiligst... ich meine diese Tochtergesellschaft gründest... den E!Liza – Film könnten wir schon mal darunter einordnen, dann hast du damit einen Anfang gesetzt und einen fulminanten noch dazu – na? Das ist doch n’ Ding, oder? Freust du dich?“.
    „Das geht alles ein bisschen schnell, J“, sagte ich zögernd. „Aber ich überleg’s mir, okay?“
    „Was heißt das?“
    „Das, was es heißt: Ich überleg’s mir“.
    Meine Antwort passte J gar nicht – und diese Reaktion war nicht das Einzige, was in mir ein Warnsignal auslöste. Er stand auf und schwieg eine Weile, dann kam er auf mich zu mit diesen ungut glitzernden Augen und ich erschrak. Was wollte er? Wie festgemeißelt saß ich auf meinem Stuhl und konnte keinen Finger rühren.
    „Du“, sagte er, „... meinst wohl, du kannst hier einen auf blasiert machen, was? Jetzt, wo du n’ Macker hast. Und? Besorgt er’s dir? Besser als ich?“
    „J, das geht dich nichts an“, erwiderte ich kurz und stand auf. Mein Herz klopfte wie rasend und ich wagte nicht, ihm den Rücken zuzudrehen, um zur Tür zu gehen. 
    In der nächsten Sekunde war er bei mir, drückte mich in alter Manier an die Wand, seine Lippen

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