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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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auf meinen Mund, seine Hand auf meiner Brust.
    Eindrücke rasten durch mein Hirn, alte Fetzen, stillhalten, herhalten, das Elend, dass dieses eine Erlebnis initiiert hatte, Js Brutalität, der harte Kuss, seine wie irrsinnig in meinem Mund rotierende Zunge, sein e Hand, die meine Brust quetschte... Angst flutete hoch. Was würde er tun, wenn ich mich wehrte? Und dann hörte ich WOM: „Angst ist Energie. Wenn sie kommt, wandle sie um in etwas Gutes!“
    Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde hieb ich J meinen Ellbogen ins Gesicht und stieß ihn mit einer solchen Wucht zurück, dass er nach hinten stolperte und auf seinen Hintern fiel. Schwer atmend sah ich ihn an.
    „Wag es nicht, mich noch einmal zu berühren“, keuchte ich. 
    J stierte zurück, Gewalt im Blick, Gier nach Rache, Hass über diese Demütigung. Ich hielt seinem Blick stand. Niemals würde ich klein beigeben, es war mir egal, was jetzt passierte. Sekunden tickten in den Raum. Dann senkte sich Js Blick. Er stand auf und klopfte imaginären Staub von seinen Hemdsärmeln.
    „s’ war mal schöner mit dir“, sagte er scheinbar gleichmütig und brachte ein heiseres Lachen zustande. „Aber eines will ich dir noch sagen, bevor du gehst: Wenn du deinen Namen willst, dann geht das nur mit mir – oder gar nicht. Damit das klar ist“.
    Ich drehte mich und ging. Das Muster war weg. Endgültig. Aber unsere letzte Sympathie füreinander ebenso.
     

Der Damm bricht
     
    „Ein Herr ist für dich da“, meldete Susann, als ich gerade aus meiner Kamera die Karte rausholte und Jimmis Mitschnitt von der Party suchte. „Er sagt, es ist dringend. Er hat keinen Termin“.
    „Ein Herr?“
    „Ja, ein alter Mann...“
    Mir wurde anders. WOM! Er war hier? Besuchte mich? Ich verschluckte mich fast.
    „Bring ihn rein“, sagte ich hektisch und stand auf.
    Schüchtern, unruhig, in einem altmodischen, grauen Fischgrätenanzug mit Weste, kam ein grauhaariger Herr zur Tür herein. E!Lizas Vater.
    Starr vor Staunen sah ich ihn an. Sein wässriger, unsicherer Blick antwortete mir. Sekundenlang schwiegen wir beide.
    „Sie haben gesagt, die Wahrheit ist immer das Beste“, sagte er dann mit zittriger Stimme. „Ich bin gekommen, um ihnen diese zu erzählen“.
    Und als ich ihn noch immer wortlos anstarrte, setzte er hinzu: „Ich hoffe, das ist kein Fehler.“
     
    Ich ließ Susann Tee bringen, schloss sorgfältig alle Türen und setzte mich mit ihm in die kleine Couchecke meines Büros. Schweigend saßen wir uns die ersten Sekunden gegenüber, rührte ich in meiner Tasse und versuchte einen Anfang zu finden.
    „Danke“, sagte ich schließlich. „Danke, dass Sie gekommen sind“.
    Seine Augen schauten zu mir hoch und es war nicht nur das Alter, das sie so verschwommen machte.
    „Meine Frau weiß nichts davon“, sagte er mit leiser Stimme. „Aber ich sehe keinen anderen Ausweg und... Sie haben ... auf mich einen ehrlichen Eindruck gemacht, damals, an der Tür... ich weiß, Sie sind vom Film... und denen darf man gar nicht trauen... sagt meine Frau... aber... vielleicht...  können Sie ja was tun...“
    Zusammengekauert saß er auf der Couch, die Hände zwischen seine Knie gesteckt, merklich zweifelnd, ob er nicht doch gerade einen Riesenfehler beging.
    „Herr Hänsler, ich bin wirklich dankbar, dass Sie gekommen sind. Es ist gerade alles so wirr, was Elisabeth angeht... und Sie sagten damals zu mir, dass sie ein guter Mensch sei... und dass sie die Sendung verdient habe...“
    „Ja... sie ist ein guter Mensch... aber so stur! So stur! Und meine Frau sagt, der Presse und den Reportern darf man nicht trauen...“
    Mit einer Mischung von Argwohn und Hoffnung schaute er in meine Augen und versuchte, einen Hinweis darin zu finden.
    „Herr Hänsler“, sagte ich fest. „Ich bin kein Reporter und auch nicht von der Presse. Und ich weiß, dass E!Liza ein guter Mensch ist. Seit Wochen beschäftige ich mich mit ihr und ja, ich soll einen Film über sie machen. Wenn Sie’s genau wissen wollen: Einen Katastrophen-Film. Aber ich habe bei meinen Recherchen Dinge entdeckt, die dem so heftig widersprechen, dass ich das nicht tun kann, verstehen Sie?“ Ich senkte meine Stimme noch mehr und neigte mich ihm zu.
    „Nun sammle ich Material, um die Wahrheit ans Licht zubringen... aber... das tue ich im Geheimen, außer Ihnen weiß nur einer davon... derjenige, der das Material filmen und schneiden wird. Und nur... damit Sie das richtig einschätzen können: Ich handle gerade gegen

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