Tropfen im Ozean
hat was... denn gelöscht ist ein Ordner schnell, das ist ein Mausklick oder zwei, weil wir es im Papierkorb auch vernichten müssen – dann wären sie gezwungen, die Festplatte zu verwenden, das wäre für uns und den Sender die einzige Chance“.
„Na, aber hallo, träum weiter!“, echauffierte sich Jimmi. „Überleg doch mal: Der Server hat ein Passwort! Hast du vielleicht noch einen Hacker bei der Hand und genügend Zeit, damit wir das alles in Ruhe knacken können?“
„Was ist mit der Nacht davor? Wenn wir irgendwie reinkommen könnten, könnten wir die Ordner austauschen...“ spann Susann die Idee weiter.
„Und die Passwörter? Der Nachtwächter? Die Schlüssel? Keine Ahnung, wie es da drin aussieht, wie das Studio aufgebaut ist, wo was ist...?“
Uns verließ der Mut. Bedröppelt starrten wir alle den Boden an. Keiner sagte was. Bis sich Gerda zu Wort meldete:
„Vielleicht kann Susann herausfinden, wer Dienst hat an diesem Tag und wir bestechen denjenigen... ich meine, wir reden mit ihm und sagen ihm, was Sache ist“, sagte sie unsicher.
„Das wird nix“, sagte Elisha. „Die setzen doch nicht ihren Job aufs Spiel ... das kannst du nicht machen... vermutlich hat der Typ Frau und Kind... und wenn du an den Falschen kommst...“
Wieder versank alles in Schweigen. Einziges Geräusch war der Bleistift von Rob, der einen Skater malte, der sich in die Lüfte schwang.
„Wir müssen am Tag der Sendung rein...“ beharrte Elisha auf ihrer Idee. Jimmi drehte die Augen zur Decke. Elisha warf ihm einen genervten Blick zu.
„Ja, doch, am Tag der Sendung – da sind alle Rechner offen und die Passwörter schon eingegeben...“
„Oh, wunderbar – und wir müssen uns nur während der Sendung in die voll besetzte Regie setzen, einen kompletten Film löschen und dem Abmischer klarmachen, das alles über eine Festplatte zu laufen hat, die er noch nicht mal prüfen konnte... Herrgott, wann wacht ihr endlich auf?“ rief Jimmi. „Wir haben verloren. Wir haben hoch gepokert und alles verloren... aber seht es um Gottes Willen endlich ein!“
„Jimmi, wir sind hier, um eine Lösung zu finden, nicht um alles schwarz zu malen“, blaffte Bernd.
„Na, dann mal los! Auf ebendiese Lösung bin ich sehr gespannt!“
Minutenlanges, betretenes Schweigen war die Antwort.
Ich nahm mein Glas und drehte es gedankenverloren hin und her. WOM hatte immer gesagt: Wenn du nicht mehr weiterweißt, bete. In dir sind alle Antworten. Du musst einfach genau hinhören. Aber bete nicht voller Angst und Verzweiflung. Sei zuversichtlich. Vertrau auf deine innere Stimme. Beten heißt nicht, etwas fordern. Beten heißt vertrauen, dass die Lösung da ist. Beten heißt, nach innen hören.
Ich stellte das Glas, ohne getrunken zu haben, wieder ab. Ich brauchte jetzt einen klaren Kopf. Elisha sagte leise was zu Gerda, die beiden brachen das allgemeine Schweigen und eine kleine Unterhaltung kam in Gang. Ich blendete das alles aus und lehnte mich zurück. Starrte auf das Glas und hörte mich innerlich sagen: ‚Bitte, sag mir, was wir tun sollen. Gib uns eine Lösung.’ Das alles ließ ich in mich hineinsinken, die Frage war da. Die Antwort noch nicht.
„Wo ist eigentlich E!Liza? Sie muss doch irgendwo sein“, ließ sich wieder Bernd vernehmen. „Es heißt, sie gibt eine Stellungnahme ab. Das bedeutet, sie muss in der Nähe sein“.
„Im Verstecken war die schon immer gut“, antwortete Jimmi. „Die Frau ist wie ein Phantom. Gott weiß, wo sie die letzten Wochen gesteckt hat! Tatsache ist, sie könnte uns auch nicht helfen. Gerade sie nicht.“
„Und wo ist Julia?“ fragte Elisha. „Kriegt sie von all dem etwas mit?“
„Sie befindet sich in einer Klinik“, antwortete ich. „Sie ist immer wieder in Behandlung. Ob sie was mitkriegt... keine Ahnung“.
Wir diskutierten hin und her, vermuteten und spannen herum, aber letztlich gingen wir auseinander ohne eine Lösung zu haben.
Frustriert räumte ich die Sachen weg und trug sie in die Küche. Als alles sauber war, schnappte ich mir noch einmal mein Glas und setzte mich ans Fenster. Rob hatte hier gesessen, Block und Bleistift lagen auf dem Sessel. Das Licht der Straßenlaterne und des Mondes, der heute voll leuchtete, fiel auf die grauen Schattierungen seiner Zeichnung. Ich lächelte. Rob hatte wirklich Talent. Seine Figuren hatten einen so authentischen Ausdruck im Gesicht - verbissen, konzentriert, selbstbewusst und leidenschaftlich... genial, dachte ich. Und das
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